12~ Evil comes if you call my name

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Erschrocken drehe ich mich um und starre meinem Verfolger direkt in die Augen. "Was machst du hier?", pampe ich Alex an und versuche das Portemonnaie, welches ich bereits aus meiner Hosentasche geholt habe wieder dort verschwinden zu lassen. Die Betonung liegt auf Versuchen, denn bevor ich überhaupt reagieren kann, fässt Alex mein Handgelenk und nimmt mir meine Beute aus der Hand. "Noa, was soll das? Alte Leute auf dem Friedhof beklauen, geht's noch?", tadelt er mich mit strenger und auch relativ lauter Stimme. Unsicher blicke ich ihn sein wütendes Gesicht und setze mich auf die Steinmauer hinter mir. "Die hat doch genug Geld. Da wird das, was da drin ist wohl kaum auffallen", werfe ich ein und starre nachdenklich auf den Gegenstand in seiner Hand. Irgendwie muss ich mir den Geldbeutel ja wieder zurückholen. Fragt sich nur wie. "Denk nicht Mal daran. Erklär mir Mal lieber was das soll"
Seine Stimmlage ist nach wie vor wütend, streng und vielleicht sogar ein bisschen enttäuscht. Wobei ich mich beim letzten Frage, wieso? Immerhin erwartet man von mir nichts anderes. "Noa ich rede mit dir", beharrt er auf eine Antwort und starrt mich nach wie vor an, als wäre ich ein Scherverbrecher. "Toll für dich", murmel ich leise und möchte aufstehen, werde aber sofort von ihm aufgehalten.
"Nichts toll für dich. Ich will, dass du ihr den Geldbeutel wiedergibst und dich entschuldigst" Hat der sie noch alle? Erstens, wieso sollte ich das tun, was er sagt. Zweitens, werde ich ganz sicher nichts zurückgeben und mich gar noch entschuldigen. Er dreht ja völlig durch. "Bestimmt nicht", verneine ich und zeige ihm den Vogel. Wie kann ich eigentlich so dumm sein und mich schon wieder von ihm erwischen lassen? Das dritte Mal innerhalb von zwei Tagen. Papa hat schon Recht, ich muss unbedingt besser aufpassen. "Noa, das war keine Bitte", versucht er es erneut. "N.E.I.N", ich betone jeden Buchstaben einzeln. "Ich kann doch nicht einfach irgendwas zurückgeben, das geht gegen die ungeschriebenen Regeln. Das macht man einfach nicht, das wäre wie Verrat. An mich selbst", erkläre ich ihm nachdrücklich. "Wie Verrat. Merkst du es eigentlich nicht? Du hast gerade eine alte Frau beklaut und sie wahrscheinlich auch noch dreist angelogen."
"Was ist eigentlich dein Problem. Ich verstehe es einfach nicht. Wir kenne uns nichtmal 2 Tage und du mischt dich einfach so in mein Leben ein. Es ist nicht dein Leben, es ist nicht dein Problem, was du lösen musst. Also kapier es endlich. Es geht dich einen scheiß Dreck an, halt dich einfach raus und kümmere dich um dein eigenes Leben. Das hat Papa dir auch gesagt", fahre ich ihn an. Einen Moment lang weiß er wohl nicht, was er sagen soll. Geschweige denn wie er überhaupt reagieren soll. Ich nutze diesen Moment aus und schnappe mir den Geldbeutel aus seiner Hand, lass ihn in meine Jackentasche gleiten. "Vielen Dank und auf nimmer wieder sehen", mit einem ironischen Unterton winke ich ihm nochmal zu und laufe los.

Ein Blick nach hinten versichert mir jedoch nicht einen perplexen Alex. "Noa, stehen bleiben! Wir sind noch nicht fertig", mit schnellen Schritten kommt er mir hinterher. "Doch, ich denke schon", schnippisch drehe ich mich noch einmal zu ihm um. "Du gehst jetzt dieses Portemonnaie zurückgeben und dich entschuldigen. Ohne Widerrede", sein Blick durchbohrt mich förmlich. "Nein, wie oft noch!"
"Wie oft noch", äfft er mich nach, zieht mich aber gleichzeitig in die andere Richtung. "Fass mich nicht an!", fauche ich und versuche mich von ihm loszureißen. "Los, ich sag das nicht noch einmal. Es ist nur zu deinem Besten."
Es ist nur zu deinem Besten. Zu deinem Besten würde ich jetzt lieber verschwinden. Das spreche ich allerdings nicht laut aus. In meinem Kopf rattert es nur so nach einer Strategie, wie ich hier rauskomme. Ein paar Schritte lang tue ich so, als würde ich wirklich mit ihm mitkommen, er glaubt es mir. Anfänger. In einer unscheinbaren Sekunde befreie ich mich aus seinem Griff und renne los. Durch seinen kleinen Schockmoment habe ich sogar noch etwas Vorsprung, wodurch ich es schaffen könnte ihn abzuholen. Stellt sich jetzt nur die Frage, wohin? Ich weiß nicht ob nachhause zu auffällig wäre.  Aber auf der anderen Seite ist dort auch Papa, das heißt selbst wenn Alex dort hin kommen würde, hätte er weniger Chance, als bei mir alleine. Klingt nach einem Plan.

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:)

even the devil was once an angel [ASDS] Where stories live. Discover now