| Chapter Sixty-One |

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Ich wollte es.
Meine Faust in seinem Gesicht.
Meine Freude und seine Schmerzen.
Meine Rache und seine Niederlage.

Das alles ging mir durch den Kopf, bis es von anderen Gedanken verdrängt wurde.
Seine dunkelgrüne Augen blitzen mich von unten an und kurz sah ich ihn wieder.
Einen verletzten, ängstlichen und hilflosen Marek.
Verletzt, da er sich selbst betrügen musste, um in der Welt zurecht zu kommen.
Ängstlich, weil er nicht verstehen konnte, was mit ihm passierte.
Hilflos, weil er sich alleine fühlte und nicht wusste, was er tun sollte.

Noch während ich nachdachte, fand der Dunkelhaarige aus seiner Starre und mit einem brutalen Ruck drehte er uns um.
Nun war ich derjenige der unten lag, schmerzhaft aufkeuchte und sich verzweifelt wehrte.
Ich zappelte und schnaufte laut, versuchte ihn von mir herunter zu bekommen, meine Luft wurde knapp.
Ich war so bescheuert!
Wieso hatte ich nicht zugeschlagen?!

Wie in Zeitlupe sah ich dabei zu, wie es nun Marek war, der seine Hand hob und zu einer Faust ballte.
Seine andere Hand hatte meinen Kragen gepackt, sodass ich nicht ausweichen könnte, egal wie verzweifelt ich mich gewehrt hätte.
Selbst Schuld, war alles, was ich denken konnte, als ich ängstlich meine Augen schloß und auf den Schlag wartete, mein ganzer Körper angespannt.

Kurz war es still, doch ich traute mich nicht mich zu bewegen oder die Augen zu öffnen, zu sehr fürchtete ich mich vor dem Schlag.
Ich spürte seinen schellen Atem auf meinem Gesicht, hörte meinen rasenden Herzschlag in meinen Ohren, fühlte meinen Körper zittern.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich Finger um mein Gesicht legten und etwas zu fest zu drückten, sodass ich meine Augen aufriss, um verstehen zu können, was passiert war.

„Du hast keine Chance gegen mich, Quinn", grinste er mich selbstgefällig von oben herab an, während seine Augen amüsiert glitzerten.
Wütend schnaufte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu winden, vergeblich.
Sein Lachen ließ mich all mein Mitgefühl wieder vergessen und ich wünschte, ich hätte zugeschlagen.
Hätte einfach in sein blödes Gesicht geschlagen, ihm dieses blöde Grinsen weggewischt, ihn mal leiden lassen.
Du bist zu weich, Quinn, viel zu weich!

Dann änderte sich seine Stimmung plötzlich.
Sein Blick wurde dunkler, bedrohlicher. Seine gesamten Gesichtszüge verzerrten sich zu einer Grimasse und sein ganzer Körper spannte sich an.
Angst schoß mir durch die Venen und ließ sie gefrieren.
„Ich will dir weh tun", flüsterte er gefährlich und mein Herzschlag schoß in die Höhe.
Eine Gänsehaut breitete sich aus und erschrocken musste ich feststellen, dass es nicht die Angst war, die wuchs.

Ich hasste meinen Körper dafür, dass er so auf diese Worte reagierte.
„Dann tue es doch", flüsterte ich genauso leise und wusste nicht woher das kam.
Mein Blick wanderte zu seinen wohlgeformten Mund und in meinem Magen breitete sich ein seltsames Gefühl aus.
Genauso überrascht wie ich, zog Marek die Augenbrauen hoch und sah mich kurz seltsam an.
Unruhe und Nervosität kribbelten in meinen fixierten Händen und aufgewühlt biss ich mir auf die Lippen.

Im nächsten Augenblick vergass ich zu atmen, als er seine Finger an meinem Gesicht etwas lockerte und seinen Mund auf meinen drückte.
Der Kuss war weder sanft, noch hart, und trotzdem explodierte wieder mein ganzer Bauch.
Sein Körper drückt mich auf den Boden, als er beide Hände dazu benutzt, sich in meine Locken zu krallen und sich darin festzuhalten.
Mein Herzschlag verdoppelte sich und ich konnte es nicht fassen, dass ich Marek mit der gleichen Intensität zurück küsste.

