/8/ Elsas Angst

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Elsa fühlte sich sehr unwohl in ihrer Haut. Sie mochte Arielle, auch wenn das Mädchen kein Wort sprach, war sie ihr irgendwie sympathisch – aber Elsa hatte Angst, dass sie auch ihr wehtun würde. So wie sie Anna wehgetan hatte. Ihre Hände zitterten und sie versuchte dies zu verbergen. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie bekam sich selbst nicht unter Kontrolle. Wie würde es dann erst sein, wenn sie versehentlich erneut ihre Kräfte loslassen würde?

Noch blieben sie und Arielle auf Distanz. Sie hatten sich gerade erst kennengelernt und Elsa tat sich immer schwer mit neuen Menschen. Deshalb schwieg sie vorerst. Außerdem wollte sie sowieso keine engen Kontakte knüpfen. Ihr war schon seit ihrer Ankunft hier bewusst, dass sie auch in der Akademie nicht so frei sein konnte, wie sie es wollte. Es war wohl besser, wenn sie nur vorübergehend hier blieb, um sich dann nach einem Ort umzusehen, an dem sie allein sein konnte. Ob sie so einen Ort finden würde, war zweifelhaft.

Elsa sah Arielle unauffällig von der Seite her an. Sollte sie sie erneut ansprechen? Sie schien nicht sonderlich gesprächig... Elsa hätte beinahe über sich selbst gelacht. Natürlich war sie nicht gesprächig, sie war ja auch stumm. Dennoch, irgendwie interessierte sich Elsa für den Hintergrund des stillen Mädchens.

„Ist das einer dieser multifunktionalen Chips unter dem Handgelenkt?", fragte die Blonde neugierig und deutete dabei auf den in die Luft projizierten Bildschirm über Arielles Hand. Wenn es etwas gab, womit Elsa sich auskannte, dann war es Technik und Wissenschaft. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich darauf vorbereitet eines Tages den Firmensitz ihres Vaters zu übernehmen. Über viele Jahre hinweg hatte sie sich eine Menge Wissen angeeignet. Mathematik und Physik waren ein Klacks für sie, richtig Freude hatte sie an Chemie und Informatik. Betriebswirtschaftslehre und Ingenieurswesen gehörten bei einem Unternehmen, das Aermobile produzierte, natürlich auch dazu.

Arielle lächelte nickend. Auf dem Bildschirm erschien plötzlich wieder ein Text: Das Ganze nennt sich Handpad. Es ist in der Tat ein Chip unter der Haut meines Handgelenks, der diesen Bildschirm projiziert, wenn man ihn aktiviert. Durch dieses Handpad werden meine Gedanken direkt auf den virtuellen Bildschirm übertragen und damit sichtbar gemacht.

Fasziniert sah Elsa wieder hoch in Arielles Gesicht. „Das ist wirklich total cool", staunte sie. „Ich glaube, mein Vater hatte auch so eins, bevor er gestorben ist." Tatsächlich konnte Elsa sich daran erinnern, dass ihr Vater öfter mit einem Unternehmen für die Herstellung von Handpads zu tun hatte.

Die Erinnerung an ihren Vater machte Elsa traurig. Ihre Gedanken kreisten um die Vergangenheit und sie ließ ihren Kopf sinken. Nach drei Jahren ohne ihre Eltern war sie immer noch nicht über dieses Unglück hinweg. Manchmal wünschte sie sich, dass sie die Vergangenheit vergessen konnte. Andererseits wollte sie das auf keinen Fall.

Sie spürte Arielles Hand auf ihrer Schulter und ihr Blick wanderte zu der Rothaarigen.

Das tut mir leid.

„Danke, aber das braucht es nicht. Meine Eltern sind nun schon seit drei Jahren tot und obwohl ich sie immer noch vermisse, verebbt der Schmerz langsam."

Meine Mutter ist auch tot.

„Tut mir leid", sprach Elsa ihr Mitleid aus und schenkte Arielle einen warmherzigen Blick. „Bist du schon dein ganzes Leben lang stumm?"

Arielle schüttelte traurig den Kopf. Nein. Tatsächlich bin ich es erst seit circa einem Jahr.

„Was?", entgegnete Elsa erschrocken. „Aber wie konnte denn das passieren?"

Elsa bemerkte, wie in Arielles Blick Unsicherheit gelang und wie sie mit den Füßen scharrte. Der virtuelle Bildschirm ihres Handpads flackerte kurz, bevor ein neuer Text darauf erschien.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now