54~ I feel a sin coming on

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Keuchend hänge ich über irgendeinem Busch, über dem ich mich gerade erbrochen habe. Vielleicht war das dann doch ein kleines bisschen zu viel Alkohol. Erschöpft lasse ich mich auf eine nahe gelegene Bank fallen und atme tief durch. Obwohl es äußerst unangenehm war, habe ich das Gefühl, dass das Übergeben etwas gebracht hat. Ich fühle mich, zumindest etwas, besser als vorhin. Mein Blick widmet sich meinem Handy. 2 entgangene Anrufe von Alex und mehrere Nachrichten. Das hab ich ja komplett vergessen. Glücklicherweise bin ich nicht einmal so weit weg von seinem Haus. Nachdem ich das Handy wieder ausgeschaltet habe stehe ich also wieder auf und vollende, wenn auch recht langsam, den Weg zu ihm. Wir haben kurz vor 17 Uhr und ich laufe hier komplett besoffen durch die Straßen. Definitv alles erreicht in meinem leben. Normalerweise würde in einer Stunde Papa kommen und mich abholen, aber wie er schon gesagt hat, wird er sich verspäten. Wenn ich mich noch richtig erinnern kann, ist die rede hier von mehreren Stunden. Zwar hat er mir eine Nachricht geschrieben, irgendwann vorhin, merken habe ich mir das aber nicht wirklich können. Kein Wunder.

Unsicher betätige ich die Klingel, einfach nur hoffend, dass nicht Alex die Tür öffnet. Genau der steht aber gleich darauf vor mir. Er mustert mich erst kühl, dann verändert sich seine Miene. "Noa, was ist passiert?", fragt er sofort besorgt. "Nichts, ich wollte nur schnell meine Sachen holen", wenig überzeugend versuche ich an ihm vorbeizukommen. "Noa, was ist passiert?" wiederholt Alex erneut, während er mich festhält.
"Hast du getrunken?"
"Nein, ich hab das schon wieder ausgekotzt", ertappt schaue ich ihn an, fange mich dann aber wieder. "Also ja?"
"Ist doch nicht so schlimm", ich entwende mich mehr oder weniger aus seinem Griff. „Noa, wir hatten das Thema doch schonmal", er seufzt. „Kann ich mich dran erinnern", dafür, dass ich vor knapp 10 Minuten kotzend über einem Busch hing, geht es mir blendend. „Schön, dann kannst du dich vielleicht auch daran erinnern wie beschissen die Aktion war und es das nicht unbedingt besser macht", bevor ich selber in die Küche gehen kann, schiebt mich Alex schon in die Richtung. „Trink erstmal was", er holt ein Glas aus einem Schrank und stellt es mir hin. Leise grummelnd fülle ich das Glas mit einem Schluck Wasser und leere es unter Alex' beobachtenden Blick. „Noa, ich meinte das ernst. Genau deshalb würde ich dich nicht gehen lassen. Wie geht es dir?"
„Supi", ich grinse ihn an. „Ah ja. Bist du dir da sicher?", er ist verhältnismäßig sehr ruhig. „Jap, mir gehts gut, also chill mal deine Lage hier", ich suche mir meine Schulsachen zusammen und stapfe zurück in den Flur. „Was wird das jetzt?", Alex kommt mir natürlich direkt hinterher. „Ich geh dann mal, war schön", mit diesen Worten schlüpfe ich in meine Jacke. „Erstens holt Papa dich ab und zweitens gehst du jetzt ganz bestimmt nicht einfach. So unverantwortlich bin ich auch wieder nicht."
„Ich geh nur nach Hause, ich bin nämlich alt genug, dass ich keinen Babysitter mehr brauche", genervt verdrehe ich die Augen. „Unter anderen Umständen vielleicht, du gehst jetzt ins Wohnzimmer und legst dich hin", bestimmt Alex und zieht mir dabei meine Jacke wieder aus, wie auch immer er das schafft. Weitesgehend problemlos befördert er mich gleich darauf ins Wohnzimmer und drückt mich auf die Couch. „Brauchst du irgendwas? Ist dir schlecht, schwindelig?", erkundigt er sich.
„Nein, nein und nein, aber du kannst gehen, wenn du schon fragst."
„Wie viel hast du getrunken?", ignoriert er meine Aussage. „Nicht so viel, höchstens...zwei Flaschen", antworte ich zögerlich. „Klingt nicht wirklich als wüsstest du es", skeptisch mustert er mich. Ich zucke hilflos mit den Schultern. Was will er denn jetzt von mir? Es geht mir doch gut. "Verstehst du jetzt, warum ich dich nicht gehen lassen wollte?", fragt er und setzt sich entgegen meiner freundlichen Bitte zu mir auf das Sofa. "Nö", grinse ich und schaue in Richtung Flur, da eben die Haustür aufgeschlossen wurde. "Ich will gar nicht wissen, was Papa dazu sagen wird", seufzt mein Bruder und steht wieder auf. Kann der sich jetzt mal für etwas entscheiden? Entweder er sitzt oder er steht. Auf jeden Fall macht mich das verrückt. "Mann jetzt tu nicht so, als wäre das so schlimm", entgegne ich auf seine Aussage und mache mich auf dem Sofa breit. Ein bisschen schlafen täte mir jetzt auch gut. "Was ist nicht schlimm?", kommt es von Phil, der wohl gerade gekommen ist und uns beide von der Tür aus mustert. "Noa ist besoffen und das ist sehr wohl schlimm", klärt Alex seinen Kollegen auf. Der soll sich mal nicht so aufspielen, mir geht es doch gut. Genervt drehe ich mich mit dem Rücken zu den beiden und schließe erschöpft meine Augen ich habe keine Lust auf eine weitere Diskussion mit denen.

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even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now