65~ the things I want to do may keep me out of heaven

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Aus dem Büro raus laufe ich geradewegs in Alex Arme. Es war so klar. "Wo willst du denn hin?", fragt er etwas perplex. "Ich will nicht mit der reden", antworte ich ihm wahrheitsgemäß und reiße mich von ihm los. Da sich Moritz aber hinter mich gestellt hat, werde ich hier so schnell nicht raus kommen. "Und warum nicht?", hinterfragt der Beamte und sieht zum Büro. Die Frau von Jugendamt ist inzwischen wieder zu uns gestoßen.
Mir ist sie aber trotzdem suspekt.
Diese aufgesetzte Freundlichkeit ist so offensichtlich. Zudem es so klar ist, dass sie sich nur einschleimen will. Aber ich werde Papa definitv nicht verpetzen, das habe ich auch schon zu Alex gesagt.
"Darum", antworte ich knapp und nicht wirklich ausschlussreich. Aber eine Erklärung will ich ihnen, vor allem wenn diese Frau zuhört, nicht geben.
Wobei zumindest Alex wissen sollte, was das Problem ist. "Aha"
"Könnte ich einmal mit Ihnen sprechen Herr Hetkamp?", fragt Frau Gerster freundlich. "Nein können Sie nicht!", übernehme ich, ziemlich unfreundlich, die Antwort. Ich will nicht, dass Alex ihr irgendwelche schlechten Dinge über Papa erzählt. Oder überhaupt irgendwas über ihn. Denn seine Ansicht kenn ich gut genug. "Noa, das geht schon in Ordnung", winkt Alex ab und folgt der Frau in den Raum. Na toll, dann wird sie wohl in wenigen Minuten alles über Papa hören, was ich ihr im ganzen Leben nicht erzählt hätte. "Noa, du kannst dich so lange hier hinsetzen", weist mich Moritz an, bevor ich überhaupt irgendwie reagieren kann.
"Ne ganz sicher nicht", motze ich und möchte an ihm vorbeigehen, um nach draußen zu gelangen. "Bleib hier, das bringt doch nichts", hält er mich zurück und drückt mich auf einen der Stühle im Eingangsbereich. Beleidigt verschränke ich meine Arme ineinander und starre auf den Boden. Ich bereue es jetzt schon überhaupt hierhin mitgekommen zu sein.

"Wie gesagt, vielen Dank nochmal", es dauert nach meinem Gefühl viel zu lange bis die beiden wieder rauskommen. Wütend blicke ich Alex an, der sich aber keines Weges beirren lässt.
"Kein Problem, ich hoffe, dass ist das soweit geklärt."
"Sie werden auf jeden Fall nochmal von uns hören, aber fürs erste, ja. Ich würde aber gerne noch mit Ihnen sprechen", ihr Blick schweift zu Moritz, der sich direkt anspannt. Was will sie denn jetzt von Moritz? "Eh...ja klar, allein?"
"Ja."
"Gut, am besten gehen wir dann wieder in das Büro", er deutet erneut auf den Raum, widmet sich dann aber an uns. "Können wir dann gehen?", fragt Alex. "Ja, ihr seid dann entlassen. Machts gut", er winkt nochmal angedeutet zu und leitet Frau Gerster dann ins Büro. "Du auch", mal wieder total gut gelaunt dreht Alex sich um in Richtung Ausgang.
In einer Mischung aus ungläubig und sauer stapfe ich ihm in hinterher. "Wollen wir uns was zu essen oder so holen?", fragt Alex, als wir die Wache verlassen. "Was hast du ihr erzählt?", ignoriere ich seine Frage und komme auf das definitiv wichtigere Thema zurück. "Die Wahrheit", man könnte glatt meinen er lächelt zufrieden. Stumm wende ich meinen Blick wieder ab und starre aus dem Fenster.
"Soll ich jetzt was zum essen holen?", hakt er erneut nach. Ich verdrehe meine Augen.
"Es ist doch scheiß egal was ich sage, du hörst doch sowieso nicht auf mich", motze ich, ohne ihn überhaupt anzuschauen.
"Wenn du meinst" Minuten der Stille brechen ein, bis er dann letztendlich vor einem Imbisswagen hält.
"Möchtest du was besonderes?", fragt er während er seinen Geldbeutel aus der Mittelkonsole des Autos nimmt.
Ich schüttle meinen Kopf.
"Würdest du wenigstens kurz Phil und Franco anrufen und bescheid sagen, dass wir was holen?", stellt er die nächste Frage. Seh ich so aus, als wäre ich in der Laune das zu tun? Ganz sicher nicht. "Nein"
Leise seufzend steigt er aus und schließt die Autotür. Mir egal, was er jetzt denkt, immerhin ist er derjenige, der sein Versprechen gebrochen hat. Zumindest teilweise. Ich will gar nicht wissen, was er der Frau alles erzählt hat und was sie jetzt für ein Bild von Papa hat. Sie kennt ihn doch nichtmal. Genauso wenig wie mich. Trotzdem glaubt sie wahrscheinlich alles, was Alex ihr berichtet hat. Ganz große Klasse.

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Und was geht bei euch so ab?

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now