/51/ Wie Blut so rot

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Simba wachte am nächsten Morgen recht abrupt aus dem Schlaf auf. Die Sonne blendete ihn und für eine Weile hielt er seine Augen zu Schlitzen verengt, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Als er sich gähnend streckte und auf den Rücken drehte, bemerkte er, dass Arielle neben ihm lag, immer noch schlafend. Ihm fiel wieder ein, dass sie heute Nacht gemeinsam den Sternenhimmel bewundert hatten. Sie mussten wohl eingeschlafen sein, ohne es bemerkt zu haben.

Simba drehte sich auf die Seite, Arielle zugewandt, und betrachtete sie nachdenklich. Schon immer hatte er sie als hübsch empfunden, doch erst mit der Zeit war ihm klar geworden, wie schön sie wirklich war. Ihre Augen und ihr Körper strahlten solch eine Positivität und Lebensfreude aus, die Simba in ihren Bann zog. Wenn sie lächelte, gab ihm das mehr Mut, als jedes aufmunternde Wort. Manchmal hatte er das Gefühl, als wäre ihre Präsenz wie ein Pflaster für seine verwundete Seele. Und er wünschte, er wäre schon in ihrer Zeit auf der Akademie auf sie aufmerksam geworden.

Als ihm klar wurde, dass er sie anstarrte, wandte er hastig den Kopf ab und setzte sich mit einem Gähnen auf. Er warf einen prüfenden Blick hinter sich auf die Baumgruppe, unter der immer noch die anderen schliefen.

Es war früh am Morgen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, und Vögel zwitscherten in der Ferne. Simba spürte, wie sein ganzer Körper steif und angespannt war. Die Nacht auf dem Waldboden war nicht die Angenehmste gewesen. Mit einem leisen Ächzen stand er auf und streckte sich intensiv.

Nachdenklich ließ er seinen Blick über die menschenleere Wiese schweifen. In der Ferne, circa einen Kilometer entfernt, lag Luguna, nun deutlich besser erkennbar als am vergangenen Abend. Die Kleinstadt war das Zuhause für eine der renommiertesten Universitäten ganz Eventyrs. Zumindest war zu Mufasas Lebzeiten dem so gewesen. Simba hatte keine Ahnung, ob Scar sich für die Erhaltung der Universitäten einsetzte. So wie Simba den Rest des Reiches erlebt hatte, vermutlich nicht. Dennoch, der Anblick Lugunas machte ihm Hoffnung. Auch wenn sie nur langsam voran kamen und immer wieder Umwege machten, schienen sie Oronia immer näher zu kommen.

Simba überlegte, was er tun sollte. Es war zu früh, um die anderen zu wecken und er wollte ihnen den Schlaf nicht vermiesen. Aber es würde ihm auch nicht möglich sein sich noch mal hinzulegen. Dafür war er schon zu wach.

Gerade hatte er Lust auf einen kleinen Spaziergang, um seine Muskeln zu lockern und seinen Geist zu erfrischen. Doch er war sich nicht sicher, ob er die Gruppe einfach so verlassen sollte. Er musste an den Tag denken, als Robin dasselbe getan hatte, und sich mächtig in Schwierigkeiten gebracht hatte.

Aber andererseits hatte Simba auch nicht vor, sich mit einer gefährlichen Kopfgeldjägerin zu treffen, oder überhaupt jemandem zu begegnen. Er wollte einfach nur ein Stückchen gehen.

Kurzerhand entschied er sich dazu, es einfach zu tun. Er würde einfach in Sichtweite der Baumgruppe bleiben. Schließlich war das hier eine Wiese und kein Wald.

Ohne groß zu überlegen, stapfte Simba los, in Richtung Luguna. Vielleicht würde er schon mal nach einem Weg Ausschau halten, über den sie am besten und ohne groß aufzufallen in die Stadt schleichen konnten. Das war eigentlich nicht nötig, da Aladdin sich wahrscheinlich bestens auskannte, aber etwas Besseres hatte Simba nicht zu tun. Und vielleicht wurde er ja auf ungeahnte Hindernisse aufmerksam.

Während er lief und den Rest Müdigkeit aus seinem Körper vertrieb, schwelgte er mal wieder in Gedanken. Es war schon seltsam wie sehr sich sein Leben über die letzte Woche hinweg verändert hatte. Wie viel passiert war. Da gab es so einiges, das er auf ihrer Reise bereits gesehen und gelernt hatte. Wie schlecht es Eventyr ging, zum Beispiel. Er hatte keine Ahnung gehabt. So lange hatte er sich vor der Wahrheit verschlossen. Nicht mal in seinen Kindertagen, als er noch unbeschwert gewesen war, hatte er so einen Einblick in Eventyrs Bewohner und Schatten erhalten, wie in diesen wenigen Tagen der Reise. Irgendwie schämte er sich dafür – aber es verlieh ihm auch eine gewisse Entschlossenheit. Viele Tage waren vergangen, bis er es sich hatte eingestehen können, aber er war zornig auf Scar. Nichts konnte es rechtfertigen, sein Volk mit solch Härte und Ungnade zu behandeln. Simba glaubte nach wie vor nicht, dass er selbst ein guter König sein könnte, aber etwas gab es, was er definitiv ändern wollen würde: Diese große Ungerechtigkeit, die jeden Winkel des Reiches erfüllte. Damit Eventyr wieder schön war. Eine Schönheit, die das Land von innen heraus erstrahlen ließ, und deren Schlüssel in dem Glück und der Hoffnung der Menschen lag. Ähnlich wie bei Arielle.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now