| Chapter Eighty-Six |

215 26 23
                                    

Hey, Kleiner.
Bist du sicher, dass du nicht reden willst?'.

Seit einigen Minuten starrte ich nun schon auf Chesters Nachrichten und wusste nicht, was ich antworten sollte.
Verdammt, ich wollte mit ihm reden!
Wirklich!
Es machte mich kaputt es nicht zu tun, aber...
Ich konnte einfach nicht.

„Alles okay?", hörte ich Marek hinter mir nuscheln und ich drehte mich zu ihm, um in sein Gesicht sehen zu können.
„Mhm", murmelte ich nur und ließ mich dann wieder gegen ihn sinken.
Sofort legte Marek seine starken Arme um mich und zog mich noch enger zu sich, sodass ich fast komplett auf ihm drauf lag.

Als er began mit seinen Fingern durch meine Haare zu fahren, musste ich schlucken, denn meine Gefühle fuhren schon wieder Achterbahn.
Auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus, während er sich zeitgleich komplett entspannte.
„Du bist so bequem", grummelte ich und legte meinerseits meine Hände an seinen Kopf, um ihn zu graulen.

„Und ich dachte schon, ich bin dir nicht geil genug", erinnerte mich Marek an das, was ich ihm damals auf der Toilette an den Kopf geworfen hatte und nachdenklich ließ ich meine Finger durch seine weichen Haare wandern.
„Du hast mich halt beträngt", antwortete ich nur und hielt meine Augen geschlossen.
„Das meinte ich nicht so. Ich wollte nur herausfinden, was mit mir los ist. Zuerst wollte ich dich dadurch eben zwingen mit mir rum zu machen", lachte er. „Aber das machst du ja auch ganz freiwillig", hörte ich ihn kichern und ich entfernte beleidigt meine Hände von seinem Kopf.
Arschloch.

„Hey, wer hat dir erlaubt aufzuhören?", begann er sich sofort zu beschweren, nahm meine Hand und legte sie sich wieder auf den Kopf.
Augenverdrehend graulte ich ihn also weiter, konnte mir ein Grinsen aber nicht ganz verkneifen.

„Möchtest du ein bisschen lernen?", erkundigte ich mich bei dem Dunkelhaarigen nach dem Tagesprogramm und sah ihm nun wieder ins Gesicht.

Er sah nicht begeistert, aber dafür ziemlich heiß, aus.
Arg.

„Ich wüsste da etwas Besseres, was wir tun könnten", grinste Marek nun und ließ seine Hände langsam von meinem Kopf zu meinem Rücken und an meine Taille wandern.
Ich erschauderte und schloss genießerisch meine Augen.
Gott, gerne würde ich mich ihm jetzt hingeben, aber...

„Wir sollten wirklich-", begann ich zu protestieren, doch Marek ließ mich nicht ausreden, sondern drehte mich mit einem Ruck auf den Rücken.
Überlegen sah er auf mich hinunter, umschloss mein Gesicht nun mit einer Hand und küsste mich.

Ich versank in diesem Gefühl der Freiheit und legte meine Hände um seinen Hals.
Gott, wie ich das liebte.
Seine Berührung, sein Geruch, seine Hände auf meiner nackten Haut...
Ich war wie ausgehungert und er war mein Essen.

„Wir sollten wirklich lernen, Marinek", startete ich halbherzig einen letzten Versuch und stöhnte dann leise, als Marek über meinen Hals leckte. „Ja, sollten wir wohl, Quintus", murmelte er, während er sich eine Spur weiter zu meinen Brustwarzen küsste.

Mein Schoß pochte verlangend und ich drückte meinen Rücken durch, ihm entgegen.
Scheiße.
„Du verdammter...", stöhnte ich und suchte in meinem Kopf verzweifelt nach einer passender Beleidigung.
„Ja? Was denn?", hörte ich ihn lachen, als er immer weiter meinen Körper hinab erkundet.
„Du-", begann ich, wurde von ihm aber unterbrochen, als er an meiner Körpermitte angekommen war.

„Oh Gott...", war alles, was ich noch heraus bekam und ein „Ganz genau", war alles, was ich noch hörte, bevor alles vor mir verschwamm und dann irgendwann explodierte.

„Du musst das nur auf die andere Seite der Gleichung ziehen!", widersprach ich dem Grünäugigen nun langsam ungeduldig und sah, wie sich Marek sauer die Haare raufte. „Das macht doch alles keinen Sinn! So ein Billshit, man. Kein Schwein braucht das!", beschwerte er sich nun und ich bemerkte, dass sich seine Wut mal wieder verselbständigte.
Beruhigend strich ich ihm kurz über die Hand, nahm ihm den Stift dann aus den Fingern und räumte das Mathebuch weg.

Es war wichtig, dass ich reagierte, bevor seine Ausraster überhaupt passierten, zumindest laut Dain.
Wie genau?
Ja, wie genau?
Ich werde es ausprobieren müssen.
Diesmal versuchte ich ihn meine Ruhe spüren zu lassen und als ich aufstand, um die Schulsachen aufzuräumen, bemerkte ich erleichtert, dass es funktioniert hatte.