Gerade noch wollte ich ihn töten!
Ihn schlagen!
Ihn leiden sehen!
Und jetzt war dieser ganze Hass und diese ganze Wut wieder verschwunden und hatten nur noch diese blöden Gefühle zurück gelassen.
Ich hasste sie und ich hasste meinen Körper, dass er so reagierte.
Denn ich wollte es nicht.
Nicht mit ihm.
Mit niemandem.
Aber vorallem nicht mit ihm!

Von wegen es würde sich nichts ändern!
Wie stellte er sich das vor?!
In der Schule weiterhin Feinde und nach der Schule knutschten wir?
Der Typ hatte sie doch echt nicht alle...

Soviele Gedanken schoßen mir durch den Kopf, während wir uns immer weiter küssten.
Wir hörten nicht auf, steigerten uns, ließen wieder lockerer.
Mitlerweile war ich so angegeilt von Mareks vorsichtigen Berührungen an meinem Oberkörper, dass ich mich fast schon peinlich brutal in ihn presste.
Doch es war mir egal.

Mein Körper übernahm mal wieder, hatte mehr zu sagen, als mein Kopf, der immer noch grübelte und nicht mehr aufhören konnte.
Irgendwie tat es weh, irgendwie aber auch nicht.
Vielleicht hatte ich tatsächlich zu viel in Mareks Worte und Taten bei ihm Zuhause interpretiert und hatte mir Hoffnungen gemacht, dass es vielleicht...
Mal besser zwischen uns sein könnte.
Aber das war Wunschglauben gewesen.

Er war Marek, ich war Quinn.
Die Vergangenheit werde ich niemals vergessen und auch nicht verzeihen können.
Das alles hatte gar keine Chance. Weder eine Freundschaft, noch...

Überrascht stöhnte ich auf, als mir Marek leicht in die Oberlippe biss. Er war sowohl rau, als auch zaghaft bei seinen Berührungen und ich wusste langsam nicht mehr, wielange wir das hier schon taten.
Marek grinste in unseren Kuss hinein und nach einer halben Ewigkeit trennten wir unsere Lippen voneinander.

Seine dunkelgrünen Augen glitzerten mich von oben an, sein Mund angeschwollen, seine Wangen gerötet.
Dieser Anblick machte mich verrückt und ich hasste mich selbst dafür, dass ich ihn gerade unglaublich heiß fand.
Scheiße...
„Also... Steht der Deal?", fragte der Dunkelhaarige nun grinsend und mein Herz rutschte mir in die Hose.

Ja...
Scheiße!
Nein!
Nein, auf keinen Fall!
Niemals!
Nicht in diesem Leben!
Absolut nicht!
Verdammte Scheiße!

Total überfordert drückte ich Marek von mir herunter, sprang auf und lief zur Türe.
„Bis morgen dann!", hörte ich seine dunkle Stimme, als ich die Türe aufriss und so schnell ich konnte die Wohnung verließ.
Meine Beine trugen mich und ich ging so schnell, als würde ich fliegen.
Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Das durfte doch nicht wahr sein?!
Wieso war ich so scharf auf ihn?
Wieso auf ihn?!
Wieso hasste ich ihn immer weniger?

Mir machten diese ganzen Gedanken und Gefühle unglaubliche Angst und ich achtete kaum auf den Weg oder wohin ich ging.
Mein Kopf sagte mir, dass ich mich unbedingt von diesem Typen fern halte musste.
Es würde nicht gut enden, egal wie.

Aber...
Nein, ich werde nicht hingehen.
Punkt.
Aus.
Ende.
Ich wollte es.
Nein. Scheiße!

Meine Hände zitterten.
Ich sollte es nicht wollen, durfte es nicht.
Ich durfte mich auf keinen Fall darauf einlassen.
Mein Herz würde das nicht mitmachen und das wusste ich.

Natürlich werde ich nicht hingehen.
Logisch nicht.
Nein.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now