Carcan - Die Winterkriege

By LePing

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In dem Binnenland Carcan herrscht der härteste Winter seit über fünfzig Jahren, da sind sich alle einig. Zud... More

Elli
Qen
Aaros
In Verdun
Knast oder Krieg
Der Sohn des Stabsfeldwebels
Das Provinzmädchen und die Alchemie
Carcanische Tugenden
Abschiede
Ein schöner Mann
Hügel der Schmach
Eilmarsch
Willkommen beim 11. Alchemiebataillon
Freunde und Kameraden
Gruppe 1
Eine undankbare Aufgabe
Unteroffizier Hauser und die illustre Truppe
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Dienst an der Waffe
Grauenvolle Kriegsbestie
Wer wir sind
Aaros' Entscheidung
Zurück zur Normalität
Der Geschmack der Heimat
Panorama
Der Traum
Naturgewalt
Niederlage auf ganzer Linie
In einer lauen Winternacht
Der Berglöwe
Mein Name ist Eleonore
Nur Soldaten
Stumme Worte
Abschied und Wiederkehr
Familie Stark
Ein hungriger Geist
Die Spielhölle
Mütter
Chimären und Homunkuli
Gehängter Esel
Friedrich Desmond von Lilienthal
Das Spiel der Offiziere
Ein denkwürdiger Tag zweier Nationen
Die 3. Kompanie
Der Ausbildungszug
Instinktive Abneigung
Ein Spinnhund namens Krocket
Jungs
Die Zwillinge Hauser
Die Katakomben
Der verrückte Professor
Vorprogrammierter Ärger
Das Genie des Sergej Asmov
Ein Haufen Mist
Ehre dem großen Löwen
Schüler und Meister

Ein kurzer Sonntag

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By LePing

Elli - Ich hatte Aaros nicht alles erzählt.

Die Wahrheit war, ich wollte dieses kleine nächtliche Abenteuer ganz für mich alleine haben.

Seitdem die Offiziere mit ihrem Spiel begonnen hatten, beobachtete ich sie. Es war faszinierend und ich war voll und ganz von ihrem Wettkampf eingenommen.

Mittlerweile war ich mir sicher, einen Großteil der Regeln begriffen zu haben. Da ihre Worte mich in meinem kleinen Wäldchen nicht erreichten, konnte ich mir den Rest nur zusammen reimen, doch konnte ich definitiv sagen, dass es bei dem Spiel um Landgewinn ging. Jeder Spieler hatte eine eigene Armee und musste sein Territorium vor feindlichen Übergriffen schützen, Ressourcen vermehren und schließlich als letzter Mann auf dem Schlachtfeld bestehen. Dies war nicht an die Realität angelehnt, wo viele Staaten die Welt bevölkerten, hier lief alles auf einen Alleinherrscher hinaus. Ich hatte Spieler Allianzen schließen sehen, nur um sich später in den Rücken zu fallen. Andere hatten dies vorhergesehen und den Moment der Schwäche genutzt, um selbst voranzuschreiten. Städte wurden gebaut und wieder zerstört, Grenzen wurden wieder und wieder neu gezogen. Wo der eine Spieler auf die Macht der Masse setzte und viele Infanteristen kommandierte, setzte ein anderer auf wenige starke Einheiten wie Luftschiffe oder Kriegsbestien. Es gab so viele verschieden Strategien! Und ich wollte sie am liebsten selbst erproben!

Doch für den Moment war ich nur ein stiller Betrachter und das Spiel zwischen dem Hauptmann und Rayk erreichte die heiße Phase.

Die beiden übrigen Armeen standen sich in ihrer gesamten Stärke an vielen Fronten gegenüber. Der Offizier kommandierte die weißen Truppen, während der Mannschafter Herr über die roten Spielsteine war. Spielsteine war vielleicht der falsche Begriff. Die Einheiten waren tatsächlich sehr detaillierte Modelle und ihren realen Vorbildern nachempfunden.

Rayk hatte vornehmlich auf Kriegsbestien und alchemistische Artillerie gesetzt, wohingegen der Hauptmann nur einen einzigen Kriegsfalken in seinen Reihen hatte, dafür aber mit zahlreichen Luftschiffen auftrumpfte. Und das wo Carcans Luftwaffe doch noch in den Kinderschuhen steckt...

