| Chapter Sixty-Eight |

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„Quinn! Bin ich froh dich zu sehen, man!", wurde ich überschwänglich begrüßt und fand mich wenige Augenblicke später in einer festen Umarmung wieder.
„Du erdrückst mich!", versuchte ich auf meine Ermordung aufmerksam zu machen, woraufhin mich Chester langsam lachend los ließ. „Sorry, Kumpel. Ich hab dich einfach so vermisst. Komm rein!", zog mich mein bester Freund in sein Haus und sofort genoss ich die angenehme Wärme.

Der mir bekannte Duft der Familie Kayser kam mir entgegen und tief durchatmend folgte ich Chester in sein Zimmer, welches ich blind gefunden hätte.
„Mom und Dad sind noch zu Hannah und Bernd gefahren, also sturmfrei! Ich wollte die Jungs einladen, ich hoffe, dass ist okay?", redete Ches munter weiter, als wäre es wie früher, während wir uns auf sein Bett setzten.
Mein Herz rutschte mir in die Hose.
Na toll, jetzt war ich extra weggelaufen, nur um Marek gleich wieder zu begegnen?!

„Um ehrlich zu sein, Ches...", murmelte ich, spielte nervös mit meinen Fingern und mied den Blick meines besten Freundes.
Dass ich ihn so sehr vermisst hatte, fiel mir erst jetzt auf und das machte alles nur noch schwerer.
Ich war so ein schlechter Freund... Unehrlich, egoistisch, arschig.
Ich musste ihm endlich die Wahrheit sagen!

Ich spürte seine musternden Blicke, hörte sein Gehirn rattern. Natürlich hatte er meine blauen Flecken gesehen, trotzdem sagte er nichts, obwohl ihm das gar nicht ähnlich sah...
„Was ist denn los?!", fiel ihm mein Gefühlszustand auf und ergriff meine Hände, damit ich diese nicht weiter verschränken konnte.

„Sprich mit mir, Quinn, was ist passiert?!", legte er sofort nach und machte mich damit ganz nervös.
Wie sollte ich es ihm bloß sagen?!
„Bitte sage nicht... Wieso bist du hier? Wirklich nur, weil du zu mir wolltest?", schien ihm ein Licht aufzugehen und mal wieder nahm ich diese Ablenkung von dem eigentlichen Problem dankend an.

„Ches... Kann ich eine Weile hier bleiben?", murmelte ich und konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. „Quinn, Hallo! Schau mich an. Was ist passiert? War es Ben? War er das in deinem Gesicht? Glaub nicht, dass ich es nicht gesehen hätte, aber ich will dich doch zu nichts zwingen, man. Ich hab das Gefühl, dass ich dich erdrücke, aber das will ich doch gar nicht! Du musst mir nichts erzählen, okay! Naja, irgendwie ja schon, ich will es wissen, aber es soll von dir kommen. Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Ich glaube, ich enge dich zu sehr ein. Ich mach mir nur immer solche Sorgen um dich, weißt du... Du bist doch mein bester Freund und ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passiert, aber ich will dich zu nichts drängen, aber auf der anderen Seite, da-", redete und redete und redete Chester und verhedderte sich selbst in seinen Worten und Aussagen und, da ich nicht weiter zuhören konnte, unterbrach ich ihn einfach, indem ich meine Arme um ihn schlang und ihn kräftig an mich drückte.

Ich war so gerührt, glücklich und gleichzeitig unglaublich traurig.
Würde er mich wirklich hassen, wenn er wüsste, dass ich schwul war?
Wenn ich solche Aussagen von ihm hörte, dann bezweifelte ich das, aber...
Shit.
Ich musste es ihm sagen!

„Bitte, Quinn. Schließ mich nicht aus. Ich will dir helfen", drückte mich mein bester Freund seinerseits an sich und ich nickte leicht.
„Es tut mir leid, Ches. Ich will dich doch gar nicht ausschließen, ich will es dir erzählen, aber... Immer, wenn ich anfangen will kommen solche doofen Gedanken dazu, weißt du. Ich versuche so krampfhaft mein Leben selbst in den Griff zu bekommen, die Kontrolle haben zu wollen, dabei weiß ich doch selbst, wie doof das ist und wie wenig ich die Kontrolle tatsächlich habe! Es macht mir nur solche unglaublich Angst, verstehst du... Ich denke ständig, dass ich alleine dastehen werde, dass du und die anderen sich von mir abwenden werden, ich... Ich versteh mich doch auch nicht. Zur Zeit wird mir einfach alles zu viel und ich kann meine Gedanken und Gefühle nicht in Worte fassen, es geht einfach nicht", gestand ich ihm und spürte, wie Chester mir sanft über den Rücken strich.

„Ich verstehe das doch, Quinn, ehrlich. Bitte denke nicht, dass du alleine bist, denn das ist nicht der Fall, ja? Bitte, schließ mich einfach nicht aus...", flüsterte er gegen Ende und mein Herz zog sich zusammen.

In diesem ganzen Durcheinander hatte ich nicht einmal daran gedacht, wie Chester sich dabei fühlte!
Ich dummer, egoistischer Arsch!
Natürlich tat ich ihm dadurch weh, andersrum wäre es ja genauso...
Was sollte ich nur tun...?

„Ja, es war Ben. Er hat mich überrascht, als ich aus dem Bad kam...", murmelte ich beschämt und konnte nicht glauben, dass ich meinen besten Freund tatsächlich weiter anlog.
So gerne würde ich ihm zuschreien, dass es Karim und Killian waren, doch ich traute mich nicht. Ich hatte Angst, dass ich einen Streit provozierte, an dem nur ich alleine Schuld war.
Das wollte ich einfach nicht.

„Fuck, Quinn. Wann war das?! Die Flecken sehen nicht frisch aus, man sieht sie ja kaum noch...", dachte Chester laut nach und ich nickte langsam, während wir uns los ließen. „Ja, es war nach der Weihnachtsparty", gab ich zu und sah, wie Chesters Augen mir enttäuscht entgegen blickten.
Ich hatte wirklich Scheiße gebaut...
Und je mehr ich redete, desto tiefer rutschte ich hinein.

„Quinn... Es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass du nicht mehr zu mir kommen kannst", begann er, doch ich unterbrach ihn sofort. „Nein, Ches, so ist das nicht! Ich... Ich habe mich einfach geschämt, verstehst du, ich...", suchte ich verzweifelt nach passenden Worten, doch fand sie nicht.
„Warst du jetzt die ganze Zeit weiterhin Zuhause?", fragte mein bester Freund nach einer kurzen Stille und ich schüttelte den Kopf. Wenigstens da wollte ich ihm die Wahrheit sagen.

„Nein, ich war bei Marek Zuhause. Seine Mutter hat mich durchgecheckt und meinte, dass ich beleiben sollte. Ich hab mich aber so schlecht gefühlt, immerhin sind Marek und ich... Nicht sooo gut befreundet und... Ich dachte, wenn du wieder da bist... Naja...", stammelte ich schon wieder herum und bekam einen sanften Schlag gehen die Schulter. „Du bist echt bescheuert, Quinn! Bitte, bitte, komm immer zu mir, okay! Versprich es mir. Mach den Schwur!", forderte er von mir und mein Mund wurde trocken.

„Scheiße, dass du das echt von mir verlangst...", murmelte ich, gespielt geschockt und sah das selbe schelmische Klitzen in Ches Augen. „Oh, doch. Sofort!", machte er die Situation deutlich und grinsend verschränkten wir unser kleinen Finger.

„Und jetzt sprich mir nach: Ich, Quintus Dekker", begann er und ich wiederholte seine Worte.
„...Verspreche hiermit...".

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now