15~ Made by Satan

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Doch bevor ich auf dem Boden aufschlagen kann, greifen blitzschnell zwei Arme unter meine. Ich kann nicht einordnen was passiert, mein Kopf ist wie leergefegt. "Noa, Augen auf!", jemand tätschelt mir gegen die Wange. Nur langsam komme ich der Aufforderung nach. Alex steht hinter mir, hält mich immer noch fest. Ich reiße mich von ihm los, schwanke noch einmal gefährlich, halte mich aber dann selbst auf den Beinen. "Kannst du mit zum Auto gehen? Dann Bring ich dich ins Krankenhaus", fragt er und mustert mich mit einem besorgten Blick. Schwach schüttele ich den Kopf, als Antwort auf die zweite Frage. "Kein Krankenhaus", flüstere ich, gehe einen Schritt zurück. Ich gehe dort ganz sicher nicht nochmal hin. Nicht nach dem was dort passiert ist. "Noa bei deinem Zustand wü-"
Kopfschüttelnd unterbeche ich ihn: "Nein! Ich geh nicht in ein drecks Krankenhaus" Meine Stimme ist erstaunlich fest, nicht sonderlich vorteilhaft für meinen Kopf, der dadurch wieder stärker beginnt vor sich hin zu brummen. Von Alex kommt nur ein leises Seufzen. Er scheint nachzudenken.
"Gut, kein Krankenhaus. Aber ich nehm dich erstmal mit zu mir, keine Widerrede", beschließt er und schaut mich mit einem mahnenden Blick an. Widerwillig nicke ich. Auch wenn das jetzt auch kein Lottogewinn ist, ist es immernoch besser als die Klinik. Mit langsamen Schritten gehe ich ihm hinterher und lasse mich in sein Auto verfrachten. Hätte ich mehr Kraft, hätte ich das ganz sicher nicht getan, aber die habe ich eben nicht, weshalb es keinen Sinn hat sich jetzt zu wehren.

"Sag mal hast du getrunken?", will Alex urplötzlich wissen. Zerknirscht schaue ich erst ihn an, dann wieder aus dem Fenster. "Noa? Sag mir jetzt nicht, dass das wahr ist", hakt er nochmal nach. "Ich konnte nicht nein sagen", versuche ich mich rauszureden. "Zu wem?", seine Stimme klingt ernst. "Papa", und wie ich das ausspreche, weiß ich, dass ich das nicht hätte tun sollen. Dass das ein großer Fehler war. "Nein, das glaub ich ja jetzt nicht. Hat er dir Alkohol angeboten?"
Ich antworte ihm lieber nicht. "Noa! Hat er dir Alkohol angeboten?", wiederholt Alex seine Frage. "Ist doch nichts dabei."
"Ist doch nichts dabei? Du bist 13! Schlimm genug, dass du es auch noch annimmst", er muss sich ziemlich zusammenreißen, das sieht man ihm an. "Wo ist dein Vater jetzt?", er nennt ihn nicht einmal mehr seinen eigenen Vater. Ich muss schlucken. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Vor allem nicht Alex. "Ich weiß es nicht", gebe ich kleinlaut zu. "Was ist gestern passiert?"
"Ich weiß nicht mehr, hörst du ich hab keine Ahnung", auch ich werde lauter. Wie lange müssen wir denn noch fahren? Dieses Gespräch entwickelt sich gerade in die völlig falsche Richtung.
"Wie viel?"
"Was wie viel?"
"Wie viel hast du gestern getrunken, wie viel hat er gestern getrunken?"
"Nicht so viel...ich weiß es nicht."
"Weißt du überhaupt irgendwas?", eingeschüchtert von seinem Ton zucke ich kurz zusammen. "Sorry, das war nicht so gemeint", entschuldigt er sich sofort. "Ich bin nur gerade sehr...wütend." Ja, das merke ich.

Der Rest der Autofahrt erfolgt im Schweigen. Es dauert sowieso nicht mehr lange, bis Alex vor einem Haus stehen bleibt. "Schaffst du es auszusteigen, ohne das dein Kreislauf schlapp macht?", fragt Alex wieder deutlich gelassener. "Ja, denke schon", meine Stimmung ist definitiv am Tiefpunkt. Ich hab Kopfschmerzen des Todes und habe gerade vielleicht mein ganzes Leben zerstört, weil ich meinen Vater verraten habe.
Bevor ich aussteigen kann, ist Alex schon an meiner Seit und hilft mir aus dem Auto. "Wir müssen ein bisschen leiser sein. Phil schläft eigentlich noch", klärt Alex mich auf dem Weg zum Haus auf. "Phil?", frage ich perplex. "Achso ja. Arbeitskollege. Ich wohne mit ihm und Franco, er ist Notfallsanitäter, in einer Art WG."
"Super", mein ironischer Unterton ist nicht zu überhören. "Hast du ein Problem damit?", lacht Alex. "Ne, passt schon. Wenn der schläft und außerdem bin ich ja sowieso nur kurz hier."
"Naja, du könntest dich vielleicht schonmal dran gewöhnen", rutscht es Alex raus. "Du hast es versprochen", erinnere ich ihn. "Ja, das hab ich, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von den Umständen. Noa, du solltest das wirklich einsehen. Das ist nicht gut für dich und für ihn auch nicht."
"Ich hasse dich. Wenn du das machst, dann...", weiter weiß ich nicht. Ich weiß nicht, was dann wäre.

Einfach aus Prinzip bleibe ich vor der Tür stehen. Ich gehe da ganz bestimmt nicht rein, nicht zu dem Idioten. "Noa, komm. Mach jetzt kein Drama draus", versucht Alex mich zu überzeugen. "Nein! Ich will das nicht!"
"Gut, dann musst du wohl doch ins Krankenhaus", demonstrativ zieht Alex die Tür wieder hinter sich zu. Dieses Arschloch. Ich schüttele heftig mit dem Kopf. Keine gute Idee, aber in diesem Moment egal. "Dann komm mit rein."
Notgedrungen stapfe ich ihm hinterher. Ich hab jetzt keine Kraft mehr mit ihm zu diskutieren.

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:)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now