/72/ Das noble Herz

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Simba, Nala und Arielle sprinteten keuchend durch die Gänge, Scar auf der Spur. Der genarbte König war vor wenigen Augenblicken um eine Biegung gehechtet und somit aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Simba klopfte das Herz bis zum Hals und er spürte, wie das Adrenalin seinen Körper durchströmte. Er wollte Scar auf gar keinen Fall wieder entkommen lassen. Nur wenn sie Scar fassen konnten, war es möglich, diesen ganzen Wahnsinn zu beenden. Simba hatte heute schon Robin sterben sehen – und er hatte solche Angst, dass Robin nicht der letzte sein könnte. Er wusste, dass mit Scars Niederlage auch das Kämpfen enden und der Sieg folgen würde.

So schnell sie konnten, schlitterten sie um die Ecke, hinter der Scar verschwunden war. Leider war er nicht zu sehen – aber zwei unsicher drein schauende Wachmänner standen leicht nervös und perplex im Gang. Einer der beiden starrte hilflos auf seine leeren Hände.

„Wo ist er hin?", fragte Simba mit hektischer Stimme, als sie auf die Wachen zu liefen. Die beiden Männer drehten überrascht die Köpfe und reagierten, zu Simbas Verwunderung, sofort. Sie streckten die Arme aus und deuteten hinter sich den Gang runter. Simba keuchte ein schnelles „Danke", während sie an den beiden Wachen vorbeiliefen und dann an der nächsten Kreuzung geradeaus weiter rannten.

Simba suchte unruhig den Gang mit den Augen ab, die Nerven zum Zerreißen gespannt, aber Scar war nirgendwo zu sehen. In ihm wuchs die Panik, dass sie ihn vielleicht verloren hatten.

„Wir finden ihn nicht mehr", stieß Nala mit einem Keuchen aus, doch Simba biss die Zähne zusammen und rannte weiter. Er würde jetzt nicht aufgeben.

An der nächsten Kreuzung bremste er ruckartig ab. Panisch warf er den Kopf in alle drei möglichen Richtungen, doch von Scar fehlte jede Spur. Wenn sie ihn noch fassen wollten, mussten sie sich beeilen.

„Okay", drängte Simba hastig. „Arielle, du läufst rechts, Nala geradeaus, und ich nach links. Bleibt mit den Handpads in Kontakt!"

„Du hast kein Handpad!", entgegnete Arielle mit Sorge in der Stimme, doch Simba winkte sofort ab.

„Das ist jetzt egal. Uns bleibt keine Zeit mehr. Los!" Er drängte die beiden Frauen weiter zu rennen, die sich mit einem Nicken in Bewegung setzten. Arielle bog nach rechts ab, während Nala den Gang geradeaus nahm. Simba wandte sich schließlich nach links.

Sein Keuchen und seine Schritte waren die einzige Geräuschquelle, die ihn umgab, als er weiter rannte. Die Stille des Ganges beunruhigte ihn und er spürte sein pochendes Herz, das gegen seine Brust schlug. Mit den Händen fest den Degen umschließend, versuchte er sich auf jedes verdächtige Geräusch oder eine Bewegung gefasst zu machen.

Der Gang, dem er folgte, mündete ziemlich schnell in einer einzelnen Tür. Als Simba auf diese zu rannte und sie achtlos aufstieß, fand er sich plötzlich vor einer Wendeltreppe wieder, die sich gerade nach oben bewegte. Ein wenig unsicher stand er vor der Treppe und starrte hoch. Vereinzelte Spinnweben hingen von den Wänden. Diese Treppe musste einen der Türme hoch führen, so vermutete er. Simba musterte die Stufen, doch es war nicht genug Staub darauf, um erkennen zu können, ob gerade jemand hinauf gestiegen war. Es war düster, da nur durch kleine Fenster Licht ins Innere fiel. Er wusste selbst nicht, ob er sich jemals in diesem Turm befunden hatte.

Simba fragte sich, ob es überhaupt Sinn machte, nach oben zu laufen. Scar hatte sich doch sicher nicht an einen Ort begeben, von dem er nicht mehr weg kam, ohne denselben Weg zurück zu laufen – oder? Andererseits – vielleicht dachte er ja, dass ihn hier niemand suchen würde, eben aus genau diesem Grund.

Simba warf einen nachdenklichen Blick zurück auf die Tür, die wieder raus in den Gang führte. Er hatte die Wahl. Er konnte zurück laufen, und die anderen suchen gehen, oder er versuchte sein Glück in diesem Turm.

SEELENBRAND // eine disney fanfictionWhere stories live. Discover now