/71/ Der Feigling auf dem Thron

10 2 0
                                    

Angespannt schweifte Scars Blick in alle Richtungen, als er einen Schritt nach dem anderen machte. Alles was er wollte, war, diesem Palast zu entkommen. Solange er nicht wusste, ob Simba und seine Freunde gefangen oder getötet worden waren, würde er hier nicht verweilen. Zu groß war die Gefahr, dass sein Neffe ihm die Krone stahl.

Ursula, mit dem Cyborgmädchen im Schlepptau, folgte ihm durch die Gänge. Er war auf dem direkten Weg zu der großen Treppe. Am liebsten hätte er die Fahrstühle verwendet, doch die waren momentan nicht in Betrieb. Er hatte sie blockieren lassen; vornehmlich, um seine Feinde auszubremsen. Dabei hatte er dummerweise nicht bedacht, dass er sich damit selbst auch ausgebremst hatte.

In Scar tobten mehrere Emotionen auf einmal. Wut, Unverständnis, Ungeduld, Entsetzen und Panik. Er begriff nicht, wie diese Rebellengruppe ins Schloss gelangen konnte, und wieso Simba noch am Leben war. Er hatte Angst davor eventuell Elsa Arendelle über den Weg zu laufen. Und er fühlte sich hilflos, weil er in seinem eigenen Schloss überrumpelt worden war.

Immerhin war einer von ihnen bereits tot. Zira hatte ihm über das Handpad mitgeteilt, dass sie Robin Hood ausgeschaltet hatte. Triumph hatte Scar nicht empfunden, denn Simba und Aurora waren Zira entkommen. Scar begriff nicht, wieso Malefiz Aurora nicht getötet hatte. Und es beunruhigte ihn, dass er die Wissenschaftlerin nicht erreichte.

Aber Scar war auch entschlossen. Nie und nimmer würde er sich den Thron nehmen lassen. Das war sein Königreich. Es war seine Bestimmung die Krone zu tragen und er würde alles dafür tun, um diese zu behalten. Doch um das erreichen zu können, musste er erst mal in Sicherheit. Raus aus dem Schloss.

Scar konnte vor sich die Tür zum Treppenhaus ausmachen. Er beschleunigte seine Schritte, ohne es wirklich zu merken und ohne auf seine Umgebung zu achten. Wie in einem Tunnel achtete er nur auf sein Ziel.

Eine Wache stand neben der Tür, die Scar erst entdeckte, als er direkt davor stand. Der Wachmann machte eine erschrockene Verbeugung, als er Scar erkannte.

„Mach die Tür auf", wies Scar diesen mürrisch an und der Mann kam dem Befehl hastig nach. Als er die Tür zur Treppe aufgezogen hatte, schritt Scar erhobenen Hauptes hindurch.

„Du begleitest uns!", wies Scar dem nervösen Wachmann im Vorbeigehen an. Ohne zu zögern, wollte er eiligen Schrittes die Treppe hinab steigen – doch stattdessen blieb er erschüttert stehen. Ein Zittern durchfuhr ihn und er starrte wie paralysiert neben sich. Links von ihm erstreckte sich eine riesige, spiegelglatte Eiswand, die den Weg nach oben versperrte. Scar spürte, wie die Panik in ihm anschwoll, als er Elsa Arendelles Werk betrachtete.

„Keine Sorge, Majestät", sagte Ursula hinter ihm. „Es ist schon ein Weilchen her, dass Arendelle hier lang gekommen ist."

Scars Miene verdüsterte sich und er warf Ursula einen scharfen Blick über die Schulter zu.

„Das will ich doch hoffen", zischte er schlecht gelaunt. Sein Herzschlag beruhigte sich wieder und er atmete einmal tief durch, bevor er die Schultern straffte. Sein Blick huschte kurz zu dem rothaarigen Cyborgmädchen, bevor er sich abwandte und begann, eilig die große Treppe nach unten zu laufen. Seine Schritte hallten von den Wänden des Treppenhauses wider und hinter sich hörte er, wie Ursula, das Cyborgmädchen und der Wachmann ihm folgten. Jetzt ging es nur darum ungesehen bis nach ganz unten zu gelangen, um dann durch ein Aer zu entkommen. Erst wenn das geschafft war, konnte Scar sich Gedanken darüber machen, wie er seine Feinde ausschaltete. Doch dazu kam er nicht. Er brauchte nur wenige Stufen zu passieren, da hörte er, wie jemand von unten näher kam. Der Laut von Schritten vermischte sich mit ihren und wurde lauter. Irgendwer lief ihnen entgegen und schien nicht mehr weit zu sein.

Scar blieb unschlüssig auf einer Stufe stehen. Erneut begann das Herz in seiner Brust zu pochen. Er wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. Sollte er umdrehen und durch die Tür zurück laufen? Wenn er sich zur Flucht entscheiden sollte, musste er es jetzt tun.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now