| Chapter Twelve |

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„Alles gut", antwortete Marek kurz angebunden und überrascht starrte ich ihn an.

Wieso sagte er nichts? Gehörte das zu seinem Plan? Wollte er mich noch mehr bloß stellen, als nur hier, in so einer kleinen Runde? Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm... Sonst war er doch auch immer gemein zu mir und nutzte jede Gelegenheit mir weh zu tun!

„Quinn, hat Isabelle eigentlich einen Freund?", fragte mich Ches auf einmal und verdutzt richtete ich meinen Blick auf meinen Kumpel. „Ähm, nein", beantwortete ich ihm die Frage perplex und wunderte mich, was seine Interesse danach sollte.
Er kannte Isa durch mich ziemlich gut, aber hatte sie noch nie einfach mal so als Gesprächsthema angesprochen. Klar, sie war eine Schönheit, aber noch nie hatte er Interesse an ihr gezeigt und darum war ich auch froh gewesen. Ich wollte nicht, dass es komisch zwischen meinen Freunden wurde.

„Die Schwarzhaarige mit den dicken Titten?", erkundigte sich Yoldas und ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Red nicht so über sie", meckerte ich ihn an und er hob entschuldigend die Hände. „Also ich würde sie flachlegen", fügte nun Killian noch hinzu und grinste mich dreckig an. „Tja, blöd, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht", erwiderte ich nur und versuchte meine Wut zu unterdrücken. Ich hasste es, wenn sie so über andere redeten...

„Es gibt andere Wege, es reicht, wenn ich will", fuhr Killian fort und lachte hinterhältig. Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und auch Timba atmete erschrocken durch. „Ist das dein scheiß Ernst?!", fuhr ich ihn wütend an und konnte meinen Ärger nicht mehr zügeln. Wie können die anderen so ruhig bleiben?!

„Setz dich wieder hin, Quinn. Ian meinte das doch, als Witz", mischte sich Chester ein und überrascht bemerkte ich, dass ich aufgesprungen war. Mein Herz pochte und ich hatte alles um mich herum vergessen.
Kurz blitzen Bilder meiner Vergangenheit auf, doch schnell schob ich sie weit weg von mir.

Gereizt schaute ich meinen Kumpel an und erwiderte dann: „Der Vollidiot sagte gerade, dass Vergewaltigungen in Ordnung sind und da willst du ernsthaft, dass ich ruhig bleibe?!", rief ich und wollte um den Tisch herum laufen, um auf Killian loszugehen, doch wurde ich vorher von zwei starken Händen gepackt. Schmerz durchzuckte mich und verzweifelt versuchte ich mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance. „So meinte ich es ja nicht. Meine Fresse, entspann dich mal, seit wann bist du denn so zickig?", gab Killian kleinlaut von sich und ich spürte, wie der Klammergriff lockerer wurde und mit einem Ruck befreite ich mich von ihnen.

Wütend wirbelte ich herum und sah in Mareks dunkelgrünen Augen. Sofort wurde mir kalt, als ich bemerkte, wie nah wir uns gegenüber standen und ging einige Schritte rückwärts.
„Wolltest du gerade ernsthaft Ian verhauen?", lachte das Arschloch und zeigte auf seinen immer noch überraschten Kumpel, während ich mich weiter von ihm entfernte. „Das werde ich noch tun", sagte ich voller Wut und ging erneut in Killians Richtung. „Quinn, mach doch jetzt nicht so einen Stress, man...", warf Chester ein, doch noch bevor ich Killian erreichen konnte, wurde ich erneut von starken Händen gepackt, welche mich nun hinter sich herzogen.

„Marek, was soll das denn?", rief uns Ches hinterher, doch der angesprochene blieb nicht stehen und schleppte mich weiter mit sich, in Richtung der Toiletten. „Ich rede mit ihm", erwiderte der Typ noch, bevor er die Türe, mit dem Symbol eines Männchens, öffnete und mich hindurch schob. Wütend schnaufte ich laut aus und versuchte wieder hinaus zu kommen, doch Marek packte mich, zerrte mich in eine der Kabinen und schloss diese hinter sich ab.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und überfordert wich ich, soweit es ging, zurück. Was sollte das denn? Was hatte er vor?

Da die Kabine verdammt klein war, stand Marek direkt vor mir und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. „Was soll der Scheiße?!", herrschte ich ihn wütend an und versuchte ihm nicht zu zeigen, wie viel Angst ich eigentlich hatte. „Du hast mir die Frage am Freitag nicht beantwortet", beschwerte sich der Schwarzhaarige und überfordert drückte ich meinen Rücken an die Wand, hinter mir, um soviel Abstand aufzubauen, wie möglich. Marek bemerkte das und grinste.

„Was? Bin ich dir nicht geil genug, Schwuchtel?", flüsterte er und kam näher. Die Luft wurde mir zu dünn und krampfhaft versuchte ich meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. „Genau, du bist nicht geil genug", erwiderte ich und überlegte krampfhaft, wie ich hier rauskommen könnte.
Wieso half mir niemand? Wieso hatte Chester zugelassen, dass dieses Arschloch mich auf die Toilette verschleppte?!

Marek lachte, legte eine Hand auf die Wand, neben meinem Gesicht, und lehnte sich zu mir runter.. „Ach, ist das so, Quinn? Warum bist du weggelaufen, wie ein kleines Mädchen?", wiederholte Marek seine Frage und sein Gesicht war nun so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Mein Herz schlug so schnell, als würde ich einen Marathon laufen und meine Beine zitterten. „Bin ich das? Kann mich nicht erinnern...", spielte ich den Ahnungslosen und atmete flach, um nicht so viel seines Duftes einzuatmen. Marek roch nach Zimt und Wald und ich konnte seinen Geruch nicht ausstehen.

„Verarsch mich nicht, Quinn. Du kannst dich sehr wohl erinnern. Du wirst das tun, was ich dir sage, oder ich erzähl allen, dass du eine Tucke bist", offenbarte er mir nun seinen perfiden Plan und verzweifelt unterdrückte ich all die schlechten Gefühle.

„Nein", flüsterte ich nach einem kurzen Moment der Stille und überrascht zog Marek die Augenbrauen nach oben. „Nein? Wie, nein?". Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Aussage zu verdeutlichen. „Nein. Ich werde ganz sicher nicht nach deiner Nase tanzen! Dann erzähl es allen, mir doch egal!", rief ich wütend, quetschte mich an dem verwirrten Marek vorbei und schaffte es tatsächlich aus der Kabine.

So schnell ich konnte, lief ich aus der Toilette, vorbei an dem Tisch, an welchem die anderen saßen, und weiter zum Glaskasten zurück. Ich hörte, wie mir Ches hinterher rief, doch ich ignorierte ihn. Es war egal, alles war egal. Gleich würde Marek ihnen erzählen, dass ich schwul war und dann würde er eh nichts mehr mit mir zutun haben wollen. Nie mehr.

„Oh, hey Quinn, was wollte Chester von dir? Alles okay?", begrüßte mich Joy, doch auch sie ignorierte ich, griff nach meinen Sachen und verließ den Raum, verließ das Gebäude, verließ das Gelände.
Rannte, lief so schnell ich konnte und hielt erst an, als ich vor dem Mehrfamilienhaus ankam. Meine Seite schmerzte, meine Lunge brannte.
Panisch sprintete ich die Treppen nach oben, öffnete die Türe und stellte erleichtert fest, dass niemand da war.
Hilflos ließ ich mich auf mein Bett fallen und schrie in mein Kissen.

Scheiße...

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt