| Epilogue |

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Lesenacht (7/7)
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*Quinns PoV*

So sanft ich konnte drückte ich Mareks Hand.
Der Tag war kalt und trist und das sollte er auch.
Marek erwiderte den Händedruck und  ich wischte mir eine Träne von der Wange.

Das Grab war schön.
Wunderschön sogar.
Doch es reichte nicht an Minellas Schönheit heran.
Ich werde es wohl nie verstehen, wieso so gutherzige Menschen immer zu früh gehen müssen.
Die Beerdigung zog sich, doch gleichzeitig war sie schneller vorbei, als ich gedacht hatte.

Die Tage nach dem Abi-Ball kamen mir wie in einem Traum vor.
Nachdem sich Marek geoutet hatte, war...
Eigentlich gar nichts passiert.
Denn niemand hatte sich getraut etwas zu sagen.
Alle hatten Angst vor ihm.

Das Chester herum gelaufen war und jeden blöd angemacht hat, der uns auch nur zu lange angesehen hatte, hatte wahrscheinlich auch dazu beigetragen.
Nachdem auch Ches, Silas, Timba und Yoldas von Karims und Killians Taten erfuhren, waren sie schockiert und waren sich einig, die beiden aus ihrer Freundesgruppe auszuschließen. Sie entschuldigten sich alle bei mir, für alles was passiert war und ich nahm die Entschuldigungen an.

Warum an Vergangenem festhalten und sich weiter wehtun, wenn sich loslassen so viel besser anfühlte?

Wir tanzten und wir lachten und wir tranken und wir waren glücklich.
Sterne funkelten in seinen Augen, als Marek sich zu mir runter gelehnt und mir in mein Ohr geflüstert hatte: „Ich liebe dich, Quintus Jamie Dekker. Ich liebe dich mit allem was ich habe und ich hoffe, du verprügelst mich, wenn ich es mal wieder versaue".

Noch nie war ich so glücklich gewesen, wie in diesem Augenblick.

Leider hielt unsere Freude nicht lange an.
Als mir Marek am folgenden Tag beichtete, wie es wirklich um seine Mom stand, war ich schockiert.
Sofort hatten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus gemacht.
Minellas restliche Zeit hier hatte sie mit ihrer Familie verbracht und ich war stolz darauf sagen zu können, dass ich mich mittlerweile auch hierunter zählte.

Ich war für Marek da, als sie für immer ihre Augen schloss und hielt ihn ganz fest, damit er nicht auseinander brach.
Wir weinten viel zusammen, verbrachten manchmal Tage einfach nur kuschelnd im Bett, ohne viele Worte konnten wir uns trösten.

Die Zeit nach Minellas Tod war seltsam, doch zusammen, mit der ganzen Familie, überstanden wir es.
Bis diese Wunde heilen würde, musste jedoch noch viel Zeit vergehen, das wusste ich.

Als sich dann ganz langsam etwas Alltag einstellte, musste sich Marek dann überlegen, was er machen wollte.
Er haderte lange mit sich, bis er dann ein Sportstudium in der Nähe anfing und in der Freizeit wieder in ein Schwimmteam ging.
Chester hatte ein Informatikstudium in München angefangen, weshalb wir uns leider seltener sahen, doch telefonierten wir regelmäßig, um uns auf dem Laufenden zu halten.
Auch mit Nana traf ich mich jedes vierte Wochenende und ich war erstaunt, wie sie fast jedes mal von einem neuen Typen erzählte. Sie war eine richtige Herzensbrecherin.

Während ich mit Joy, Griff und Isa das Abi machte, arbeitete ich nebenher in Eriks Firma, um wenigstens etwas Geld selbst zu verdienen.
Es gab nunmal Gewohnheiten, die man nicht ablegen konnte.

Das Leben war nunmal das Leben.
Manchmal schlägt es dich auf den Boden, zermalmt dich unter seinen Sohlen und liebt es dich dabei schreien zu hören.
Manchmal schenkt es dir jedoch auch Momente, Menschen und Gefühle, die dich weiter machen lassen, die dich weiter leben lassen.
Wir können uns unser Leben nunmal nicht aussuchen, doch wir können es aktiv gestalten.
Wir haben es in der Hand.
Machen wir was draus!

„Quinn? Hast du den Käse eingepackt?", hörte ich ihn von oben rufen, während ich bereits ungeduldig an der Türe wartete. Laut seufzte ich und verdrehte die Augen. „Ja-ha! Jetzt komm endlich, sonst kommen wir zu spät!", antwortete ich Marek und trat vom einen Bein auf das andere.
Als mein Freund dann die Treppen unserer gemeinsamen Wohnung herunter kam, hielt ich den Atem an.

Er hatte immer noch die gleiche Wirkung auf mich, wie damals.
Sein mittlerweile noch breiterer Oberkörper steckte in einem engen, schwarzen Shirt und seine kurze Shorts zeigten seine trainierten Waden.
Mein Mund wurde trocken, als ich schnell weg schaute und mich zur Türe drehte, den Picknickkorb in meiner Hand.

Wären wir nicht im Park mit Chester und seiner Freundin Lea verabredet, würde ich nun viel lieber Marek, als später den Käse, vernaschen.

„Das habe ich gesehen", hörte ich seine dunkle Stimme hinter mir und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Verdammt noch mal, wie konnte dieser Typ nur so einen Einfluss auf mich haben?!
„Ich weiß nicht, was du meinst", tat ich auf unwissend und wollte schon das Haus verlassen.

Plötzlich spürte ich seine Hände an meinen Schultern und ich wurde herum gedreht. Der Korb fiel zu Boden, als Marek sich gegen mich presste und seine Lippen ausgehungert auf meine drückte.
Dann entfernte er sich wieder etwas von mir und fuhr mit seinen Fingern über meine Wange.

Mein Bauch kribbelte, als er mich so ansah.
Seine Augen glitzerten.
Meine strahlten ihm entgegen.

Grün traf auf Blau.
Blau auf Grün.

Und während ich so in seine Augen sah, da fiel ich.
Fiel, wie die Sterne vom Himmel.
Direkt in seine Arme.

I've fallen like the stars, fallen in love.

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Hey ihr!
Ein letztes mal wollte ich euch hier grüßen.
Ein letztes mal möchte ich mich bedanken, dass ihr diese Reise mit mir gemacht habt.

Wie geht es euch?
Was sagt ihr zu dem Ende?

Lasst mir doch ein letztes mal eure Gedanken da.
Uff, ich werde euch echt vermissen!

Eure Ella

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now