| Chapter Thirty |

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Ihre wunderschönen blauen Augen wurden groß und mit einem Schrei warf sie sich in meine Arme. Gequält atmete ich durch, doch drückte ich meine Schwester genauso fest an mich, die Schmerzen ignorierend. Unglaubliches Glück durchflutete mich und es fühlte sich an, wie Gold, welches mir durch die Adern floß.
Es war, wie ein schöner Sonnenaufgang, nach einem langen Winter.
Es war, wie ein gutes Buch, welches man in seinem Garten laß, umgeben von der ruhigen Natur.
Es war, wie nach Hause kommen, nach einem anstrengenden Tag.

Meine Schwester schluchzte an meiner Halsbeuge und ich spürte, wie auch mir die Tränen kamen. Kalt floßen sie mir über das Gesicht, doch ich wischte sie nicht weg, musste mich nicht schämen. Nach einiger Zeit trennten wir uns wieder und ich strich Sienna die langen, glatten, blonden Haare aus dem Gesicht.

„Was ist denn mit dir passiert?", fragte sie bestürzt und ich grinste sie an. „Ist eine lange Geschichte", winkte ich ab, doch sie zog mich ins Haus, wo ich erleichtert feststellte, dass Basti noch nicht von der Arbeit da war. „Erzähl mir alles, Quinny! Und wie kommst du eigentlich hier her? Und bleibst du über Weihnachten? Ich freu mich so, dich zu sehn!", schluchzte Sienna und nahm mich noch einmal in die Arme. „Und ich mich erst, Nana", erwiderte ich und zusammen setzten wir uns auf die Couch. Mit großen Augen wartete meine Schwester darauf, dass ich ihr alles erzählte und ich tat ihr den Gefallen.

Nachdem ich ihr jedes einzelne Detail erzählt hatte, sah sie mich mit offenem Mund an. „Scheiße, Quinny... Ich würde dir so gerne helfen...", murmelte sie traurig doch ich winkte ab. „Was sagten wir übers Fluchen? Und das tust du doch schon", erwiderte ich und schielte mal wieder nervös auf die Uhr. Wir hatten nur noch fünfzehn Minuten zusammen und mit jeder Sekunde, die verging, wurde ich trauriger. Ich wollte nicht schon wieder gehen, doch hatte ich keine Wahl. Wenn mich Basti hier finden würde, wäre ich schneller auf der Straße, als ich gucken könnte und nochmal fast zu erfrieren wollte ich echt nicht.

Wir redeten und redeten bis ich eine Autohupe von draußen hörte. Verzweifelt krallte sich Sienna bei mir fest, als ich aufstand und aus der Tür trat. „Ich will nicht, dass du gehst", schluchzte sie und behutsam strich ich ihr die Tränen aus dem Gesicht, während mir bewusst war, dass Marek uns wahrscheinlich beobachtete.

„Ich will auch nicht gehen", murmelte ich in ihr Haare, nachdem ich sie noch mal in eine feste Umarmung gezogen hatte. „Ich komm dich bald wieder besuchen, versprochen", schwor ich ihr und nur langsam ließ sie mich los. „Hab dich lieb, Nana", sagte ich zu ihr und fuhr ich sanft über den Kopf. „Ich dich auch, Quinny. Ganz doll", erwiderte sie und konnte gar nicht aufhören zu weinen. Mir war auch zum Heulen zu Mute, doch riss ich mich zusammen, da ich Marek diesen Anblick nicht gönnte. Mein Herz zog sich zusammen, als ich mich von Sienna löste und auf das Auto zu ging. Meine Finger zitterten, als ich die Türe öffnete und ich winkte meiner Halbschwester noch mal zu.

Gerade, als ich mich auf die Rückbank fallen lassen wollte, da auf dem Beifahrersitz schon Mareks Oma saß, spürte ich, wie mich weiche Hände zurück zogen und fand mich im nächsten Moment noch einmal in einer Umarmung von Sienna. „Ich werde dich so vermissen, Quinny!", schluchzte sie laut und beruhigend fuhr ich ihr über den Rücken. „Ich werde dich auch vermissen, Nana. Ich ruf dich bald wieder an, ja? Dann kann ich dir bestimmt wieder ganz viel Klatsch erzählen", versuchte ich sie zu trösten und zum Glück klappte es.

Leise lachte sie und ließ mich los. Sanft strich ich ihr die Tränen vom Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie schniefte noch einmal, ließ mich dann aber los. Schnell stieg ich hinter Marek ein und schloß die Türe, bevor ich es mir hätte anders überlegen können. „Entschuldigung", murmelte ich wegen der Verzögerung, doch Marek winkte ab und fuhr schweigend los.

Solange ich konnte winkte ich Sienna zu, bis sie aus meinem Blickwinkel verschwand. Sofort fühlte ich mich wieder leer und die Welt verlor etwas von ihren schönen Farben.

„Ich bin Quinn", stellte ich mich selbst vor und gab Mareks Oma umständlich meine Hand nach vorne. „Oh", murmelte die weißhaarige Frau und ergriff meine Hand, herumdrehen konnte sie sich jedoch wohl nicht mehr. „Henriette", stellte auch sie sich vor und ich roch, wie einen durchdringenden Parfümgeruch von ihr ausging.

„Wer war denn das junge Mädchen, Quinn?", stellte sie nach einiger Zeit die Frage, in der ich in meinen Gedanken versumpft war. „Meine Halbschwester", gab ich, recht kurz angebunden, von mir und hoffte, dass die alte Frau nicht weiterfragen würde, was sie zum Glück auch nicht tat. Stattdessen begann sie von ihren Katzen zu erzählen, von Minni, Tabby, Drago, Luna und so weiter und bald rauchte mir der Kopf vor lauter Kätzchen. Beinah die ganzen zwei Stunden Autofahrt erzählte Mareks Oma, doch war ich froh darum. Das war immerhin besser, als so eine seltsame Stille.

In Mareks Zuhause angekommen, beeilte ich mich auszusteigen, öffnete der Frau die Türe und half ihr heraus. Ihre braunen Augen funkelten mich freundlich an und ich war froh, dass sie mich nicht fragte, wieso ich so mitgenommen aussah. Zusammen liefen wir die Einfahrt zum Haus entlang und natürlich erzählte Henriette weiter von ihren Kätzchen.

An der Eingangstür angekommen öffnete Marek sie mit seinem Schlüssel und sofort kam uns Minella entgegen. Die Ärztin trug nun ein wunderschönes, blaues Kleid, welches ihrem schmalen Körper schmeichelte und hatte ihre dunklen Haare nach oben gesteckt. „Henriette! Schön, dass du da bist. Wie war die Fahrt?", begrüßte sie ihre Schwiegermutter und umarmte diese.

„Ella, Schatz! Danke für die Einladung. Die Fahrt war toll, wo habt ihr denn diesen jungen Mann auftrieben? Der gefällt mir", lachte die ältere Frau und zeigte auf mich. Sofort lief ich rot an und verschränkte schüchtern meine Finger ineinander, da ich total überfordert mit diesem Kompliment war. Minella lachte auf und zwinkerte mir zu. „Na los, dass Essen ist bald fertig", erwiderte die Ärztin und ich war froh, über den Themenwechsel.
„Komm mit, Quinn. Zeit die Familie kennenzulernen".

Oh nein...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now