| Chapter Forthy-Four |

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„Was machst du da?", riss mich seine dunkle Stimme aus einer Matrizen-Rechnung und kurz schaute ich von meinem voll beschriebenem Blatt auf.
Zahlen, Buchstaben und Koordinatensysteme waren kreuz und quer darauf hingekritzelt worden, doch hatte ich noch immer den Durchblick.

Marek stand neben mir und seine dunklgrünen Augen sahen mir über die Schulter, ungläubig auf das Blatt. „Nach was sieht es denn aus?", grummelte ich wütend, da ich ihn nicht mal gehört hatte, als er herein kam und wollte mich weiter in die Aufgabe hinein denken. „Das sind aber meine Aufgaben?", murmelte er verwirrt und genervt legte ich den Stift weg. „Oh, Entschuldigung, dass ich Ihre Aufgaben erledigt habe, oh großer Meister", knurrte ich in seine Richtung und stand auf, um den Schreibtisch zu verlassen und mich auf die Couch zu flüchten.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Marek meinem Handgelenk packte und mich festhielt.
Sein Geruch stieg mir in die Nase und überfordert versuchte ich etwas Abstand zwischen uns zu bringen. „An diese Anrede könnte ich mich gewöhnen", grinste er mich an und verringerte die Distanz zwischen uns wieder.

„Du kannst den Stoff?", fragte er dann und zeigte etwas unsicher auf seine Schulunterlagen. Ich zuckte mit den Schultern und nickte nun. „Ist ja nichts Wildes", gab ich zurück und freute mich über sein ärgerliches Funklen in den Augen.
Für ihn war es wohl etwas Wildes...

Schnell verkniff ich mir ein Grinsen, um ihn nicht noch mal zu provozieren. Ein mal am Tag reichte mir.
„Zeigs mir", bat er und nun konnte ich mir ein Lachen doch nicht verkneifen. „Was?", erwiderte ich und schaffte es endlich unsere Hände zu trennen. „Erklärs mir!", forderte er, nun deutlich wütender, sodass ich auch langsam wieder sauer wurde. „Vergiss es", meckerte ich und machte mich auf den Weg zu Couch, um mich darauf fallen zu lassen.
Mit Verduß musste ich feststellen, dass Marek mir folgte.

„Bitte, Quinn. Ich versteh diesen ganzen Scheiß nicht!", erklärte er nun, während er sich nicht abschütteln ließ.
Ich glaube, der spinnt doch!
Als würde ich ihm irgendwas erklären, so wie er mit mir umging!

„Nicht mein Problem", murrte ich genervt und drehte ihm im Sitzen den Rücken zu.
„Na schön, was willst du dafür?", bohrte er nun widerwillig nach und interessiert horchte ich auf.
Moment mal.
Jetzt nichts übereilen, Quinn. Das ist deine Chance!

Grinsend drehte ich mich zu Marek herum, der an dem Rand der Couch saß und mich etwas bedröppelt ansah und dann die Augen verdrehte. „Ich blas dir keinen, bevor du das sagen willst", knurrte er mich an und ich war über seine Aussage überrascht.
„Ich heiß doch nicht Marek", grinste ich ihn an und beobachtete, wie sich sein Mund ebenso zu einem Lächeln verzog.
Dann fiel mir etwas ein und ich hoffte, dass er nun redseliger war, als sonst. Immerhin wollte er etwas von mir.

„Wo warst du?", fragte ich ihn, da er mindestens drei Stunden weg war.
Ich war weder neugierig, noch interessierte es mich.
Ich wollte es halt einfach wissen.
Mir doch egal, was der Typ sonst noch so tat.
Oder mit wem...

„In meiner Wohnung", kam die kurze Antwort von ihn, während er seufzte, als ging mich das alles nichts an.
„Wieso?", bohrte ich trotzdem weiter nach.
Wie gesagt, es interessierte mich eigentlich gar nicht.
„Weil du nervst", knurrte er und stand auf.

Es nervte mich, dass es ihn nervte, dass ich hier war und es nervte mich, dass es ihn so sehr nervte, dass er sogar vor mir flüchtete.
Wütend drehte ich mich wieder von ihm weg.
Sollte der Arsch doch selber schauen, wie er die Schule schaffen will! Es war ja kein Wunder, dass er schelcht war, wenn er nichts lernte und nur am Handy hing! Mein Problem war es auf jeden Fall nicht.

„Fick dich, Marek", knurrte ich, worauf von ihm ein: „Fick dich selber, Quinn", zurück kam.
Sehr erwachsen, wirklich. Er war doch hier das verdammte Kleinkind!
Arg, wie ich diesen Typen hasste!
Am liebsten würde ich ihn einfach nur grün und blau schlagen, doch vom verprügelt werden hatte ich erst mal eine Weile genug...

„Was ist jetzt? Erklärst du es mir?", unterbrach er mich bei meiner inneren Hasstirade und ich drehte mich zu ihm um. Noch immer stand er an der Couch und zeigte nun auf seinen Schreibtisch. „Arschloch", blöffte ich ihn nur an und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu.
Der konnte mich mal!
Genervt seufzte Marek und ich hörte, wie er sich auf seinem Bett nieder ließ.

In meinem Kopf arbeitete es.
Ich verhielt mich echt, wie ein kleines Kind... Aber Marek doch auch! Er war doch der ältere, sollte er sich erst mal so benehmen!
Dann kam mir in den Kopf, dass er mir ja eigentlich das Leben geretet hatte und, dass ich hier gratis schlafen und essen durfte und, dass seine Mom mich kostenlos behandelte.
Verdammt, ich hasste dieses schlechte Gewissen!

Grummelig stand ich auf und lief zum Schreibtisch. „Mach, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit", sagte ich zu dem schmollenden Marek auf dem Bett und sah, wie er überrascht seine Augenbrauen nach oben zog. Schnell stand er auf und kam zu mir an den Schreibtisch, um sich zu mir zu setzen.
Seine Nähe war unangenehm, da mir die ganze Zeit sein Duft in der Nase hing und seine Hitze mich förmlich verbrannte, doch ich versuchte, dass alles einfach zu ignorieren und ihm Mathe etwas näher zu bringen.

„Und das hast du alles verstanden, indem du die Skripte durchgelesen hast? Innerhalb drei Stunden?", murmelte er und ich zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Die einen sind reich und blöd und die anderen sind arm und schlau", sagte ich nun und erntete dafür ein leichten Schlag gegen meine Schulter. „Au!", beschwerte ich mich und sah ihn böse an. „Ich bin nicht blöd, ich kann mich nur einfach im Unterricht nicht richtig konzentrieren", meinte er nun und sah kurz verlegen weg.

„Du riechst gut", sagte er plötzlich und mein Herz setzte kurz aus. „Das ist die Salbe von deiner Mom", erklärte ich einfach nur und hoffte, dass mein Kopf nicht so rot war, wie er sich anfühlte.
„Okay... Wie wärs, wenn wir damit anfangen?", versuchte ich meine Überrumpelung zu überspielen und zeigte auf irgendeine Formel in Mareks Buch.
Dieser zuckte nur mit seinen Schultern und seufzend begann ich ihm diese zu erklären.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now