| Chapter Sixty-Nine |

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Ich hoffte, dass ein Blitz mich traf und mich einfach tötete.
Niemals könnte ich den Schwur einhalten und das wusste ich...
Was hatte ich mir nur dabei gedacht?!

Jetzt betrog ich nicht mehr nur mich, sondern auch meinen besten Freund und unseren Schwur!
Ich war wirklich der schlechteste Freund auf der ganzen Welt!

„... Und meine Cousine Sarah hat endlich diesen Winston in die Wüste geschickt, die haben wirklich nicht zusammen gepasst, oder?", erzählte Chester weiter über sein Weihnachten bei der Familie und schaute starr auf dem Bildschirm, auf welchem wir ein Spiel zockten.
Ich nickte nur und versuchte zu gewinnen, doch Ches war einfach besser, als ich.

„Ha, schon wieder gewonnen!", jubelte er und schob sich grinsend noch ein Gummibärchen in den Mund.
„Ich hab keine Lust mehr", seufzte ich und ließ mich zurück in die Kissen sinken.
„Das wird sich wohl nie ändern, du Verlierer", grinste Ches und nahm sein Handy in die Hand, nachdem er den TV ausgeschalten hatte.

„Quinn, wäre es okay, wenn die anderen noch kommen? Wir würden zusammen lernen? Aber, wenn es dir wirklich unangenehm ist, dann sag es ruhig. Ich dachte halt jetzt, wo du dich auch gut mit Marek verstehst und so...", verhaspelte sich Chester immer mehr und ich bemerkte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
„Alles gut, Ches, ehrlich. Wenn ich keinen Bock mehr auf euch habe, dann gehe ich einfach ins Wohnzimmer", beruhigte ich meinen besten Freund und konnte mein Zittern nicht unterdrücken.

Ich wollte Marek nicht sehen.
Eigentlich nie wieder.
Aber ich spürte, wie all meine Organe schneller arbeiteten, bei dem Gedanken, die dunkelgrünen Augen wieder zu sehen.
Shit, freute ich mich oder war ich aufgeregt?
Oder beides?
Verdammte Scheiße!

„Ich bin echt nervös, um ehrlich zu sein", gab Ches zu und stand nun vom Bett auf. „Vor den Prüfungen?", vergewissterte ich mich und sah, wie er nickte. „Quatsch! Du schaukelst das doch mit Links! Ein Chester Alexander Kayser lässt sich doch von solchen läppischen Prüfungen nicht einschüchtern!", rief ich, als ich sah, wie er seine Haare raufte. Noch nie hatte ich meinen Kumpel so gesehen. Normalerweise gab er sich bei sowas immer total cool...

„Du verstehst das nicht, Quinn. Du musst kaum lernen und schreibst immer gute Noten. Versteh mich nicht falsch, natürlich gönne ich dir das, aber in Sachen Lernen und Prüfungsangst kannst du echt nicht mitreden", erwiderte Chester und ich war doch etwas überrascht.
Mein schlechtes Gewissen meldete sich mal wieder und ich wurde mit ihm nervös.
Mir war all das noch nie so bewusst gewesen...

„Wenn du willst, kann ich mit dir lernen", bot ich ihm deshalb an und sah, wie Ches überrascht aufsah. „Das ist lieb, aber du hattest den Stoff doch noch gar nicht", lächelte er schief und ich wurde etwas rot, während ich mich am Nacken kratzte. „Naja... Um ehrlich zu sein hab ich schon etwas mit Marek gelernt. Also... Ein bisschen kann ich", gab ich dann zu und spürte den stechenden Blick aus seinen grauen Augen.

„Was passiert hier?", flüsterte er und erschrocken sah ich meinem besten Freund an. „Hmh?".
„Seit wann seid ihr zwei so gut?", kam noch die Nachfrage, während er auf mich zu kam, zurück zum Bett, auf welchem ich noch saß.
Irgendwie fühlte ich mich ertappt und mein Herzschlag schoss unangenehm in die Höhe. Dann änderte sich sein nachdenklicher Gesichtsausdruck zu einem belustigenden.

„Oder... Läuft da etwa was zwischen euch?".
Mein Herz rutschte in dir Hose, mein ganzer Körper gefrohr und kurz dachte ich, dass ich mich übergeben müsste.
Scheiße...

„N-Nein... Nein! Was denkst du denn?! Oh Gott, Ih!", wehrte ich mich verhement gegen seine Anschuldigung und versuchte alle Gefühle zu unterdrücken.
„Phu, ey. Kurz dachte ich schon, man. Das wär ja echt krank", lachte Chester und hatte keine Ahnung, wie er mir dabei das Herz heraus riss.

Ich wusste es.
Ich würde mich hassen...
Er wird mich hassen!
Atmen, Quinn. Einfach weiter atmen, einfach weiter lächeln.
Bloß nicht heulen!

