70~Go to hell

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Es dauert wirklich nicht lange bis ich die Innenstadt erreiche. Hoffentlich kommt Jamal jetzt schnell, ich hab nämlich nicht so die Lust mitten in der Fußgängerzone rumzustehen und von allen angeschaut zu werden. Ist ja jetzt auch nicht so einfach mich zu finden, wir haben nichtmal einen vernünftigen Treffpunkt ausgemacht.
Trotzdem sehe ich ein paar Minuten später einen Jungen auf mich zu kommen. "Hey", begrüßt Jamal mich, als er vor mir steht. "Hey", etwas überfordert lächele ich ihn an.
"Wie geht's dir?", fragt er, nachdem wir in Richtung des Platzes, den ich vorhin schon genannt habe, losgelaufen sind. "Eh, gut und dir?", stelle ich sofort die Gegenfrage. Ich mag es nicht über mich zu reden. Vor allem nicht vor Leuten, die ich so gar nicht kenne. "Auch gut. Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir bedanken kann."
Und ich weiß nicht, wie ich auf seine Dankbarkeit reagieren soll.
"Was war eigentlich deren Problem?", erkundige ich mich, in der Hoffnung mir irgendwie erschließen zu können, warum sie auf ihn losgegangen sind.
"Ich glaub denen hat gereicht, dass ich schwarz bin", murmelt er leise und senkt seinen Blick. Um ehrlich zu sein hab ich mir das aufgrund deren komischen Bemerkung sogar schon gedacht. Verstehen tu ich es aber trotzdem nicht.

Erschrocken zucke ich zusammen, als der Klingelton eines Handys unser Schweigen unterbricht. Jamal, der sich anscheinend ebenso erschrocken hat greift in seine Tasche und zieht sein Handy heraus. "Meine Mutter", informiert er mich knapp und geht ein paar Schritte von mir weg.
Seufzend sehe ich ihm nach und sehe mich nach einer Sitzgelegenheit um. Wirklich finden tu ich aber keine. Stattdessen werde ich auf schnelle Schritte aufmerksam, die mir nach meinem Gehör immer näher kommen.
Bevor ich mich überhaupt umdrehen konnte, werde ich unsanft gepackt und spüre kurz darauf auch schon etwas spitzes an meinem Hals.
"Hör zu kleine, wenn du meinen Bruder noch einmal anmachst und von ihm Geld zockst, dann wird es dir verdammt schlecht gehen! Und das hier ist dazu gar nichts. Hast du mich verstanden?", zischt er mir ins Ohr. Zwischenzeitlich bemerke ich schon, wie Blut meinen Hals hinunter läuft. "Ob du mich verstanden hast" Seine Stimme klingt bedrohlich und lässt mich nur noch mehr zusammenzucken.
Zitternd nicke ich, in der Hoffnung er würde mich endlich in Ruhe lassen. Das tut er dann auch. Aber ich schätze eher nur, weil Jamal wieder von telefonieren zurück kommt.

Kraftlos sinke ich auf den Boden und sehe dem Jugendlichen nach, der sich genauso schnell wie er gekommen ist, wieder entfernt. "Was ist passiert? Du blutest", stellt er besorgt fest und kramt ein Taschentuch aus seiner Jacke, welches er mir hinhält. Mit immer noch zitternden Händen nehme ich es entgegen und tupfe vorsichtig meine Verletzung ab.
"Wer war das?", erkundigt er sich nach wie vor recht besorgt und kniet sich vor mich hin. Schulterzuckend sehe ich ihn kurz an, weiche seinem Blick dann aber wieder relativ schnell aus. "Wir müssen die Polizei rufen", meint er und nimmt sein Handy, dass er eben erst weggesteckt hat, wieder aus der Tasche. Unüberlegt reiße ich es ihm aus der Hand. "Nein!", fahre ich ihn an. "Ich meine, es ist doch nur halb so schlimm, das muss nicht sein", schiebe ich schnell noch hinterher. Denn dann würde Alex erfahren, dass ich den Jungen abgezogen habe und hundertprozentig dezent sauer auf mich sein.
"Aber-", beginnt er zu widersprechen. "Jamal, bitte. Ich glaub es ist besser, wenn ich einfach nur nachhause gehe", winke ich ab und stehe vorsichtig, mit seiner Hilfe, auf. "Ganz sicher?", hinterfragt er skeptisch. Hastig nicke ich. Er kann ja fast genauso nervig sein, wie Alex und seine Kollegen es immer sind.

Meine Jacke ganz nach oben gezogen, sodass man die Verletzung nicht sehen kann, laufe ich durch die Straßen. In der Hoffnung, dass Alex zumindest keinen Aufstand macht. Dass er nicht zuhause ist, kann ich schwer hoffen.
Mehr schlecht als recht stecke ich den Schlüssel ins Schloss und betrete leise das Haus. "Noa? Bist du wieder da?", keine zwei Sekunden später steht Alex vor mir. "Nein, ich tu nur so weißt du."
"Sehr witzig", kommentiert er meine Aussage und mustert mich. "Ich bin dann oben, schlafen oder so", informiere ich ihn, bevor ich mich auf den Weg die Treppe hoch machen will. Will ja genau. "Sag mal, möchtest du davor vielleicht noch eine Jacke oder so ausziehen. Wieso hast du die überhaupt so hochgezogen?", hält Alex mich zurück.
"Mir ist kalt", rede ich mich schnell raus. "Ah ja, nicht dass du noch krank wirst", er streckt seine Hand nach mir aus, aber ohne mich. Rasch ducke ich mich weg und sprinten die Treppen nach oben, Alex einfach unten stehen lassend.
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yay ich habs auch mal geschafft :)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now