/69/ Das Schweigen brechen

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Arielle hockte an der Wand, Hände und Füße gefesselt, und ihre Augen schweiften unruhig durch den Raum. Es war ein einfaches, beinahe leeres Zimmer. Ein großer, langer Schreibtisch stand in der Mitte, an dem einige Stühle lehnten. Und in den hinteren Ecken des Raumes lagerte allerlei Krimkrams wie Regale, Kartons und alte Technik kreuz und quer über einander gestapelt oder achtlos auf einen Haufen geworfen. Das Zimmer schien mal ein Konferenzraum gewesen zu sein und diente jetzt nur noch als Abstellkammer.

Ursula saß auf einem der Stühle an dem Tisch; die Hand auf der Tischfläche, ihr Handpad aktiviert. Schon seit fünf Minuten versuchte sie jemanden zu erreichen, der offenbar gerade beschäftigt war oder nicht ran gehen wollte – Ursula ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Die ganze Zeit über hatte sie ein triumphierendes Schmunzeln auf den Lippen, das Arielle nicht gefiel.

Eigentlich war Arielle überrascht, dass sie noch lebte. Sie konnte sich gut genug an Ursulas Warnung von vor einem Jahr erinnern, als sie damit gedroht hatte, sie und ihre Familie umzubringen, wenn sie jemals die Geheimnisse zu Seelenbrand ausplaudern würde. Arielle überlegte, ob sie sich vielleicht umsonst Sorgen gemacht hatte – weil sie ja eigentlich zu unwichtig für jemanden so Mächtiges wie Scars Schergen war. Aber andererseits – würde sie dann hier noch lebend sitzen, wenn Ursula doch etwas mit ihr vor hatte? Der Gedanke beunruhigte Arielle. Aufmerksam ließ sie Ursula nicht aus dem Blick, während sie mit zusammen gebissenen Zähnen versuchte, ihre Hände aus den Fesseln zu winden, die Ursula ihr angelegt hatte.

„Was willst du eigentlich?", fauchte Arielle mit zorniger Stimme und mit all dem Mut, den sie aufbringen konnte. „Von welchem Nutzen könnte ich dir schon sein?"

„Das wirst du früher oder später schon noch erfahren", erwiderte Ursula bloß, ohne ihr überhaupt einen Blick zu schenken.

Arielle musterte die grauhaarige Frau für einen Moment abwartend, doch Ursula starrte nach wie vor auf den Bildschirm ihres Handpads.

„Was will Malefiz von Elsa und Simba?", fragte Arielle weiter, und Ursula stieß ein leicht genervtes Seufzen aus.

„Liegt das nicht auf der Hand?", zischte sie, immer noch den Blick auf das Handpad gerichtet. „Sie interessiert sich für Arendelles Kräfte. Und sie verabscheut Mufasa. Ist das nicht Erklärung genug?"

Arielle blieb für einen Moment still. Sie überlegte besorgt, wie sie weiter fragen konnte, ohne Ursula in Rage zu bringen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie Ursula davon abhalten musste diesen Anruf zu tätigen, den sie schon die ganze Zeit abwartete.

„Welche Verbindung hast du zu Seelenbrand?", fragte Arielle irgendwann neugierig und vorsichtig. Ein Glück, dass sie sich keine Fragen ausdenken musste. Die kamen ganz von selbst.

„Nun, ich als Chemikerin habe Malefiz' Arbeit immer geschätzt", antwortete Ursula mit beiläufiger Stimmlage. Ihr Blick brannte auf dem Bildschirm. „Und seit ein paar Jahren arbeite ich für sie als Assistentin."

Arielle seufzte leise. Ursula schien sich ganz offenbar nicht ablenken zu lassen. Und Arielle glaubte nicht, dass sie spannendere Fragen auf Lager hatte als die, die sie bereits gestellt hatte. Was konnte sie noch tun, um dieses Telefonat zu verhindern? Wer auch immer an dem anderen Ende der Leitung sein würde, war vermutlich eine weitere Hyäne. Vielleicht sogar Scar selbst. Oder war es doch jemand ganz anderes?

Arielle schwirrte der Kopf. Sie hatte Angst und wusste nicht, was ihr bevor stand. Sie verstand beim besten Willen nicht, warum sie hier war und was Ursula im Schilde führte. War diese Frau vielleicht einfach nur völlig wahnsinnig? Wahnsinnig wie Malefiz, die aus dem Nichts heraus ein hochgefährliches Serum geschaffen hatte, das niemals hätte kreiert werden dürfen.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