74~ We are only as blind as we want to be

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Durch Schritte in meiner Nähe klare ich langsam wieder auf.
"Noa! Kannst du mich hören?
Was ist passiert?" Kraftlos öffne ich meine Augen und blicke in Alex' Gesicht. Dieser hat sich soeben zu mir auf den Boden gekniet und befreit gerade meinen Hals aus der Jacke, anscheinend um meinen Puls zu messen oder so. Eigentlich ist mir das viel zu viel Berührung, aber da ich nicht einmal ansatzweise die Kraft dazu habe mich dagegen zu wehren, lasse ich es einfach über mich ergehen.
"Schrei nicht so, Mann", murmle ich leise und schließe meine Augen wieder.
"Nene, Augen schön offen lassen.", befiehlt er mir und rüttelt leicht an meiner Schulter. Sobald ich dieser Aufforderung mehr oder weniger freiwillig nachgekommen bin, hebt er mich kurzerhand hoch und legt mich in meinem Bett wieder ab.
"Was ist denn das für eine Wunde an deinem Hals?", kommt genau die Frage, vor der ich verdammt große Angst hatte.
Seufzend rolle ich mit den Augen und starre stumm an die Decke.
Ich bin todmüde und möchte eigentlich nur noch schlafen. Meines Gefühls nach hat Alex damit aber leider Gottes ein Problem damit. "Alles gut bei euch?", ertönt eine müde Stimme aus Richtung Tür. Dort steht wahrscheinlich Phil. Alex ist ja schon genug, aber Phil jetzt auch noch?
Am liebsten würde ich aufspringen und abhauen. Doch ich weiß jetzt schon wer mir dort, abgesehen von den beiden, einen fetten Strich durch meine Rechnung machen würde. Mein Kreislauf.

"Noa ist krank", informiert ihn Alex. "Bin ich gar nicht", protestiere ich. "Ach ja?", man könnte fast meinen er würde lachen. "Phil, kannst du mal das Fieberthermometer holen?"
"Ja, bin gleich wieder da."
"Hast du Schmerzen oder ähnliches? Übelkeit, Schwindel?", fragt Alex.
"Ich möchte schlafen", und so drehe ich mich von ihm weg und schließe die Augen. "Noa, hey! Kannst du gleich, aber erklär zumindest noch die Wunde. Das ist eine Schnittwunde an deinem Hals, wo kommt die her?"
"Das waren so Typen", murmele ich, eigentlich nur um ihn loszuwerden. Nicht die beste Idee wird mir dann bewusst. "Und warum? Was haben die gemacht?", hinterfragt er weiter. "Lass mich in Ruhe!", ich schlage etwas unbeholfen in seine Richtung.
"Hier", Phil's Stimme taucht wieder auf.

"39,3", teilt Alex das Ergebnis mit. "Hm, das wird wohl nichts mit Schule. Ist dir noch schwindelig?"
Ich schüttele nur den Kopf. Selbst wenn ich lieg ja eh schon. "Brauchst du irgendwas?", fragt er weiter.
"Vielleicht schläfst du einfach weiter", meldet sich Phil zu Wort. Das kam unerwartet. Den Schock meines Lebens habend, fahre ich hoch und schaue ich wahrscheinlich komplett dumm an. "Bist du noch ganz knusper?"
Phil kann sich sein Lachen anscheinend nicht verkneifen, denn keine Sekunde später prustet er los. "Jaja sehr witzig", murmele ich und lasse mich zurück fallen. Schlaf würde mir trotzdem gut tun. "Also?"
"Was also?"
"Ob du noch was brauchst, einen Tee zum Beispiel?", wiederholt Alex seine Frage. Phil lacht immer noch im Hintergrund.
"Man verpisst euch einfach."
Alex seufzt, geht dann aber tatsächlich, Phil hinter sich her ziehend.
Froh über die eingetretene Ruhe schließe ich meine Augen und kaum ein paar Minuten später schlafe ich auch schon ein.

Durch Geschirrklappern, welches aus dem unteren Stockwerk kommt werde ich langsam wieder wach. Müde blicke ich zur Uhr und muss feststellen, dass ich den ganzen Vormittag verschlafen habe.
Tief ausatmend befreie ich mich von meiner Decke und setze mich langsam auf. Auch wenn mein Kreislauf nicht ganz damit zufrieden ist, hätte ich, um ehrlich zu sein, schlimmeres erwartet.
Ich schätze Mal, dass das Fieber deutlich gesunken ist. Nachdem ich kurz einen Schluck getrunken hab stehe ich auf und gehe langsam zur Tür.
Dieses Tempo beibeihaltend schreite ich die Treppen nach unten und komme dem Lärmpegel immer näher.
Schon im Wohnzimmer kann man das essen riechen, das auf dem Herd steht.
Trifft sich gut, denn Hunger habe ich mittlerweile auch.
"Was gibt's?", erkundige ich mich neugierig beim Betreten der Küche. Innerhalb weniger Augenblicke werde ich auch schon von allen Seiten beäugt. Vor allem Alex, der erschrocken herum gefahren ist, sieht mich kritisch an. "Noa, geh wieder ins Bett, du bist krank", motzt er mich an und schaut mich mit einem auffordernden Blick an. Genervt verdrehe ich meine Augen. Tolle Begrüßung, da fühlt man sich sofort willkommen.
"Nö, mir geht's gut", widerspreche ich und lasse mich auf einen der Stühle nieder.
"Was gibts denn jetzt zum essen?", schiebe ich noch neugierig hinterher.
Rein theoretisch könnte ich auch aufstehen und nachschauen, aber dafür bin ich ein ganz kleines bisschen zu faul.
"Noa! Ich will, dass du dich wieder hinlegst, du bist nämlich ganz sicher noch nicht gesund oder wie willst du dir erklären, dass du weiß wie eine Wand bist?"
Genervt stöhne ich auf und erhebe mich wieder. "Hab schon verstanden", murmle ich leise vor mich hin. Einen auf tollen großen Bruder tun, aber darauf bestehen, dass ich wieder nach oben gehe.
Kann er nicht einfach sagen, dass er mich nicht hier haben will?

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Noa, 2, nimmt sich alles persönlich :)
Noa, 2, bekommt nichts zum Essen :(

even the devil was once an angel [ASDS] Onde as histórias ganham vida. Descobre agora