Es war ein spannendes Duell. Keiner der Kontrahenten schenkte seinem Gegner auch nur einen minimalen Raumgewinn und beide operierten unter starken Verlusten. Die Artillerie erwies sich als wirksam gegen die Luftschiffe, die wiederum mit ihren Bomben ganze Landstriche vernichteten und die bodengebundenen Kriegsbestien mit einem Schlag ausschaltete.

Die bereits ausgeschiedenen Offiziere schlossen eifrig Wetten auf den Ausgang des Krieges ab und jede Menge Geld wechselte den Besitzer.

Dann, nach zwei weiteren Stunden, war das Spiel vorbei. Der Hauptmann rückte in Rayks Hauptstadt ein und hisste dort seine Flagge. Erst als die Offiziere laut johlten, fiel mir auf, dass ich zuletzt meinen Atem angehalten hatte. Das war intensiv!, stellte ich fest.

Rayk gab einen guten Verlierer ab. Noch immer grinsend machte er entschuldigende Gesten gegenüber jenen, die auf ihn gesetzt hatten und erntete ein paar anerkennende Klapse auf den Rücken. Ob er wohl absichtlich verloren hat?, fragte ich mich. Zwar kannte ich Rayk kaum einen Tag, doch spürte ich, dass eine ganze Menge in ihm steckte. Allerdings wirkte der Hauptmann nicht gerade wie jemand, der es nötig hatte, ihn gewinnen zu lassen. Ich schätzte ihn auf Mitte vierzig mit seinem schütteren hellbraunen Haar und seinem außerordentlichen Schnauzer. Er strahlte eine Aura der Kompetenz aus, wie sie wohl nur ein Mann mit seiner Erfahrung besaß.

Wie auch immer, das war auf jeden Fall ein spannender Kampf!

Die Verlierer räumten den Tisch ab und richteten die Freizeithalle wieder her, während der glorreiche Sieger genüsslich eine Pfeife rauchte. Nach kaum zehn Minuten erinnerte nichts mehr daran, dass hier eben eine epische Schlacht stattgefunden hatte. Die Offiziere schalteten das Licht ab und verließen die Halle. Ich selbst blieb noch einen Moment in meinem Versteck, bevor auch ich mich auf den Rückweg zu meinem Quartier begab. Es war bereits nach drei Uhr nachts und ich war hundemüde. Zum Glück war morgen Sonntag und ich konnte ausschlafen.

Leise schlich ich ins Kompaniegebäude und glitt lautlos in unsere Stube, die von sanftem Mondlicht erhellt wurde. Nach vielen Stunden in der Kälte kam mir selbst das nur leicht beheizte Wohnheim wie eine Sauna vor. Aaros schnarchte genüsslich vor sich hin, sein Bein zuckte leicht. Seine Decke lag halb auf dem Boden, sein Kopf hing über der Bettkante. Wie hat der das denn geschafft?

Ich näherte mich seiner Koje und griff nach seiner Decke, doch just in diesem Moment schreckte er hoch. „Was willst du von mir?!", brüllte er.

„Was?", ich zuckte erschrocken zurück.

„Lass mich einfach in Ruhe!"

„Ich bin's nur...", wollte ich ihn besänftigen, aber er registrierte mich überhaupt nicht. Er träumt!, merkte ich. Das muss ein echter Alptraum sein.

Ich dachte kurz drüber nach, ihn zu wecken, doch als er nach seinem kurzen Aufschrei wieder in seine Kissen plumpste und keinen Laut mehr von sich gab, ließ ich ihn lieber schlafen.

Ich warf Hose und Jacke in die Ecke und kroch in mein Bett. Binnen weniger Minuten war auch ich eingeschlafen.

Ich erwachte als warmes Sonnenlicht meine Nase kitzelte. Ich gähnte herzhaft und reckte meine verschlafenen Glieder.

„Na, auch schon wach?", fragte Aaros lachend.

Langsam setzte ich mich auf. „War 'ne lange Nacht."

