SEELENBRAND // eine disney fanfiction

/55/ Fürchte das gefrorene Herz

Elsa rang nach Atem, als sie durch die kleinen Straßen Lugunas hechtete, die Hyänen im Nacken. Aladdin und Arielle rannten dicht neben ihr, während sie immer nach vorne starrten, die Gedanken bei ihrem Ziel.

„Wir sind bald da!", keuchte Aladdin neben ihr und Elsa schloss für einen Moment seufzend die Augen. Am liebsten wollte sie jetzt sofort zum Stehen kommen und eine Pause machen, aber die Situation erlaubte es nicht. Es schien, als wären alle Hyänen der Stadt auf sie angesetzt worden. Scar und seine Anhänger wussten ganz eindeutig, dass sie hier waren.

Als sie um eine Straßenecke sprinteten, spürte Elsa, wie sich das Stechen in ihrer Seite verschlimmerte. Sie holte rasselnd Luft.

„Wie weit noch?", keuchte sie Aladdin zu und warf einen raschen Blick auf ihn und Arielle.

„Nicht mehr weit!", erwiderte er, ebenso außer Puste wie sie, „Nur noch um die Ecke dahinten und dann die Straße runter!"

Elsa hörte die lauten Stimmen und das Fußgetrappel der Hyänen hinter sich. Ihr Verstand raste. Sie sah die Strecke, die sie noch zu laufen hatten, vor ihrem geistigen Auge und fragte sich, ob die Hyänen sie vorher einholen würden. Ob sie ihnen überhaupt entkommen konnten. War es nicht ein fataler Fehler ihre Verfolger bis vor die Haustür der Wunderhöhle zu führen? Das durften sie nicht zulassen. Sie mussten ihnen den weiteren Weg versperren.

Elsa kam schlitternd zum Stehen, Entschlossenheit in der Brust. Aladdin und Arielle wirbelten mit entsetzten Gesichtern zu ihr herum.

Was tust du?!, fragte Arielle, und Elsa wusste, wenn sie sprechen könnte, hätte sie sie jetzt angeschrien.

„Ihr rennt weiter!", erwiderte Elsa schwer atmend, „Ich werde sie aufhalten."

„Bist du sicher?", fragte Aladdin mit einem besorgten Unterton in der Stimme.

Elsa nickte hektisch. „Ja, ich schaff das schon. Nun geht schon! Wartet nicht auf mich! Wir treffen uns dort. Oder bei Simba und Robin."

Sei vorsichtig!, bat Arielle sie mit Sorge in der Stimme, bevor sie und Aladdin ihren Sprint wieder aufnahmen.

Elsa sah den beiden für einen Moment nach, bevor sie sich mit entschlossener Miene die Handschuhe von den Fingern zog und herumwirbelte. Gerade als sie das tat, kamen die Hyänen um die Ecke gerannt. Es waren mindestens ein Dutzend. Bei Elsas Anblick blieben sie schlitternd stehen und hoben zeitgleich ihre Waffen in die Luft.

Elsa schmunzelte leicht. Aufrecht stand sie auf der Stelle, den Hyänen gegenüber, und hob langsam die Arme neben sich. Sie spürte das Prickeln in ihren Fingern, als Adrenalin durch ihren Körper schoss.

Wenn sie Robin gewesen wäre, hätte sie vermutlich einen dummen Spruch gelassen, bevor sie ihr gegenwärtiges Selbstbewusstsein zur Schau gestellt hätte. Doch sie war nicht Robin.

Ohne ein einziges Wort zu sagen, als Schneeflocken bereits ihren Körper umkreisten, bewegte sie ihre Arme ruckartig nach vorne. Sofort wuchsen kleine Eisberge aus dem Boden, so groß wie sie selbst, die auf die Hyänen zurasten. Durch die spiegelglatten Eisspitzen konnte sie erkennen, wie die Hyänen nach ihr schossen, doch ihre Niederlage war bereits besiegelt. Ihre Kugeln prallten an den dicken Eiswänden ab und kamen noch nicht einmal in Elsas Nähe. Mit schräggelegtem Kopf und faszinierter Miene bewegte sie ihre Hände bloß minimal und das Eis breitete sich wie von selbst in die Diagonale aus. Es erreichte die gesamte Reihe von Hyänen zeitgleich. Eine Wolke aus kalter Luft wurde nach oben gepeitscht, als alle Hyänen auf einmal im Eis eingeschlossen wurden. Ein vertrautes Knacken verriet Elsa, wie ihre Feinde in ihren Bewegungen erstarrten.

Gemächlich nahm sie ihre Hände runter, und musterte die erstarrten Hyänen mit einem leichten Triumphgefühl in der Brust. Sie konnte ihre weit aufgerissenen Augen und die erschrockenen Gesichter durch das Eis hindurch erkennen. Langsam senkte sie den Blick runter zu ihren Händen. Ihre Haut war völlig frei von Eis. Das überraschte sie. Schon lange hatte sie sich selbst nicht mehr so selbstsicher erlebt.