37~ If you're 555 then I'm 666

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"Alex es tut mir leid", fange ich im Auto an. "Ich wollte das nicht, also das mit dem Abhauen, ja das war jetzt nicht so schlau, aber in dem Moment. Es war irgendwie eine Kurzschlussreaktion, du warst weg und ich. Du nervst manchmal einfach nur mit deiner ständigen Besorgnis. Aber das mit dem Marihuana, das war keine Absicht, wirklich." Unbeeindruckt wirft er kurz einen Blick zu mir, wendet sich dann aber wieder dem Straßenverkehr zu. "Wo warst du?", fragt er ernst, ohne auf meine Erklärung einzugehen. Den Kopf von ihm weggedreht rolle ich mit den Augen. Ich sage ihm ganz sicher nicht wo ich war. Denn spätestens dann wird er meine Freunde bei der Polizei hinhängen.
Ich antworte ihm nicht und beobachte stattdessen die vorbeiziehenden Straßen. "Noa! Wo warst du?", fragt er etwas lauter. Erschrocken zucke ich kurz zusammen. "Ist dir eigentlich klar, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Ich komme wieder nach unten und du bist weg, einfach so. Ohne ein Wort. Nichts. Und dann kommt das. Hast du sie eigentlich noch alle. Drogen, ist das dein scheiß Ernst?"
"Das war gar nicht so", verteidige ich mich. "Das war gar nicht so? Nein, ich hab mir das alles nur eingebildet, dass diese Polizisten auf einmal ein Tütchen Marihuana in der Hand halten und das deins ist?", sein ironischer Unterton klingt laut durchs Auto. "Du verstehst es nicht, weil du es nicht verstehen willst", fahre ich ihn an. Er antwortet nicht, fährt stattdessen in die Einfahrt des Hauses. Wortlos steigt er aus und knallt die Tür hinter sich zu. Etwas unsicher steige auch ich aus und beeile mich noch mit ins Haus zu kommen. Ob ich da nun wohnen will hin oder her, aber draußen schlafen ist jetzt auch nicht so mein Plan.

"Alex es tut mir leid, das sollte nicht so passieren. Es war nie mein Plan irgendwelche Drogen zu nehmen, das musst du mir glauben", versuche ich es drinnen erneut, wie ich ziemlich kläglich hinterherlaufe. "Ich soll dir glauben ja? Was denkst du eigentlich wie viel ich dir glaube, man kann dir nicht zwei Meter über den Weg trauen. Nein, deshalb haust du dauerhaft ab, machst irgendeine Scheiße, hast auf einmal Drogen, trinkst Alkohol, klaust, betrügst, beleidigst, drohst. Soll ich noch was aufzählen allein von der letzten Woche?", schreit er mich schon fast an. Erschrocken von seinem Ausraster weiche ich einen Schritt zurück. Das ziemlich einzige Gefühl, welches ich gerade empfinde ist Angst. Angst vor Alex, seinen möglichen Handlungen. Normalerweise würde ich jetzt etwas entgegnen. Ihn provozieren, probieren umzustimmen, irgendwas. Aber mein Hirn ist wie leergefegt. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt, wie er gerade ist.

Obwohl er seine Hand nur hebt, um sich überfordert durch die Haare zu fahren, zucke ich stark zusammen. Ich hab es schon kommen gesehen. "Dachtest du ich?", er stockt. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn an, weiß nicht was ich tun soll. Hätte er mich nicht deswegen so angeschrien hätte ich schon längst wieder kehrt gemacht und wäre erneut abgehauen. Normaler Fluchtreflex.
"Noa ich wollte dich nicht so angehen, aber-" Viel weiter lasse ich ihn gar nicht kommen. Stattdessen drücke ich mich an ihm vorbei und gehe mit schnellen Schritten in das Zimmer, in welchem ich vorübergehend wohne. Schwungvoll lasse ich mich auf das Bett fallen und versenke meinen Kopf im Kissen. Ich will einfach nur, dass Papa wieder gesund wird. Er würde nichtmal auf die Idee kommen mich wegen sowas anzuschreien. Naja, er tut es, wenn ich mich erwischen lasse. Aber in einer gewissen Weise ist das dann auch gerechtfertigt. "Noa? Kann ich kurz mit dir reden?", betritt Alex den Raum, nachdem ich auf sein klopfen nicht reagiert habe. "Nein, lass mich in Ruhe" Ich hab keine Lust auf irgendein Gespräch mit ihm, in dem er mir sowieso nur erzählen wird, wie scheiße ich war und dass ich mit ihm reden kann. Das übliche eben.
"Hör mal, es war keine Absicht, dass ich eben so ausgerastet bin. Es sind halt einfach so viele Sachen in letzter Zeit.
Ich weiß ja auch, dass du da nichts für kannst. So wurdest du eben erzogen", beginnt er trotz meiner Verneinung. Aber ich muss ihm Recht geben. So wurde ich erzogen. Und ich persönlich sehe da auch kein Problem darin, Papa ja auch nicht. Der einzige, den es stört ist nach wie vor Alex. Aber anstatt sich einfach rauszuhalten meint er immer noch er müsse hier die Welt retten.

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Ich muss nur noch kurz die Welt retten... :)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now