„Okay, mit was fangen wir an?", unterbrach Chester meinen Monolog und krampfhaft drängte ich alles schlechte von mir.
„Wie wärs mit Mathe? Da kenn ich schon einiges", schlug ich vor und setzte mich dann mit Ches an dessen Schreibtisch, als dieser zugestimmt hatte.

Nicht darüber nachdenken, Quinn.
Atmen...
Atmen!
Verzweifelt stürzte ich mich in die Aufgaben.

„Hallo, Quincy! Naa, wie geht's?", begrüßte mich das dunkelhaarige Arschloch und ich presste meine beiden Kiefer so fest aufeinander, dass sie knirschten.
Karim grinste einfach nur weiter, schien das egal zu sein, aber mir zeigte es, wie sehr ich ihn tatsächlich hasste.

Einerseits hatte ich Angst vor ihm.
Seine Schläge und seine Worte steckten mir noch tief in den Knochen.
Auf der anderen Seite brannte sich neben der Panik eben auch die Wut ihren Weg durch meinen Körper und ich versuchte krampfhaft all das zu unterdrücken.
„Ja, wie geht es dir, Quinn?", trat Killian nun nach Karim in das Wohnzimmer und ich presste meine Hände zu Fäusten zusammen.

„Haltet beide euer doofes Maul", hörte ich seine tiefe Stimme und erst jetzt sah ich richtig auf.
Seine dunklen Haare saßen perfekt, seine Klamotten sahen gut an ihm aus und seine Augen strahlten mir entgegen.
Ich schluckte, um den seltsamen Kloß los zu werden und sah ihn wohl genauso überrascht an, wie die anderen im Raum.

„Schaut nicht so blöd. Hab heute keinen Bock auf euer dummes Gelaber", rechtfertigte sich Marek, als er sich ebenfalls an den großen Tisch setzte. „Oh oh, da klingt jemand schlecht gelaunt", hörte ich Yoldas lachen, als dieser sich neben Timba an den Tisch setzte.
Ich bekam kaum etwas mit, während sich die anderen begrüßten.

Krampfhaft starrte ich auf das Blatt vor mir und versuchte Mareks Anwesenheit einfach auszublenden.
Zu meinem Leidwesen setzte genau dieser sich jetzt auch noch links neben mich.
Mein ganzer Körper stand unter Strom und nervös wippte mein Bein auf und ab.

Rechts von mir saß zum Glück Ches, neben diesem Silas. Gegenüber davon hatten sich Karim, dann Killian nieder gelassen. Daneben und gleichzeitig mir gegenüber saß Timba und zum Schluss Yoldas.
Verwirrt schaute ich zu dem hübschen Jungen mit den Dreadlocks und versuchte etwas festzustellen, doch es passiert immer noch nichts.
Kein Aufgeregtsein wegen ihm, kein Herzklopfen, gar nichts.

„Mit was fangen wir an?", hörte ich Timbas ruhige Stimme, als jeder sein Zeug ausgepackt hatte und konnte es immer noch nicht glauben, dass diese Typen echt lernten.
Ich wusste gar nicht, dass die das überhaupt konnten!

Mein Bein wippte immer schneller auf und ab, je länger ich Mareks Wärme neben mir fühlte.
So unauffällig wie möglich rückte ich weiter in Chesters Richtung und fühlte ab und zu den Blick aus seinen dunkelgrünen Augen, was ich jedoch gekonnt ignorierte.

„Mathe", seufzte Ches und ich konnte mir gut vorstellen, dass er heute Nacht Albträume von den Formeln haben wird, da wir schon vorher ewig zusammen Aufgaben gelöst hatten.
„Was machst du da?", hörte ich Marek fragen, während er auf mein beschriebenes Blatt schielte. Dabei lehnte er sich zu mir und legte unauffällig eine Hand auf mein zuckendes Knie. Seine Berührung sendete Schauer über meinen Körper und sein Duft stieg mir in die Nase.

„Wieso so nervös, Quintus?", flüsterte er mir ins Ohr und meine Nackenhaare stellten sich auf.
„Wer sagt denn, dass ich nervös bin, Marinek?", erwiderte ich genauso leise und musste beschämt feststellen, dass Chester uns einen komischen Blick zuwarf.
Marek kicherte leicht und entfernte zum Glück seine Hand wieder, denn seine Berührungen machten mich verrückt.

Die Jungs redeten noch etwas über ihr Weihnachten, wobei zum Glück niemand bei mir nachfragte, beziehungsweise hatte Marek auch keine Interesse das an die groß Glocke zu hängen.
Da ich Chester bereits das erzählt hatte, was er wissen durfte, fragte auch er nicht nach. Sicher war ihm klar, dass es unangenehm werden würde.
Dann wurde sich tatsächlich auf Mathe fokussiert.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now