60~ we make this world our hell

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"Noa bleib stehen!", höre ich Alex entfernt rufen. Darauf eingehen tue ich jedoch nicht. Warum sollte ich auch? Er gibt mir keinen Grund dazu. Um die nächste Ecke gerannt, verlangsame ich mein Tempo leicht. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher dass mir keiner gefolgt ist. Ist auch besser so. Unbewusst steuere ich schon die Richtung unserer Lagerhalle an und hole inzwischen mein Handy aus der Tasche. Alex' eingehenden Anruf drücke ich weg. Der braucht sich eigentlich gar nicht erst die Mühe machen mich weiter zu kontaktieren. Schnell überfliege ich die Nachrichten in der Gruppe meiner Freunde. Bis auf Jelena hat sich heute noch keiner darin gemeldet. Das gute daran ist aber trotzdem, dass sie geschrieben hat, dass sie am Treffpunkt ist, da ihre Eltern wieder nerven. Somit bin ich dann nicht ganz alleine.

"Leute?", rufe ich in die Halle. Mehr als ein leichter Hall meiner eigenen Stimme kommt aber nicht zurück. Seufzend lasse ich mich auf das Sofa fallen und starre an die Decke. Und ich dachte Jelena sei hier.
Gelangweilt setze ich mich auf und gehe zu den Kästen die an der Wand stehen, in der Hoffnung meinen Durst mit etwas Wasser zu stillen. Leicht enttäuscht musste ich aber feststellen, dass hier definitv nichts alkoholfreies dabei ist. Vor meinem inneren Auge kann ich schon den Gesichtsausdruck von Alex vor mir sehen, wie enttäuscht er war. Zudem kommt noch Papas Reaktion. Wobei eins sicher ist, sowas wird zumindest die nächsten Tage nicht mehr passieren.
"Hey Noa, wir haben auch Wasser mitgebracht, bevor du das Bier noch länger so skeptisch anschaust", tönt plötzlich Jelenas Stimme durch die Lagerhalle. Überrascht fahre ich herum und mustere sie, Marc und Lasse, die soeben vollbeladen mit Sachen reingekommen sind. Entschlossen widme ich mich wieder den Getränken und nehme eine Flasche raus. "Nein passt schon" Was interessiert es mich, was Alex denkt. Der vertraut oder glaubt mir doch sowieso nicht mehr.

"Was hastn du an deinem Auge gemacht?", fragt Marc, als er sich neben mich fallen lässt. "Nichts besonderes", winke ich ab, in der Hoffnung, dass sie einfach nicht weiter nach fragen. "Wusste gar nicht, dass du hier bist", hinterfragt er es tatsächlich nicht. "Ja ich bin mehr oder weniger geflüchtet", druckse ich herum. "Same", kam es von Jelena. "Stress mit meinen Eltern, du?"
"Komplizierte Sache, deshalb hab ich auch dein Geld nicht dabei", zerknirscht schaue ich in Lasses Richtung. "Was ist denn passiert?", will er neugierig wissen. "Naja, ich war direkt bei der Bank, nachdem du mir geschrieben hast und wollte dann direkt das Geld abheben und so weiter. Und plötzlich stürmen da so zwei Typen rein, wie sich dann rausstellt mein Vater und sein Kumpel. Und wie es dann so kommt und kommen musste, werde ich natürlich mit verdächtigt", ich stöhne genervt auf. "Es war einfach nur Zufall, dass ich da war, ich wusste von nichts, aber dann kommt da mein Idiot von Bruder bei der Polizei an und meint so, er könne es auch nicht versichern. Mein Gott."
Mitfühlend schauen mich die anderen an. Etwas, was ich momentan am wenigsten brauchen kann. "Also ein Banküberfall hätte ich deinem Dad echt nicht zugetraut", murmelt Marc und nimmt einen weiteren Schluck seines Getränks. Langsam sehe ich zu dem Jungen und nicke leicht. Ich ja genauso wenig. "Wollen wir vielleicht in die Innenstadt gehen? Hier ist es irgendwie etwas langweilig.", reißt mich Jelena aus meinen Gedanken. Sie hat recht. Die ganze Zeit hier rumzusitzen und nur zu reden ist jetzt nicht wirklich das Spannendste, was man machen kann.

Mehrere Minuten später wurde unser Plan auch schon in die Realität umgesetzt und ich laufe torkelnd zwischen Jelena, Marc und Lasse durch die Fußgängerzone Kölns. "Glotz nicht so", motzt letzterer eine Frau an, die uns ziemlich auffällig und vor allem sehr abwertend anstarrt. Als sie immer noch nicht aufhört fliegt ihr wenig später seine Flasche ziemlich knapp vor die Füße. Während er und Jelena das laut lachend kommentieren, muss ich mich eher auf den plötzlichen Schwindel konzentrieren, der mich heftig schwanken lässt.
"Noa alles okay?", erkundigt sich Lasse sofort, was ich mit einem knappen nicken bestätige. Eine einzige Lüge, denn mit mir ist nichts okay. Absolut nicht.

"Polizei! Einmal bitte stehen bleiben!", ruft plötzlich jemand hinter uns. Abrupt bleiben die anderen stehen. Ich schalte im Gegensatz zu ihnen eher später und wirklich auf einer Stelle kann ich auch nicht stehen bleiben. Auch wenn meine Sicht langsam echt verschwommen ist, kann ich erkennen, dass zwei Polizisten auf uns zukommen. "Abhauen", zischt Lasse mir zu und zieht mich mit sich. Ein Fehler. Aufgrund meines momentan fehlenden Gleichgewichtssinns stolpere ich augenblicklich und pralle unsanft auf dem Boden auf. Kaum ein paar Sekunden später wird es dann auch schon komplett schwarz.

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even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now