30~ I'm your nightmare

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Bevor sie reagieren kann reisse ich ihr das Mobiltelefon aus den Händen und werfe es schwungvoll in die andere Ecke des Zimmers. Nun bin ich diejenige die sie mit einem provozierenden Grinsen anschaut. Ihre Mimik ist geschockt. "Sag mal hast du sie noch alle", schreit sie mich an und holt aus. Wären meine Reflexe nicht so gut hätte sie mich getroffen, aber da ich noch rechtzeitig ausweiche schlägt sie in das Leere. "Böser Fehler", raune ich ihr zu. Bevor ich ihr jedoch die Rache dafür verpassen kann, dass sie mich schlagen wollte, wurde mein Blick zur Tür gezogen, die sich öffnet. Es ist Alex, der augenscheinlich noch ein paar Worte mit jemandem auf dem Flur wechselte. Diese wenigen Sekunden nutze ich und gehe schnell zurück in das Bett, in dem ich eigentlich sein sollte. Obwohl Alina hundertprozentig petzen wird, möchte ich ihm keine Vorlage geben ihr zu glauben.

Beim Eintreten fällt der Blick von Alex direkt auf das, höchstwahrscheinlich kaputte Handy meiner Bett-Nachbarin, welches er deutlich verwirrt aufhebt. "Wem gehört das?", fragt er und mustert erst das Gerät und dann uns, vor allem mich.
"Das ist ja meins. Ich hab's wohl beim reingehen verloren", kommt es von Alina. Warum deckt sie mich auf einmal? Ich hätte alles erwartet, nur nicht das. "Dankeschön" Misstrauisch mustere ich das Mädchen, wie sie das Handy entgegennimmt. "Noa, es geht um deinen Vater. Die Ärzte haben eine Gehirnblutung bei ihm entdeckt", teilt er mir mit und sieht mich nachdenklich an. Er scheint irgendwie niedergeschlagen. Das heißt meistens nichts Gutes.
"Er wird gerade not-operiert", geschockt starre ich ihn an. "Bit-bitte was?", stottere ich. "Noa, der Krampfanfall, das war eine Folge des Hämatoms", erklärt Alex, als er sich einen Stuhl an mein Bett zieht und sich darauf sinken lässt. "Bei einem Schädelhirntrauma kann man das nicht ausschließen. Es ist gut, dass du so schnell reagiert hast. Die Blutung bzw. auch der Hirndruck wird jetzt entlastet, aber keiner kann sagen, ob irgendwelche irreparablen Schäden auftreten."
"Und was heißt das?", frage ich immer noch perplex. "Dass ich dir nicht sagen kann, ob er danach noch der gleiche sein wird. Keiner kann das, Noa."

Keine Ahnung wie lange wir einfach nur schweigend da gesessen haben. "Ich muss los, hab Schicht", verabschiedet Alex sich knapp, steht auf und verlässt den Raum. Ich muss schlucken. "Das tut mir leid", unterbricht Alina die neu entstandene Stille. Mein Kopf schnellt in ihre Richtung. Sie schaut mich wirklich aufrichtig an. "Kannst ja nichts dafür", meine ich. "Aber das mit dem Handy, also, das tut mir leid."
"Passt schon, ist nicht lebenswichtig", winkt sie irgendwie lächelnd ab. Still schweigend wende ich meinen Blick wieder von ihr ab. "Ich wollte mich noch entschuldigen, also wegen der Aktion vorher. Ich hatte irgendwie Lust zu provozieren", fügt sie hinzu und grinst leicht. Jeder andere hätte sie jetzt wahrscheinlich als komplett irre abgestempelt, aber irgendwie erinnert sie mich an meine eigenen Charakterzüge. Dennoch bin ich jetzt nicht wirklich in der Laune mit ihr über solche Sachen zu sprechen, sondern nahm ihre Aussage nur wortlos hin. "Ich kann dir nicht sagen, ob er danach der gleiche sein wird."
Dieser Satz von Alex hallt immenoch in meinem Kopf nach. Inwiefern nicht mehr der gleiche? Wird er überhaupt noch normal leben können? Normal essen, trinken, reden? Was ist wenn er überhaupt nicht mehr aufwacht?
"Hey, hörst du mir überhaupt zu?", reißt mich Alina aus meinen Gedanken. Beriwrrt sehe ich auf und drehe meinen Blick zu ihr. Erst jetzt merke ich, dass ich wieder angefangen habe zu weinen. "Was?", frage ich sie, vielleicht etwas zu ruppig.
"Ich hab dich gefragt ob du mit mir nach draußen gehen willst. Ich glaub dir würde ein bisschen frische Luft ganz gut tun", aufmunternd lächelt sie mich an. Dieser Umschwung von provokant und zickig auf fürsorglich und freundlich geht mir viel zu schnell. Mein Vertrauen zu fremden Leuten ist ja sowieso schon relativ beschränkt, sie macht es mir hier nicht leichter. "Ne, ich darf eh nicht raus", winke ich ab. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich höchstwahrscheinlich zugestimmt. Aber es ist nunmal nicht passend. Zudem ich auch keine Lust auf Streit habe, weder mir den Ärzten oder Schwestern, noch mit Alex. Still beantworte ich die Nachrichten von Marc, in denen er fragt, wie es mir geht. Gegen seinen Entschluss, dass sie mich besuchen kommen wende ich nichts ein. Ein bisschen mehr soziale Kontakte, als meine Zimmernachbarin sind jetzt wahrscheinlich garnicht mal so falsch.

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:) es regt mich dezent auf Ronja, dass du immer nur :) schreibst🥺🥺
C'mon schreibt mal was in die Kommentare, so Stimmung machen hehe

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now