/56/ Der Dschinn

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Arielle hatte sich die Wunderhöhle anders vorgestellt. Noch während sie und Aladdin rannten, kam vor ihnen die kleine Diskothek in Sicht – es war ein zerfallenes und düsteres Gebäude, an deren Fassade ein schiefes, ausgebleichtes Schild mit dem Schriftzug „Die Wunderhöhle" drauf stand. Das Dach war brüchig und Arielle fragte sich, ob bei Regenwetter das ganze Gebäude mit Wasser voll lief. Die Tanzbar wirkte völlig verlassen.

Doch Arielle wusste, wie der Schein trügen konnte. Sie selbst hatte Seelenbrand in einer unscheinbaren Halle gefunden. Es war nicht unmöglich, dass der Schlüssel zu Seelenbrands Waffe in dieser schäbigen Diskothek zu finden sein konnte.

Arielle verlangsamte ihren Sprint, als das Gebäude nur noch wenige Meter entfernt war. Doch noch während sie das tat, ertönten laute Stimmen hinter ihnen.

Arielle zuckte erschrocken zusammen. Aus einer anderen Straße, mit wilder Entschlossenheit, kam eine Gruppe von Hyänen auf sie zu – angeführt von einem großen, dürren Mann, mit finsterer Miene und geringeltem Ziegenbart. Er sah aber alles andere als komisch aus. Auf Arielle machte er einen sehr einschüchternden Eindruck. Einen vergoldeten Gehstock mit Schlangenkopf in der Hand, kam er langsam näher, gefolgt von einem Dutzend weiteren Hyänen.

Arielle wollte panisch weiter sprinten, doch Aladdin hielt sie auf. Er packte sie am Oberarm und schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Ich werde sie ablenken", flüsterte der Dieb mit leiser Stimme. „Du rennst an der Diskothek vorbei. Es gibt einen Hintereingang auf der anderen Seite. Von dort aus solltest du reinkommen."

Arielle starrte ihm zweifelnd ins Gesicht.

Du kannst nicht alleine gegen zwölf Hyänen ankommen!

Aladdin schmunzelte leicht. „Keine Sorge, ich weiß, wie ich mit Jafar umzugehen habe. Grüß du Genie von mir."

Wer ist Genie?, fragte Arielle, doch Aladdin hatte sie bereits losgelassen und wandte sich mit ernster Miene den näher kommenden Hyänen zu.

Arielle warf einen letzten Blick auf ihn zurück, bevor sie seiner Aufforderung nach kam und weiterlief, auf die Diskothek zu. Hinter sich konnte sie Aladdin hören, wie dieser den Mann namens Jafar ansprach. Was auch immer er vorhatte, sie hoffte, dass er wusste, was er tat. Keuchend sah sie hoch zu dem alten Schild der Wunderhöhle, bevor sie wie angewiesen an dem alten Gebäude vorbei lief und damit aus dem Sichtfeld der Hyänen gelangte.

Unruhig verlangsamte sie ihre Schritte und sah sich hektisch nach dem Hintereingang um, von dem Aladdin gesprochen hatte. Mit suchendem Blick und klopfendem Herzen lief sie an den verwitterten Wänden der Schenke entlang, und entdeckte neben einem kahlen Baum schließlich eine kleine alte Tür – das musste es sein. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Eilig lief sie auf die kleine Tür zu und riss diese auf.

Vorsichtig lugte sie hinein. Ein dunkler enger Raum lag vor ihr, von dem ein schmaler Gang abging. Sie warf einen prüfenden Blick über die Schulter, bevor sie eilig in das Gemäuer schlüpfte und die kleine Tür mit einem Knatschen hinter sich schloss.

Arielle wollte sich gerade weiter vor wagen, als sie aus den Augenwinkeln eine kleine rote Lampe bemerkte. Mit gerunzelter Stirn drehte sie sich zu dem roten Licht um, das direkt neben der Tür am Boden leicht leuchtete. Arielle ging in die Hocke und musterte das Licht mit verengten Augen genauer. Schließlich bemerkte sie, dass ein feiner Laserstrahl direkt vor der Tür gespannt war. Ein Strahl, den Arielle wahrscheinlich beim Eintreten berührt hatte. Dennoch war kein Alarm und keine Abriegelung ausgelöst worden.

Arielle kam das Ganze wie ein riesiges Déjà-vu vor. Ein verlassen wirkendes Gebäude und eine Alarmanlage, die mit Wärmesensoren gekoppelt waren. Erneut war es ihr Glück, dass sie ein Cyborg war und ihre Beinprothesen nicht von den Sensoren erkannt worden waren. All das war schon einmal der Fall gewesen, als sie Seelenbrand entdeckt hatte.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now