/54/ Auf offenem Feld

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Eine halbe Stunde verweilte Robin still im Regen. Durchnässt und frierend, doch durchgehend konzentriert und mit einem wachen Auge. Mit festem Griff hielt er seinen Lichtbogen in den Händen und ließ ihn kein einziges Mal sinken. Dass er sich auf einem überschaubaren Platz befand, brachte auch einen Nachteil mit sich: Seine Position war gleichzeitig völlig ungeschützt. Er konnte es sich nicht leisten unaufmerksam zu sein. Jeden Moment konnten Feinde aus der Stadt kommen oder über ihn hinweg fliegen.

Robin wünschte, die Situation wäre anders. Es beunruhigte ihn hier wie auf dem Präsentierteller zu sitzen und keinerlei Deckung zu haben. Aber es ging nicht anders. Er durfte nicht von Simbas Seite weichen.

Er stieß ein leises Seufzen aus und drehte kurz den Kopf prüfend zu Simbas Gestalt. Es war seltsam ihn dort so völlig gefroren liegen zu sehen. Doch es bewirkte, was Robin sich erhofft hatte: Es hielt ihn am Leben. Aber das würde nichts bringen, falls es kein Gegenmittel zu Seelenbrand geben würde.

Der Regen wurde langsam schwächer. Robin wandte den Blick von Simba ab und hob den Kopf kurz in Richtung des Himmels. Dieser war noch immer mit Wolken bedeckt, doch an einigen Stellen brach schon wieder die Sonne durch. Er musste nicht lange warten, bis der Regen vollends versiegt war.

Robin fühlte sich nicht wohl damit, dass Elsa, Arielle und Aladdin ohne ihn weiter gegangen waren. Er wünschte, er könnte bei ihnen sein. Doch er wusste, dass es die richtige Entscheidung war, hier auf Simba aufzupassen. Sie hätten ihn nicht zurück lassen können und Robin war am Geeignetsten für die Aufgabe.

Auch wenn er mit der ganzen Situation relativ gefasst umging, konnte er einen tiefsitzenden Schockzustand nicht leugnen. Er fragte sich, wie es überhaupt soweit hatte kommen können, dass Simba von einer unbekannten Person vergiftet worden war. Irgendwie machte er sich auch selbst Vorwürfe dafür. Robin fühlte sich zuständig für die Sicherheit der Gruppe, und er wünschte, er hätte heute Nacht Wache gehalten. Dann wäre das gar nicht passiert. Obwohl er ja noch gar nicht so richtig verstand, was überhaupt passiert war.

Auch wenn es keinerlei Beweise oder Hinweise gab, hatte Robin Scar im Verdacht. Irgendwie musste er herausgefunden haben, dass Simba noch am Leben war, und hatte dann jemanden geschickt, der ihn beseitigte. Ein ganz wunderbares Familienverhältnis, dachte Robin, aber ohne die Spur eines Lächelns. An der Situation war rein gar nichts witzig.

Während Robin mürrisch über Scar nachdachte, bemerkte er eine Bewegung aus den Augenwinkeln. Alarmiert drehte er den Kopf und entdeckte, wie ein halbes Dutzend Hyänen mit Blastern in den Händen aus der Stadt kamen. Sofort schnellte Robins Kopf nach unten und er legte sich hastig auf den Bauch in das Gras. Die Armbrust hielt er fest umklammert, während er mit klopfendem Herzen beobachtete, wie die Hyänen über den Schotterweg mit suchendem Blick aus der Stadt liefen. Robin hatte das unangenehme Gefühl, dass sie auf der Suche nach ihm waren. Wer auch immer Simba vergiftet hatte, musste weitergegeben haben, wo er ihn entdeckt hatte. Und jetzt waren haufenweise Hyänen ausgeschwärmt, um den Rest ihrer Gruppe zu erledigen.

Robin überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Falls die sechs Hyänen ihn entdeckten, würde er mit ihnen schon fertig werden. Doch er bezweifelte, dass sie die einzigen waren, die hier umher schweiften.

Genau in diesem Moment hielt eine der Hyänen inne. Der Mann hatte Robin im Gras liegend entdeckt, und starrte ihn für eine Sekunde verblüfft an, bevor er die Info an die anderen weitergab. Als die sechs Männer mit grimmigen Mienen und erhobenen Blastern auf ihn zu gerannt kamen, entsicherte Robin seine Waffe, und konzentrierte sich.

Blitzschnell schoss er einen Pfeil nach dem anderen ab. Wie immer war seine Treffsicherheit seine Rettung. Eine Hyäne nach der anderen kippte noch im Laufen zur Seite, als Robins Betäubungskugeln sie in der Brust trafen. Die letzte von ihnen war die Erste, die begann, das Feuer zu erwidern, weshalb Robin sich ruckartig zur Seite wegrollen musste, um nicht getroffen zu werden. Kaum, dass er wieder auf dem Bauch lag, schoss er der letzten Hyäne eine Kugel in den Oberkörper, woraufhin diese bloß zwei Meter vor ihm bewusstlos zu Boden ging.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now