34~ Tell the truth and shame the devil

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Skeptisch mustere ich Alex, der unbedingt in meinem Zimmer ein Telefonat führen muss. Das ist doch echt scheiße hier. Am liebsten würde ich direkt nachhause gehen. Durch diesen doofen Schlauch in meinem Brustkorb wird das wohl garnichts mehr. "Bitte Oli. Ich will jetzt bei meiner Schwester sein. Ja, ich übernehme dann für dich morgen. Danke" Irgendwas mit Dienst tauschen habe ich vorhin schon aufgeschnappt. Das hätte er sich auch sparen können. Dann ist er ja noch mehr bei mir. Na super. Da ist sein nerven vorprogrammiert. "Du hättest auch ruhig arbeiten können, ich Brauch dich hier nicht", meine ich, nachdem er aufgelegt hat, woraufhin Alex schmunzeln muss. "Das hast du jetzt nett ausgedrückt" Augenrollend blicke ich ihn an. Sein Grinsen kann er sich eigentlich genauso gut sparen. "Also vorhin wolltest du dich noch für alles entschuldigen", erwähnt er nach wie vor grinsend und setzt sich hin.
"Das waren auch...andere Umstände", probiere ich mich rauszureden. Dass ich das getan habe weiß ich nichtmal mehr genau. In diesem Moment hatte ich Todesangst, die Sachen, die ich dort gemacht habe waren unüberlegt. "Das hab ich auch gemerkt", schmunzelt mein Halbbruder. Also eins kann ich sagen, er nervt jetzt schon tierisch.

Mit der Hoffnung auf Erlösung von dieser Nervensäge namens Alex schaue ich zur Tür, an der es gerade geklopft hat. Es ist kein anderer, als Phil, der den Raum betritt.
"Geht's dir besser?", erkundigt er sich direkt bei mir, was ich mit einem knappen nicken beantworte. Könnte zwar besser sein, aber ich will mich ja nicht beschweren. "Ich habe eine Nachricht für dich. Naja eigentlich für euch beide" Mit erhobenen Augenbrauen sehe ich ihn an. Irgendwie klingt er bedrückt. "Alex, kann ich dich mal kurz sprechen?"
"Nein, kannst du nicht, du kannst mit uns beiden sprechen", fordere ich ihn auf. "Also euer Vater... Die OP ist soweit komplikationslos verlaufen, aber wir können nicht sagen, wann und ob er jemals aufwachen wird." Mit aufgerissenen Augen starre ich ihn an. Papa könnte nie wieder aufwachen? "Warum?", flüster ich leise und eher zu mir. Warum ausgerechnet er?
"Noa, er packt das, mach dir nicht so viele Gedanken" Alex ist aufgestanden und streicht mir beruhigend über meinen Arm, den ich innerhalb von Sekunden wegziehe. "Fass mich nicht an.", zische ich ihm zu und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich will eigentlich nicht weinen, aber es ist einfach nichts aufzuhalten in diesem Moment. "Ganz ruhig, du sollst dich nicht aufregen", spricht Phil von der anderen Seite auf mich ein. Genervt ziehe ich die Luft in meine Lungen und starre nach vorne. "Dann lasst mich in Ruhe."
Immerhin einer hält sich an meinen Satz und geht. Alex jedoch bleibt hier. Was anderes habe ich auch nicht erwartet. Solange er ruhig ist kann er meinetwegen auch hier bleiben. Freiwillig gehen würde er ja sowieso nicht.

"Noa, du kannst auch mit mir reden, wenn irgendwas ist. Ich bin für dich da", unterbricht Alex die entstandene Stille. Was bildet er sich eigentlich ein?
"Ich weiß doch auch, dass diese Situation auf gut Deutsch gesagt scheiße ist. Auch für mich. Aber es ist kein Problem, wenn dir irgendwas auf dem Herzen liegt, dann bin ich für dich da", labert er weiter. "Schön für dich", gebe ich nur zurück. "Noa, komm schon. Sei nicht wieder so-"
"Sei nicht wie was?"
"So dauerhaft schlecht gelaunt und genervt. Ich hatte auch keine Ahnung von dir, aber im Gegensatz dazu bin ich eigentlich ganz froh, dass ich ne kleine Schwester habe."
"Wie gesagt, schön für dich", meine ich und drehe meinen Kopf in Richtung Fenster. Geht ja schlecht ganz. Alex seufzt nur.

"Du kannst mit mir reden", "Ich bin für dich da", ich rufe mir die Sätze in Gedanken zurück. Jaja, wenn ich aber nicht will. Da taucht der einfach so hier auf und tut jetzt so als wären wir die perfekten Geschwister oder wie. Was ist eigentlich sein Problem?

"Wie lange muss ich eigentlich hier bleiben?", erkundige ich mich wenig später, nur um mich darüber zu informieren. "Kann ich dir nicht genau sagen."
"Kannst du irgendwas genau sagen?", fahre ich ihn an. Ob mein Vater wieder wird? Keine Ahnung. Wie lange ich hier bleiben muss? Keine Ahnung. Von nichts hat er eine Ahnung. Denkt aber selbst, dass er hier den Psychologen von mir spielen muss. Sorry, aber darauf kann ich immer noch ganz gut verzichten.

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We hope u like it :)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now