/1/ Zehn Jahre später

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Simba stocherte lustlos in seiner Kantinenpampe herum, von der er nicht einmal gekostet hatte. Dass sie nicht wirklich schmackhaft aussah, war nicht der einzige Grund dafür – der junge Mann hatte heute zu wirklich gar nichts Lust. Wie denn auch, es war der Todestag seines Vaters. Genau vor zehn Jahren war König Mufasa gestorben, Scar war König geworden und Simba war durch einen Bus nach Farrun geflohen, eine Stadt im Süden Eventyrs. Hierher, in die Disney Akademie. Seit Mufasa gestorben war, gewährte die Akademie vielen Flüchtlingen und Obdachlosen Schutz und Sicherheit vor den kalten Gassen der Stadt. Alle möglichen Leute waren hier aufzufinden: hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene, ebenso aber auch Ältere und Kinder. Simba konnte sich ein Leben ohne die Akademie nicht mehr vorstellen. Er hatte ein Zimmer, das er sich mit seinen Freunden Timon und Pumbaa teilte, bekam kostenloses Essen aus der Kantine (das nicht immer gut schmeckte) und durfte hier den Unterricht besuchen – und das nur für ein paar Wochenstunden aushelfen in der Kantinenküche oder beim Hausmeister. Es war wie als hätte der alte Cyborg ihn geradewegs in sein Glück geschickt. Damals war der zehnjährige Prinz auf der Straße eben jenem Cyborg begegnet, kurz nachdem er vom Todesort seines Vaters fortgelaufen war. Der Cyborg hatte Simba erzählt, welchen Bus er nehmen konnte, um aus Oronia, der Hauptstadt Eventyrs, zu verschwinden. Der Bus hatte ihn zu einem Bahnhof gebracht, und vom Bahnhof aus war er geradewegs in eine Bahn gesprungen. Diese hatte ihn weit weg von Oronia gebracht. Stundenlang hatte er in der Bahn gesessen. Völlig erschöpft und hungrig war er in Farrun angekommen. Er war verloren gewesen und hatte nicht gewusst, wo er nun hin sollte. Aus seiner Verzweiflung heraus hatte er einfach zwei junge Männer auf der Straße angesprochen. Jetzt lebte Simba mit diesen beiden Männern, Timon und Pumbaa, in einem Zimmer hier in der Disney Akademie. Er war sehr froh drum. Die beiden heiterten ihn immer auf und waren die besten Freunde, die er sich wünschen konnte. Und seitdem er hier angekommen war, hatte Simba nie mehr das Schulgelände verlassen wollen.

Beinahe jede Nacht verfolgte ihn derselbe Albtraum: Ständig sah er den Tod seines Vaters vor sich, wie er ihn verursachte, und Scars dunkle Stimme, wie sie ihm riet für immer davon zu laufen. Simba war immer noch der Meinung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, alles hinter sich zu lassen. Sicherlich wäre bei seiner Familie alles noch viel schlimmer zu gegangen, als bei Leuten, die keine Ahnung hatten, wer er war und was er getan hatte. Das war ebenfalls das Gute an dieser Akademie: Es interessierte niemanden, wer man war und warum man hier lebte. Selbst der Schulleiter dieser Akademie hatte bei Simbas Ankunft vor zehn Jahren nichts dergleichen wissen wollen. Er hatte akzeptiert, dass Simba Hilfe brauchte und mehr hatte ihn nicht gekümmert. Simba liebte ihn dafür. Simba liebte alle Bewohner dieser Akademie dafür.

Und ihm gefiel die Schule nicht nur weil er hier Unterschlupf gefunden hatte. Auch was hier gelehrt wurde, war sehr ansprechend. Ein beliebtes Fach in dieser Akademie war das Singen und fast jeder hier zeigte Begeisterung für dieses Hobby. Simbas größte Stärke war das Singen zwar nicht, aber er hatte ebenfalls Spaß daran. Außerdem belegte er nun schon seit zwei Jahren die Sportkurse Fechten und Schwimmen. Beides machte ihm sogar mehr Spaß als Singen. Er konnte dabei gut den Kopf ausschalten und sich nur auf den Sport fokussieren.

Doch heute hatte er noch nicht mal Lust auf das. Diese Nacht war er wieder von schlimmen Albträumen verfolgt worden und er schaffte es einfach nicht diese aus seinem Kopf zu bekommen. Schon lange hatte er seinen Vater nicht mehr so sehr vermisst wie heute. Dieser hätte ihm jetzt Mut zu gesprochen und seine weisen Worte hätten Simba sicherlich aufgeheitert. Doch er war nicht hier. Er würde nie wieder kommen.

Simba schüttelte leicht den Kopf, um seine Erinnerungen an seinen Vater vorläufig aus seinem Gedächtnis zu verbannen, was ihm natürlich nicht gelang. Er fragte sich, ob er überhaupt jemals Ruhe finden würde.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now