| Chapter Forthy-Five |

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Gedankenverloren strich er mir über einen der vielen blauen Flecken an meinem Arm und ich hätte so einiges gegeben, damit ich seine Gedanken hätte lesen können.
Meine Haut, die er berührte, begann unter seinen Fingern zu kribbeln und ich verstand nicht, wieso mich seine Nähe und seine Berührungen so aufwühlten.

Seit zwei Stunden saßen wir nun schon an Mareks Schreibtisch und er stellte sich sogar gar nicht so blöd an, meinen Erklärungen zu folgen.

„Woran denkst du?" fragte ich leise nach und er hob den Blick, um mich anzusehen.
„Sie hatten kein Recht, dich zu verprügeln", gab er ernst zurück und ich atmete überrascht durch.

Meinte er das etwa ernst?
Seit wann war er für mich und gegen seine Freunde?
„Auch, wenn du nervst", grinste er nun. „Außerdem, wenn jemand dich schlagen darf, dann bin ja wohl ich das".

Ich schüttelte den Kopf und verdrehte meine Augen, um meine Nervösität einfach weiter zu überspielen.
Warum spielte er jetzt den Einfühlsamen?
Sicher fühlte er sich einfach nur schlecht, weil ich ihm Nachhilfe gab, während seine Kumpels daran ja irgendwie Schuld waren.

„Mach dich nicht lächerlich, du hättest keine Chance gegen mich", stichelte ich ihn an und genoß sein Zähneknirschen.
„Komm, wir machen die Aufgabe noch und gehen dann schlafen, ja?".
Gequält nickte er und ich wendete mich wieder dem Schulbuch zu.
Meinen viel zu schnellen Herzschlag ignorierte ich einfach.

Ich fühle seine Hände, überall.
Seine ekligen, langen Finger streichen über meine Brust und panisch wimmere ich auf.
„Bitte, lassen Sie das", bettle ich den alten Mann an und sehe nach oben in dessen Gesicht, welches er hinter einer Maske versteckt hält. Ich erblicke nur seine bestialischen Augen dahinter hervor leuchten, was mich an den Teufel erinnert und das Bild brennt sich in mein Gedächtnis.
Mein ganzer Körper steht unter Strom und die Tränen fließen mir unaufhaltsam die Wangen hinab.
Immer weiter betatscht der Alte meinen kleinen Oberkörper, fährt über meine Brust, während ich immer wieder versuche, von ihm wegzukriechen. „Halt endlich still!", fährt er mich wütend an und verpasst mir kurzerhand eine Backpfeife. Ich schreie und weine, während ich mir die schmerzende Stelle halte.
Ich kann nicht glauben, dass sie mir das antut...!
Verzweifelt kneife ich meine Augen zusammen, doch auch da finde ich keine Hilfe, sehe ich doch nur das Bild meiner kleinen Halbschwester vor mir, die mir aus den Armen gerissen wird. Ich klammere mich an die Hoffnung, sie wieder zu sehen, während ich versuche, die Hände des alten Mannes zu vergessen.
„Du musst auch Geld verdienen", hat Karina gesagt und ich habe einfach nur genickt. Sie hat versprochen, Sienna zurück zu holen, wenn ich auch Geld beschaffen würde.
Also kneife ich einfach meine Lippen zusammen, während ich seinen Mund an meinem Hals fühle. Es ist so widerlich, aber ich sage nichts mehr. Ich darf nicht.
Meine Finger zittern und mein Herz rast davon, doch ich muss ruhig bleiben.
Langsam wandern seine Hände tiefer, sein Keuchen dröhnt in meinen Ohren.
Ich bekomme eine Gänsehaut, mein Bauch zieht sich zusammen.
Am liebsten würde ich schreien, aber ich traue mich nicht.
Ich fühle seine ekelige Hand...

„Quinn! Wach auf!", hörte ich etwas an meinem Ohr rufen und panisch nach Luft schnappend richtete ich mich auf. Schnell blinzelte ich, um meine Augen an das Licht der Deckenlampen zu gewöhnen.
Verwirrt schaute ich mich um und entdeckte Marek neben mir sitzen, seine Hände auf meinen Schultern, sein Gesicht so weiß, als hätte er einen Geist gesehen.