Marek saß entspannt an dem Tisch, an welchem wir nun ewig gelernt hatten, sah auf sein Handy und war nicht in eine Raserei ausgebrochen, wie er es noch vor ein paar Wochen getan hätte.

Je mehr ich von ihm wusste und je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, umso mehr wuchs mein Gespür dafür, seine Trigger-Punkte zu bemerken und zu vermeiden und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre deswegen nicht ein kleines bisschen stolz auf mich.

„Sollen wir wieder dein Reis kochen?", erkundigte ich mich dann bei dem Dunkelhaarigen und sah, wie auch er nun aufstand.
„Hmm", überlegte er und kam dann zu mir. Sanft legte er seine Arme um mich und zog mich zu sich. Auch ich legte meine Hände um ihn und würde der Quinn vor ein paar Monaten uns so sehen, würden ihm wohl die Augen aus dem Kopf fallen.

War es komisch, dass es sich total normal anfühlte, dass wir uns so umarmten?!
War es komisch, dass es sich anfühlte, als wäre ich frei und angekommen?
Ich wusste zumindest, dass es komisch war, dass wir das so oft taten.

„Wie wärs, wenn wir Pizza bestellen?", fragte er nun und ich sprang kurz auf der Stelle auf und ab.
„Verdammt, ja!", freute ich mich auf das Essen und bekam am Rande mit, wie Marek mich lächelnd losließ.
Ich verschwendete erst keinen Gedanken daran, warum er nett zu mir war.
Mir egal wieso.
Er war es und das machte mich fröhlicher, als es sollte.

Momentan verdrängte ich alles Negative einfach weiter und versuchte das Gute zu genießen.
Das Schlechte wird eh bald wieder über mich einfallen und mich zerreißen, also wieso mir nicht vorher einen Panzer aufbauen?

"Ich bestell kurz. Wie immer?", erkundigte er sich noch bei mir, während er sich sein Handy schon ans Ohr hielt. Ich nickte und ließ mich dann erschöpft auf das Bett fallen.
Nun hieß es wohl warten...

„Was würdest du zu deinem 14-Jährigem Ich sagen?", war ich wieder dran zu fragen und biss genüsslich von dem Stück Pizza ab. Der Geschmack breitete sich in meinem Mund aus und explodierte auf meiner Zunge. Mir egal wie oft Marek mir sagen wird, wie ungesund das ist. Ich liebte Pizza einfach.

„Zieh diese hässliche Mütze vom Kopf, man", antwortete Marek auf meine Frage und ich erinnerte mich an diese Mütze, die er früher tatsächlich oft getragen hatte. „Wieso? Die war doch süß", zog ich ihn, leicht lächelnd, auf und genoss sein blödes Gesicht dabei.
„Süß? Süß?! Die sollte heiß sein!", grummelte er böse und verschränkte die Arme vor der Brust.

Wir saßen auf dem Bett, die Pizzaschachteln zwischen uns und hatten beschlossen, dass wir unseren Deal wohl etwas pflegen sollten.
Ich grinste ihn an und nach einigen verkniffenen Blicken erwiderte er das Lächeln dann doch.
Das ihn das noch mal schöner aussehen ließ, ignorierte ich einfach.

„Und du?", erkundigte er sich nun bei mich und ich kaute schneller, um antworten zu können.
„So einiges...", murmelte ich dann. „Am Liebsten die Lotto-Zahlen".
Wir grinsten uns nur an und ich war froh, dass Marek diese Antwort akzeptierte, denn ich wollte nicht genauer darüber nachdenken.

„Okay, ich bin wieder dran... Hm", überlegte er laut und sah mir mal wieder dabei ewig in die Augen. Ich hielt seinen Blick, obwohl ich lieber hätte verlegen wegschauen wollte.
Ich hasste es, dass er diese Macht über mich hatte und ich betete, dass er nie erfahren würde, dass er sie besaß.

„Ah, hab was. Was ist deine seltsamste oder nervigste Eigenschaft?", fiel ihm eine Frage ein und ich musste nicht lange darüber nachdenken.
„Ich bin ein Suchti, in allem. Wenn ich ein Buch anfange, muss ich es durchlesen. Wenn ich eine Schokoladentafel anfange, muss ich sie fertig essen. Egal, was ich anfange, ich muss es beenden. Das ist verdammt anstrengend", beschwerte ich mich über mich selbst und sah, wie Marek von seinem Essen abbiss und mir dabei aufmerksam zuhörte.
Also nahm ich mein Stück Pizza wieder in meiner Hand und biss ebenso genießerisch davon ab.
„Und du?".

Das könnte ich ewig machen.
Mit Marek herum sitzen, Pizza essen und seiner Stimme lauschen.
Ich wünschte, das würde sich nie ändern.
Ich wünschte, so könnte ich mein Leben leben, bis zum Rest meiner Tage...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt