| Chapter Thirty-Five |

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„Nichts, gar nichts ist falsch mit dir!", schniefte ich und erst jetzt fiel mir auf, dass auch ich weinte. „Du bist Marek Pawlow. Deine Lieblingsfarbe ist Dunkelblau und du isst gerne Karotten mit Mayo, was, nebenbei mal gesagt, echt ekelig ist. Du niest unglaublich laut, sodass sich alle immer dabei erschrecken. Du ziehst immer deine Augenbrauen zusammen, wenn du über etwas nachdenkst, weshalb du schon so eine kleine Falte auf deiner Stirn hast. Komisch, dabei denkst du doch gar nicht so viel, oder?", sprudelten die Worte so aus mir heraus, ohne, dass ich darüber nachdenken konnte.

Ich sah, wie sich Mareks Augen bei meinen Worten etwas weiten, doch ließ ich mich davon nicht stoppen. „Mit dir ist nichts falsch, egal, wen du liebst oder anziehend findest, Marek. Dafür kann niemand etwas und man kann es auch nicht ändern, also musst du damit leben und jeder, der das nicht akzeptieren kann, soll sich verpissen! An dir ist nichts falsch. Du bist genau so richtig, wie du bist".

Selbst überrascht von meinen Worten hielt ich den Atem an und starrte zu dem Typ, den ich schon so lange hasste, hinüber. Wieso wusste ich so viel von ihm?

Marek war still, sah mich nur an und je länger er nichts sagte, desto nervöser wurde ich. War es falsch gewesen, ihm das zu sagen, fast schon zu gestehen?
Ich fuhr mir durch meine Haare und wusste, dass mich der Dunkelhaarige dabei beobachtete. Dann spürte ich seine warmen Finger, die meine Hände nahmen und sie von meinem Kopf trennten. Elektrisierend floß seine Wärme auf mich über und nervös biss ich mir auf meine Lippen.

„Danke, Quinn", flüsterte Marek und sein Gesicht war meinem unglaublich nah. Sein Blick hielt mich gefangen und ich schaffte es nicht mal einen Finger zu rühren.

Alles war still, mein Herz, mein Körper, mein Kopf. Alles war eingefroren, alles blieb stehen, als herrschte ein Defekt, welcher alles lahm legte.

Seine Lippen waren meinen nah, so unglaublich nah und ich spürte, wie mein Mund zu kribbeln begann. Die Sekunden zogen vorüber und mein Herzschlag wurde immer schneller. Wenn er nicht bald was tat würde ich Wohl oder Übel an einem Herzinfarkt sterben...

„Tatsächlich denke ich mehr, als du", murmelte er plötzlich und mein Gehirn brauchte kurz, um das Gesagte zu verstehen. „Hmh? Wer's glaubt, wird selig", gab ich zurück und entwendete ihm meine Hände, während ich mich etwas von ihm zurück zog.

Der Moment, was auch immer das gewesen war, war vorbei und zum Glück sprang mein Kopf wieder an. Was war nur los mit mir, verdammt?!
„Hast du das alles ernst gemeint?", fragte Marek schüchtern nach und ich bildete mir ein, etwas Röte in seinem Gesicht aufblitzen zu sehen, doch war es zu Dunkel, um mir darüber sicher sein zu können. „Jedes Wort", beantwortete ich ihm ernst und ehrlich seine Frage und stand auf, um zur Couch zu gehen.

„Quinn?". Verwirrt blieb ich stehen. „Ja?". Kurz war er wieder still, sodass ich schon genervt weiter laufen wollte. „Kommst du nochmal her?", murmelte er und etwas an der Art, wie er es fragte, ließ meine Hände zittern. Nervös schluckte ich, entschied mich dann für die dümmeren Möglichkeit und kroch zurück in Mareks Bett.

„Kannst du mich bitte festhalten?", flüsterte er etwas gebrochen und mein Herz stach in meiner Brust. Wortlos legte ich meine Arme um Mareks Oberkörper und ließ mich mit ihm in die Kissen sinken.
Verdammt, was tat ich hier bloß?!

Beruhigend strich ich dem Dunkelhaarigen über den Rücken und fühlte seine harte Muskeln unter meinen Fingern. Sein Kopf hatte er gegen meine Brust gepresst und ich spürte es nass werden, während seine Schultern zuckten. Völlig überfordert drückte ich Marek näher an mich, erkannte den gemeinen Typen gar nicht wieder. Sicher, dass die beiden der gleiche Mensch waren?

Marek zeigte mir gerade eine ganz andere Seite von ihm, eine gefühlvolle, sensible und zerbrechliche Seite und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, denn zu sehr erkannte ich mich selbst in seiner Zerrissenheit. Ja, ich meinte die Worte ernst, ob ich selbst daran glaubte war aber wieder eine andere Geschichte...
Für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich Marek nah, so nah, wie es nur bei Sienna der Fall war. So nah, dass ich glaubte ihn zu verstehen und ich glaubte, verstanden zu werden.
Für einen kurzen Augenblick war es für uns beide okay zerbrechlich zu sein und zu fallen.

Schon lange hatte ich nicht mehr so gut geschlafen, war mein erster Gedanke, als ich die Augen öffnete. Als ich etwas nach oben schielte, wusste ich auch, wieso. Ich lag in den Armen des Dunkelhaarigen, mein Kopf auf dessen Brust und überfordert bewegte ich mich nicht, damit er nicht aufwachte.
Ich wusste nicht, was ich denken, fühlen oder tun sollte, mein Kopf war wie leer gefegt.

Das Zimmer war bereits hell erleuchtet, da die Sonne von draußen durch die Fenster schien. Tief durchatmend betrachtete ich Mareks Gesicht, welches völlig entspannt noch viel schöner aussah und lauschte seinem starken und langsamen Herzschlag unter meinem Ohr. Als ich mich immer unwohler fühlte, bewegte ich mich etwas, um aufzustehen, wurde jedoch sofort von Mareks Armen gepackt und er drehte sich mit mir auf die Seite, während er etwas vor sich hin murmelte, sodass wir nun in einer Art Löffelchenstellung lagen.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als der Dunkelhaarige näher an mich heran rutschte, seinen Bauch an meinen Rücken presste und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Röte schoß mir ins Gesicht, als ich noch etwas anderes hartes an meinem Rücken spürte und versuchte peinlich berührt etwas von ihm wegzurutschen.

Marek schien nun langsam aufzuwachen und völlig überfordert stellte ich mich einfach schlafend. Der Junge neben mir gähnte und streckte sich erst ausgiebig, bis er mich dann zu bemerken schien. Kurz war es still und ich atmete tief ein und aus, als wäre ich immer noch im Land der Träume. Sanfte Hände legten sich an meine Schulter und drehten mich auf den Rücken. Verzweifelt versuchte ich mich nicht zu verraten, während ich nicht wusste, was Marek tat.

Starrte er mich gerade einfach nur an? Überlegte er einen weiteren fiesen Plan?
Mein Herz schlug schneller.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now