„Ich hab dich gar nicht gehört als du zurückgekommen bist."

„Weil ich mir Mühe gegeben hab, leise zu sein", ich warf einen Blick auf das Buch in seinen Händen. „Du bist schon wieder am Lesen?"

„Ja. Hausers Zwilling hat mir den Schinken hier empfohlen", er deutete auf den Titel.

„Hausers Zwilling?!", fragte ich, kaum an dem Buch interessiert.

„Hab ich das nicht erwähnt? Ich habe ihn in der Bibliothek getroffen. Marius Hauser. Leutnant."

„Leutnant?! Oh, Mann!", ich musterte Aaros kritisch. „Du verarschst mich nicht, oder?"

„Das würde ich nie machen!", winkte er ab. „Es gibt ihn wirklich!"

„Das ist ja verrückt..."

„Ja. Und er scheint sehr versiert zu sein was Alchemie angeht. Er ist echt beeindruckend! Ich hoffe, ich bekomme nochmal die Möglichkeit, mit ihm zu reden!"

Bevor ich mir noch mehr von Aaros' Schwärmereien anhören musste, schnappte ich mir Zahnbürste und Handtuch und ging rüber in den Waschraum. Doch kaum war ich um die Ecke gebogen, da wäre ich am liebsten wieder umgedreht.

Vom Regen in die Traufe...

Klaus' hünenhafte Gestalt erhob sich vor mir. Sein muskulöser Oberkörper war entblößt und er blickte griesgrämig auf mich herab. Ob ein paar nette Worte ihm vielleicht ein Lächeln entlocken können?

Für einen Moment starrten wir uns nur stumm an. Sollte ich mich entschuldigen? Ich hatte mich gestern nicht gerade vorbildlich verhalten, andererseits hatte er mir bei unserer ersten Begegnung beinahe den Wangenknochen zertrümmert. Da war ein bisschen Feindseligkeit ja wohl verständlich. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, da erstickte er meine Worte im Keim.

„Mach dir keine Mühe, Pelter."

„Ich hab doch noch gar nichts gesagt...", grummelte ich.

„Deine Entschuldigung kannst du dir sparen. Ich brauch sie nicht."

„Wer sagt denn, dass ich mich entschuldigen wollte?", erwiderte ich beinahe ein bisschen zickig.

Klaus grinste spöttisch. „Du bist unser Märchenprinz, schon vergessen? Immer darauf bedacht, sich anständig zu benehmen und das Richtige zu tun."

Er schob sich an mir vorbei. Nun, wenn er keine Entschuldigung wollte, konnte ich sie mir auch sparen. „Ich hab jetzt verstanden, was du meintest. Wegen Rayk", sagte ich stattdessen, ohne mich umzudrehen. „Vielleicht hast du Recht."

„So?", ich spürte, dass er stehen blieb.

„Er hat auf jeden Fall mehr Geheimnisse als man auf den ersten Blick vermuten würde."

„Wenn du das sagst", dann hörte ich wieder seine schlurfenden Schritte. Als er ein paar Meter gegangen war, glaubte ich, noch einmal seine Stimme zu hören. Doch das konnte nicht sein, dafür waren die Worte viel zu nett. „Pass auf dich auf, Pelter."

In diesem Moment hatte ich einen seltsamen Gedanken. Entwickeln wir gerade so etwas wie eine Freundschaft?

Dieser Gedanke blieb jedoch nur für eine Sekunde, bevor er ganz schnell wieder verpuffte.

Nach dem Aufstehen arbeitete ich meine übliche Sportroutine ab und nach meinem Bad war der halbe Tag auch schon wieder vorbei. Für heute mied ich die Freizeithalle, mir stand nicht der Sinn nach Kartenspielen. Stattdessen griff ich mir Zettel und Stift und notierte all das, was mir vom Spiel der Offiziere noch im Gedächtnis geblieben war. Aaros war in sein Buch vertieft und es herrschte eine konzentrierte Atmosphäre auf unserer Stube. Diese wurde jedoch am Abend zerstört als Qen hereinplatzte und seine unheilvollen Neuigkeiten verkündete.

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