52~ a well read woman is a dangerous creature

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"Noa? Kommst du zum Frühstücken?", ruft mich Papa aus der Küche. Genervt verdrehe ich meine Augen. Seit er aus dem Krankenhaus raus ist, ist er total bemüht und alles. Irgendwie fühlt es sich so an, als wäre er ein komplett anderer Mensch. Es ist ihm wohl doch zu wichtig, was Alex denkt. Wohl eher was er macht. Der würde ja schon zum Jugendamt gehen, wenn Papa auch nur einen einzigen Fehler macht. "Ich hab gestern noch mit Alex telefoniert. Nach der Schule kannst du direkt zu ihm gehen. Ich muss etwas länger arbeiten, aber ich hol dich dann heute abend ab." Skeptisch hebe ich meine Augenbrauen. Dieses ganze Babysitter Getue kotzt mich an. Ich weiß, dass es weder Alex noch Papa so meinen, aber trotzdem würde ich gerne auch Mal Zeit für mich haben. Innerhalb der letzten Woche war das nämlich kaum so. Ich war in der Schule und bei Alex. Mit seinem neuen Job ist Papa nur noch arbeiten. Außer eben am Wochenende.
"Wenn's unbedingt sein muss", murmle ich leise und beißs in mein Brot.
"Ja das muss sein. Hast du dir eigentlich schon was überlegt, was wir am Wochenende machen sollen?", lenkt er vom Thema ab und sieht mich erwartungsvoll an. Mein skeptischer Blick verschwindet nicht. Im Gegenteil. "Wie?", hinterfrage ich überfordert. "Ein bisschen Vater Tochter Zeit. Ich glaube das würde uns beiden nicht schaden"
"Hmm, so viel wie du arbeitest"
Einerseits bin ich ja froh, dass er sich die Mühe gemacht hat einen neuen, besseren Job zu finden, aber andererseits vermisse ich die Zeit mit ihm schon.
"Noa, irgendwo muss das Geld ja herkommen", erwidert er und schaut kritisch auf die Uhr.
"Sag nichts, ich hab zur zweiten.", komme ich ihm zuvor. Andererseits hätte er wahrscheinlich angefangen Stress zu machen wegen der Schule. Dennoch sieht er mich nicht an, als würde er mir glauben. Wahrscheinlich meint er eher, dass ich schwänze. Genervt nehme ich mein Handy und zeige ihm den Vertretungsplan.
"Früher warst du deutlich entspannter" Ich stehe auf und räume mein Geschirr in die Spülmaschine. Aber seit dem Gespräch mit Alex, wird er seinem Sohn immer ähnlicher. "Ich hab halt langsam begriffen, dass das nicht so weiter gehen kann. Ich will nicht schuld sein, wenn du wegen mir keinen Beruf findest." Unbeeindruckt mustere ich ihn und trinke schnell mein Glas leer. "Du hast nur schiss vor dem Jugendamt", mit diesen Worten verlasse ich die Küche wieder und gehe nach oben in mein Zimmer. Ich hab keine Lust mehr dieses Gespräch mit ihm weiterzuführen. Es ist sinnlos.

Knappe 6 Stunden später stehe ich vor der WG von Alex, Phil und Franco und hatte gerade die Klingel gedrückt. Es dauert nicht lang bis Alex mir die Tür öffnet. "Du bist ganz schön spät, Noa", empfängt er mich mal wieder sehr freundlich. "Jaja, du mich auch", ich drängle mich an ihm vorbei, werfe gekonnt meine Schultasche in eine Ecke, meine Schuhe fliegen direkt hinterher. "Geht's auch ein bisschen ordentlicher?", Alex macht die Tür wieder zu und schaut mich vorwurfsvoll an. "Beim nächsten Mal", also wenn schon denn schon, schließlich soll ich mich hier ja zuhause fühlen, sagt er ja immer. "Gibt's was zu essen?", frage ich stattdessen und gehe in die Küche. "Ne, später, wenn Franco heim kommt", informiert er mich. "Und wann kommt der?", hake ich nach. "Unterschiedlich aber eigentlich in anderthalb Stunden."
Ich gebe mich damit zufrieden und hole meine Schultasche aus dem Flur. Alex beobachtet mein hin und her laufen nur grinsend. "Lach nicht, ich muss Hausaufgaben machen."
"Brauchst du Hilfe?", erkundigt sich Alex, während er hinter mir her kommt. "Ne, das schaffe ich gerade noch selbst", ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und hole mein Mathe Heft raus.

Die nächste Stunde brüte ich über meinen Mathe Hausaufgaben. Denn bis auf die Tatsache, dass ich mich null konzentrieren kann, sind das einfach nur bescheuerte Aufgaben. In der Zwischenzeit kommt Franco nach Hause, Alex kocht irgendwas. "Na Noa, machts Spaß?", Franco lässt sich neben mir nieder. "Absolut", bestätige ich ihm ironisch. "Brauchst du irgendwie Hilfe?", ignoriert Franco meinen Spaß. "Wenn du die dümmsten Aufgaben auf dieser Welt freiwillig machen willst, gerne doch", ich schiebe ihm das Heft hin. "Ach guck mal, das geht doch noch relativ schnell und einfach", schon ein paar Sekunden schaut er wieder auf. "Dann machs doch selbst", biete ich ihm an.
"Ne, das musst du schon selbst rausfinden, aber wenn du das hier umstellst, dann geht's einfacher", hilft er mir dann doch. Ich beäuge die Aufgabe noch mal skeptisch, realisiere dann aber meinen Fehler. "Ahh, danke."
"Gerne doch", mit diesen Worten steht er wieder auf. Schwungvoll schlage ich das Mathe Buch zu und seufze.
"Räum das Mal bitte weg, wir essen jetzt", meint Alex mit einem Topf in der Hand. Schnell komme ich seiner Bitte nach und stopfe die Schulsachen zurück in meinen Rucksack. Vor lauter Mathe habe meinen Hunger irgendwie komplett vergessen.
Wenigstens essen wir jetzt gleich, nach so viel Schule Brauch ich definitv eine Stärkung.

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:)
Huhu

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now