„Was ist passiert?", fragte ich und wunderte mich darüber, dass meine Stimme so rau und mein Hals so kratzig war. „Du hattest einen Albtraum", kam es als Erklärung und er ließ meine Schultern los.
Müde fuhr ich mir über das Gesicht und stellte erschrocken fest, dass es nass war.
Was zum Teufel?

Wie ein Faustschlag strömten die Erinnerungen des Traumes auf mich ein und mein ganzer Körper schüttelte sich.
Shit...
Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren? Ich hatte das doch alles so gut unter Kontrolle!

„Was hast du geträumt?", erkundigte sich Marek nun und sah mich mit großen Augen verständnisvoll an. Dieser Gesichtsausdruck wollte so gar nicht zu dem Marek passen, den ich kannte und verwirrt schluckte ich, um den seltsamen Kloß los zu werden.
„Nichts", murmelte ich und ließ mich wieder in die Kissen sinken.

Erschöpft, ich war so erschöpft...
So müde.

„Quinn... Du hast geschrien, um dich geschlagen und geheult, nach nichts sah das nicht aus", erwiderte er böse und ich bildete mir sogar ein, Sorge in seiner Stimme zu hören.
Überfordert, da ich ihm nicht erzählen wollte, was ich geträumt hatte, drehte ich mich von ihm weg und wickelte mich in die warme, beschützende Decke ein. Mein ganzer Körper zitterte und mein Magen krampfte, sodass ich kurz dachte, mich übergeben zu müssen. Bevor ich es aufhalten konnte spürte ich schon wieder die eiskalten Tränen über mein Gesicht fließen und legte mir eine Hand auf den Mund, um die Schluchzer zu unterdrücken.
Ich wollte nicht daran denken, ich wollte nicht deswegen heulen, nicht vor ihm. Das ging ihn alles nichts an!

„Quinn...", flüsterte er und ich spürte seine Hand an meinem Rücken. Erschrocken von der Berührung zuckte ich zusammen und er zog seine Hand sofort zurück. „Geh weg", murmelte ich zwischen zwei Atemzügen und hätte mich selbst schlagen können.
Ich klang wie ein kleines Baby!
Reiß dich zusammen, verdammt!

Marek seufzte, stand auf und löschte das Licht.
Gerade, als ich erleichtert aufatmen wollte, da ich dachte, dass er sich verzogen hatte, spürte ich unglaubliche Hitze an meinem Rücken brennen und drehte mich danach um.

Es war dunkel im Zimmer, doch eine kleine Lampe an Mareks Schreibtisch spendete etwas Licht, sodass ich mich direkt seinen dunkelgrünen Augen gegenüber sah.
Überfordert und panisch rutschte ich etwas von ihm weg, doch er folgte mir einfach und mit einem Ruck zog er mich an sich.

Ich hasste ihn! Ich hasste ihn so sehr!
Ich wollte mich von ihm befreien, wollte gerade keinerlei Körperkontakt, doch das war ihm egal. Er hielt mich fest, bis ich nach gab und mein Gesicht in seine Halsbeuge vergrub. Seine starken Arme hatte er beschützend um mich gelegt und fuhr mit einer Hand beruhigend über meinen Rücken, während ich in seinen Pulli schluchzte.

Ich weinte und wimmerte und konnte nicht mehr aufhören, als hätte man einen Damm gesprengt. Das ganze Wasser, welches dieser zurück gehalten hatte, strömte auf mich ein, ertränkte mich und ich musste krampfhaft nach Luft schnappen.
Es fühlte sich seltsam an meine alten Wunden zu öffnen, während es ausgerechnet Marek war, der mich dabei fest hielt, mich dabei zusammen hielt.

„Willst du es mir erzählen?", hörte ich seine Stimme sanft nachfragen, als ich mich nach einiger Zeit beruhigt hatte und ich drückte mein Gesicht noch tiefer in seine Halsbeuge.
Sein Geruch strömte in meine Nase und ich war mir sicher, dass ich diesen nie wieder vergessen konnte.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now