| Chapter Thirty-Four |

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Endlich begann mein Gehirn wieder zu arbeiten und panisch drückte ich Marek von mir weg. „Fuck", rief dieser, sprang auf und brachte einige Meter zwischen uns. Beide atmeten wir abgehackt und verwirrt legte ich einen Finger auf meine geschwollenen Lippen.
Was zum Teufel passierte hier nur?!

„Scheiße", hörte ich ihn murmeln und folgte dem panischen Blick seiner grünen Augen, zu seiner Hose hin. Dort zeichnete sich eindeutig was ab und total überfordert fuhr sich Marek durch die Haare. Kurz sah er mich an, dann drehte er um und flüchtete aus dem Raum. In völliger Eile stieß er die Türe auf und ich hörte, wie er ins Bad rannte.

Zitternd und perplex stand ich auf und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Das beste wäre, wenn ich gehen würde, doch irgendwas hielt mich davon ab. Immerhin hatte ich eine Gehirnerschütterung und sollte nicht alleine sein, oder nicht?
Erschöpft und mit rasenden Gedanken machte ich einfach kurzerhand das Licht aus und legte mich auf das Sofa. Die Türe stand offen, sodass ich hören sollte, wenn Marek zurück kommen würde und dann werde ich mit ihm reden, beschloß ich und schloß die Augen, um auf ihn zu warten.

Ein seltsames Geräusch schreckte mich aus meinem leichten Schlaf und müde streckte ich meine Glieder, um diese aufzuwecken. Verwirrt richtete ich mich auf und sah mich blinzelnd um, da es immer noch dunkel im Zimmer war. Wieviel Uhr war es?
Wieder hörte ich das komische Geräusch, welches von Mareks Bett zu kommen schien und konzentriert lauschte ich in die Stille hinein.
Da, wieder! Als... Als würde jemand weinen...

Mitleid überschwemmte mich und riß mich mit sich. Zu stark waren noch meine Erinnerungen über die vielen Stunden, die ich in meinem Bett geheult hatte, weil ich dachte, dass es falsch war, was ich fühlte. War es falsch, dass ich einen Jungen liebte? War es falsch, lieber einen Mann, als eine Frau haben zu wollen?

Nächtelang hatten diese Fragen mich wach gehalten, bis ich sie weit von mir weg gedrängt hatte. Ich konnte nichts dafür, wieso mir also darüber den Kopf zerbrechen? Ändern konnte ich es ja auch nicht. Im Moment zählte nur, dass ich die Schule schaffte, Geld verdiente und dann Sienna zu mir holen konnte, der Rest war erst mal Nebensache.

„Marek?", flüsterte ich in die Stille und hörte ein leises Schniefen, als Antwort. Völlig überfordert, weil ich nicht gewusst hatte, dass dieser gefühllose Klotz weinen konnte, krabbelte ich von der Couch und schlich mich quer durch das große Zimmer, bis hin zu dem riesigem Bett.
„Marek?", wiederholte ich, als ich mich auf der Bettkante nieder ließ und suchend einen Arm ausstreckte.

„Verpiss dich", hörte ich seine tiefe Stimme grummeln und bekam endlich seine Schulter zu fassen. Erschrocken, von meiner Berührung, zuckte er zusammen und ich sah seine Umrisse vor meinen Augen klarer werden, je näher ich ihm kam. „Du sollst weg gehen!", meckerte er nun deutlich lauter und fester, sodass ich fast den alten Marek heraushören konnte. „Ich weiß, wie du dich fühlst...", flüsterte ich und ließ hilflos meinen Arm sinken. „Einen Scheiß weißt du!", fuhr er mich an und legte sein Gesicht in seine Hände, weshalb seine Erwiderung nur gedämpft nachhallte.

Enttäuscht, da er wieder ganz der alte war, schnaufte ich aus und wollte schon wieder aufstehen, um zurück zur Couch zu gehen. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs! So ein blödes, eingebildetes Arschloch! Ich lass mich nicht mehr ausnutzen, nur, damit er an seiner Sexualität herum experimentieren konnte! Immerhin hatte auch ich Gefühle, auch, wenn dieser empfindungsloser Blödmann das immer wieder vergaß.

„Warte, Quinn", ergriff Marek mich am Handgelenk, als ich aufgestanden war und zog mich zurück auf sein Bett. Sein Gesicht war mir so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meinen Wangen spüren und seine Tränen riechen konnte.

