/9/ Schützende Mauern

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Zwei Tage später.

Robins Blick schweifte erleichtert an dem Grundstück der Disney Akademie hoch. Er konnte immer noch nicht fassen, dass sie es tatsächlich geschafft hatten. Wären sie nicht so geübte Straßendiebe, hätte die Sache ganz anders ausgesehen.

Robin und John hatten Tucks Arme über ihre Schultern gelegt und hielten den alten Mann aufrecht. Sein Fuß war zwar schon besser geworden, doch richtig laufen konnte er immer noch nicht. Sie brauchten dringend ein wenig Ruhe und ein Dach über dem Kopf. Und wenn Robin Recht hatte – was er sehr hoffte – dann war diese Akademie der perfekte Ort dafür.

Leicht war es nicht gewesen hierher zu gelangen. Nun, zumindest war es für sie leichter als für andere Menschen. Sie hatten ein Aer stehlen müssen, und waren damit von Talroo bis Far-run gereist. Kurz vor Farrun waren sie unglücklicherweise von Hyänen angehalten worden und hatten aus dem Aer fliehen müssen. Nur ganz knapp hatten sie den wachsamen Augen der Hyänen entkommen können, als sie Farrun betreten hatten.

Auf jeden Fall wussten diese vermaledeiten Laufburschen des Königs jetzt, dass Robin sich in Farrun befand. Und gut war das sicherlich nicht. Er hatte gehofft, die Stadt unbemerkt betreten zu können. Aber man konnte nicht alles haben. Immerhin waren sie noch auf freiem Fuß. Mit ein wenig Pech hätten sie jetzt auch tot sein können.

Robin taten die Beine und der Rücken weh. Seit Stunden stützte er Tuck nun schon und ihm knurrte der Magen. Was er nicht alles geben würde für ein gemütliches Bett und eine warme Mahlzeit.

„Das muss sie ein", keuchte er, und verschnaufte für einen Moment vor dem metallischen Zaun der Akademie.

„Und bist du dir wirklich ganz sicher, dass wir hier nicht auf Hyänen treffen?", fragte Alan unsicher, während er mit beunruhigtem Blick die Fassade der Akademie betrachtete.

„Todsicher bin ich nicht", meinte Robin mit einem Schlucken. „Aber ich habe schon öfter von Menschen aus dem Untergrund gehört, dass diese Schule ein guter Ort ist, um kurz unterzutauchen. Und eine andere Wahl haben wir nicht. Ich kenne sonst keinen Alternativort hier in der Nähe, und wir brauchen dringend Erholung."

Seine Freunde widersprachen nicht. Robin wusste, dass sie alle beunruhigt waren. Sie verließen sich hier auf ein Gerücht, auf ein Hörensagen. Es war gut möglich, dass sie hier geradewegs in eine Falle liefen. Doch welche Wahl hatten sie? Sie mussten es wagen. Tuck brauchte medizinische Versorgung und sie alle brauchten etwas zu essen. Weit würden sie es sowieso nicht mehr schaffen.

„Kommt", forderte Robin seine Freunde frischen Mutes auf und umfasste Tucks Arm fester. „Wenn wir sterben, könnt ihr gerne mich dafür verantwortlich machen."

Er und John setzten sich mit Tuck im Schlepptau in Bewegung. Alan folgte ihnen leicht zögerlich. Langsam wagten sie sich an den großen Torbogen des Zaunes, auf dem oben die Worte DISNEY AKADEMIE angebracht waren.

Robin starrte hoch zu dem Schriftzug und nahm einen tiefen Atemzug. Dann trat er entschlossen durch das Tor und auf das Grundstück der Schule.

Schweratmend zogen sie Tuck einen Kiesweg entlang; der Untergrund knirschte unter ihren abgenutzten Schuhen. Jedes Geräusch, das ihre Schritte verursachten, schien laut in Robins Ohren widerzuhallen, und er biss unruhig die Zähne zusammen. Er hatte das Gefühl, als könnte die ganze Nachbarschaft ihre Schritte hören. Nach allen Seiten Ausschau haltend gelangten sie schließlich an eine große Eingangstür. Alan holte sie hastig ein und hielt den anderen die Tür auf. Robin, John und Tuck schleppten sich keuchend durch den Eingang des Gebäudes und wurden direkt von warmer, angenehmer Luft in Empfang genommen. Erleichtert schloss Robin für einen Moment die Augen. Endlich waren sie raus aus der Kälte der dunklen Straßen.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now