9~ She's the devils favorite

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"Aber das muss doch wirklich nicht sein.", probiert Papa der Ärztin die Sache mit der Polizei auszureden. Zwecklos. Sie hat recht. Wäre ich in ihrer Lage, würde ich nicht anders reagieren. Einem kleinen, zierlich, braven Mädchen glaubt man nunmal eher, als einer komsichen Schlägertusse. Nach einer weiteren kurzen Situation, gibt sich Papa dann letztendlich geschlagen und begleitet mich, gemeinsam mit der Medizinerin, in das wohlersehnte Einzelzimmer. Falls die denken, es sei eine Art Strafe für mich, dann haben sie sich definitiv getäuscht. Das hier ist reinster Luxus. "Noa?", wird die Stille von ihm unterbrochen. Ich sehe hoch und mustere ihn, wie er dort an dem kleinen Tisch sitzt und mich ebenso anschaut.
"Hast du sie geschlagen oder nicht?" Er zweifelt wohl nach wie vor an meiner Aussage. "Ich wollte, aber-" Ich lege eine Pause ein. Wenn ich das mit Alex jetzt erwähne, dann werde ich um ein erneutes Wiedersehen mit ihm nicht drum herum kommen. "Ja oder Nein?", der Ton meines Vaters wurde strenger. Immerhin habe ich ihm die Frage nach wie vor nicht richtig beantwortet. Obwohl man es sich denken kann, dass es nicht der Fall ist. "Nein" Nickend nimmt er meine knappe Antwort zur Kenntnis. Wieder wird es still. Er ist in seinen Gedanken vertieft, genau wie ich. Ich schätze mal, dass wir beide sogar über das gleiche nachdenken.

"Darf ich reinkommen?", eine altbekannte Stimme meldet sich, nachdem Klopfen an der Tür. Und durch das Ja von Papa betritt Alex dann auch das Zimmer. Augenrollend drehe ich mich herum und starre aus dem Fenster. Ich will nichts mit ihm zu tun haben, wieso will er das nicht verstehen. "Die Ärztin hat gesagt, dass Noa das andere Mädchen geschlagen hätte und deswegen hier ist. Stimmt das?", höre ich ihn reden. Wenigstens spricht er nur mit Papa und nicht mit mir. Unauffällig beobachte ich die beiden. Mein Vater zuckt nur mit den Schultern:"Und wenn schon. Noa sagt die kleine hätte es verdient" Es braucht an viel Selbstbeherrschung meinerseits um nicht zu lachen. Der Blick von Alex ist göttlich. Papa war wohl wieder auf meiner Seite. Etwas, was eine große Last von mir abwirft. Denn sobald er hinter mir steht, kann nicht viel passieren. "Aber das gibt ihr doch keinen Grund gleich zuzuschlagen", entgegnet Alex dezent empört und lässt seinen Blick kurz zu mir schweifen. Zu Augenkontakt lasse ich es jedoch nicht kommen. Nicht jetzt und nicht mit ihm. Aufhören den beiden zuzusehen tue ich aber nicht. Ein erneutes Schulterzucken meines Vaters. Ich hätte keine andere Reaktion. Der Schlag wäre sowas von gerechtfertigt gewesen. Mittlerweile bereue ich es nicht getan zu haben. "Du hast sie doch nicht mehr alle. Deine Tochter ist eingeliefert worden, wegen einer Schlägerei, fängt hier nochmal eine an und alles was du dazu zu sagen hast ist: War ja gerechtfertigt?" Fassungslos schüttelt der Notarzt den Kopf und atmet tief durch. Langsam wird es spannend, denn er ist Mal wieder richtig geladet.
"Ja, ganz das ist meine Reaktion. Wenn Noa sagt, sie hätte sie nicht geschlagen, dann hat sie sie nicht geschlagen. Ja, vielleicht ist Noa nicht die, der man unbedingt glaubt auch nicht aufgrund der heutigen Ereignisse, aber das ist auch kein Grund direkt gegen sie zu schießen. Vor allem nicht für ihre Familie", antwortet mein Vater ruhig, aber bestimmt. Schade, ich hatte mich schon gefreut.

Bevor Alex irgendwas erwidern kann klopft es erneut an der Tür. "Herein", übernimmt mein Vater erneut das Antworten. "Guten Tag, Polizei Köln. Breuer Mein Na... Noa! Heute noch nicht genug gehabt, oder was? Her Hetkamp", Herr Breuer nickt meinem Vater kurz zu, schaut mich Ann wieder eindringlich an. Hinter ihm Sindera. Es war so klar. Es kommen immer nur die Gleichen. Ich wollte mir ja eigentlich noch ein paar mehr Freunde bei der Polizei machen. "Herr Breuer, Herr Sindera. Schön Sie wieder zu sehen", etwas überfordert begrüßt er die beiden. "Ja, das ist mein Sohn, aber er kann ruhig dabei bleiben", mein Vater deutet auf Alex. "Nein, das kann er nicht", gespielt freundlich lächel ich ihn an. Ich hab keine Lust auf irgendwelche Gespräche und noch weniger, wenn er dabei ist. "Gut, dann wartet er wohl draußen", mit einem genausi freundlichen Lächeln verlässt Alex den Raum. Dankeschön. Einmal kommt er meiner Aufforderung nach.
"Herr Hetkamp, ich würde Sie bitten auch einmal mit mir rauszukommen", fordert Herr Sindera meine Vater auf.

Nun sind wir allein. "Moritz, jaja... Es ist schön, dass wir uns sogar zweimal an einem Tag sehen", ich grinse ihn schief an. "Vielleicht mal unter anderen Umständen", er zwinkert mir verschwörerisch zu, während er sich Zettel und Stift herausholt. "Vielleicht."
"Also, wir würden angerufen, wegen einer Körperverletzung an einer 11-Jährigen. Habe ich das richtig verstanden?"
"Da müssen Sie vielleicht jemanden fragen, der Sie angerufen hat, weil ich hab nichts von einer Körperverletzung mitbekommen. Zumindest nicht, was mit mir zu tun hätte. Ich habe lediglich darüber nachgedacht. Ist das jetzt verboten?", ich kann auch das Unschuldslamm spielen mit dem einzigen Unterschied, dass ich nun wirklich größtenteils unschuldig bin." Was ist denn passiert?"
"Nichts."
"Das habe ich aber anders gehört."
"Wenn Sie sowieso alles besser wissen, dann schreiben Sie sich doch auf, was Sie denken, was passiert ist. Ich bin in dieses Zimmer gekommen, Sie hat mich provoziert, ich habe sehr offensiv darüber nachgedacht ihr eine runterzuhauen. Das war's. Dann ist mein netter Halbbruder reingekommen und hat mich ziemlich angeschrien", wiederholen ich den Ablauf des Geschehens.
"Aha. Geht das vielleicht auch ein bisschen detaillierter?"
"Nein", mit diesem Wort halte ich das Gespräch für beendet und drehe mich wieder zum Fenster.

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Cringe

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now