Mareks Handy, welches neben dem Bett lag, vibriert, da er wohl eine Nachricht bekommen hatte und spendete gleichzeitig etwas Licht. Kurz sah ich Mareks Gesicht klar und deutlich vor mir.

Sah seine vollen Lippen, seine hohen Wangenknochen, seine dunkelgrüne Augen, die etwas rot waren und mich unsicher anblitzen.

„Ich habe Angst", flüsterte er, als das Handydisplay wieder dunkel geworden war, während ich vor meinem inneren Auge immer noch sein Gesicht sehen konnte. Überrumpelt von seinem Geständnis zog ich die Augenbrauen nach oben. „Angst? Wovor?", erkundigte ich mich und konnte das seltsame Gefühl in meinem Bauch nicht einordnen. War es Hunger? Wahrscheinlich.

„Vor... Allem! Vor mir, vor meiner Zukunft... Vor den Reaktionen, falls es jemand herausfinden sollte", erklärte er nun, während er sich verzweifelt über sein Gesicht und dann durch seine dunkle Haare fuhr. Verständnisvoll nickte ich nun und konnte seine Gedanken nachvollziehen, hatte ich ja die gleichen. „Ich kenne deine Familie jetzt noch nicht lange, aber ich bin mir sicher, dass ihnen das nichts ausmacht. Deine Eltern lieben dich", teilte ich meine Eindrücke mit ihm und meinte jedes Wort ernst. Klar, ich kannte die Familie noch nicht lange, doch müsste sie sich bis jetzt schon stark verstellt haben, damit es anders wäre.

„Meine Eltern sind nicht das Problem. Ich habe ehr Angst vor den Reaktionen in der Schule, vor meinen Freunden", gab er nun kleinlaut zu und ich nickte zustimmend. „Ich habe auch Angst vor deinen Freunden", rutschte es mir heraus und Marek hob den Kopf aus seinen Händen, um mich anzusehen. „Was soll ich jetzt machen, Quinn?", fragte er mich und die Verzweiflung in seiner Stimme tat mir weh, zerdrückte mir mein Herz. Ich wusste nicht wieso, hatte er doch diese Gefühle von mir überhaupt nicht verdient!

„Ich weiß es nicht", gab ich zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aber, wenn die anderen dich deswegen nicht mehr mögen, dann sind sie nicht deine Freunde". Marek schnaufte laut aus und sah mich dann verurteilend an. „Ach? Wieso sagst du es dann nicht Ches?", wies er mich auf das Offensichtliche hin und ich schluckte hart. „Das ist was anderes", winkte ich eingeschüchtert ab und sah an den Umrisse von Mareks Kopf, dass dieser ihn schüttelte, mir damit widersprach. „Nein, ist es nicht. Du hast genauso Angst, ihn zu verlieren. Ach, Scheiße!", rief er dann und schlug mit seiner Hand auf seine Matratze.

Kurz war es still in dem großen Raum und ich hörte Mareks schweren Atem. „Ich fühle mich so verloren...", flüsterte der Dunkelhaarige und überfordert musste ich schon wieder schlucken.
Wieso erzählte er mir das alles? War das alles vielleicht eine Fall?! Hatte er hier Kameras aufgestellt und versuchte mich jetzt zu irgendeinem Geständnis zu bringen? Zuzutrauen war ihm alles...

„Ich fühle mich falsch. Falsch in diesem Körper, falsch in diesem Leben. Ich gehe jeden Tag zur Schule und überlebe, aber ich lebe nicht. Es ist, als würde ich einen Film schauen und nicht mein eigenes Leben sehen. Ich weiß nicht, wer oder was ich bin...", erzählte er nun weiter und mir blieb die Spucke weg. Seine Worte waren so ehrlich und seine Stimme so zerbrechlich, dass ich dem Drang, ihn in die Arme zu nehmen, panisch versuchte zu widerstehen.
„Was ist falsch mit mir, Quinn?", richtete er sich direkt an mich und mein Herz stolperte in meiner Brust.

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Hello!!!!
Hier doch noch ein Kapitel für die beste Leserin der Welt chica___loca
Ich hoffe, dir geht es gut und hast nicht all zu viel Langeweile ;)
Deine Ella❤️

Fragile - Falling like the stars || boyxboyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن