50. Kapitel

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Mir brannte die Lunge, als würde ich innerlich verbrennen, als die Straßen entlang rannte.

Ist er überhaupt dort? Was wenn er dort gar nicht ist? Was wenn das alles umsonst ist?

"Egaaaaaal!!!! Ich muss es einfach versuchen!!!!", schrie ich so laut ich konnte.

"Du schaffst das!", schrie plötzlich jemand.

Hatte gerade jemand geantwortet?

Ich wagte es mir beim rennen, ja ganz schlau, nach hinten zu blicken. Ich sah im ersten Augenblick einen kleinen braunhaarigen Jungen der höchstens zwölf war, der mir wahrscheinlich zu gerufen hatte, und im nächsten Moment die große massive Laterne vor meiner Nase.

Vor mir flatterten die Sterne und ich fiel mit einer Wucht auf meinen Hintern.

"Scheiße!"

Meine Beine angewinkelt, meine Arme darauf abgestützt hielt ich mir meine pochende Stirn. Im Hintergrund hörte ich wie der kleine Junge sich vor Lachen nicht mehr halten konnte.

Wenn der nicht gleich aufhört!... Beruhige dich, Jonas! Ganz ruhig. Steh jetzt auf und gehe weiter. Du hast noch was zu erledigen!

Ich atmete tief ein und aus und tat wie meine innere Stimme befohlen und stand auf. Ich hielt mir noch die Stirn bis ich aufstand, ignorierte dieses ätzende Kind was immer noch nicht aufhörte sich ab zu lachen und vorallem versuchte ich diese pulsierenden Kopfschmerzen zu verdrängen, die sich langsam über meinen ganzen Kopf verteilten.

Tat das verdammt nochmal weh!

Ich schnappte mir mein Handy aus meiner Hosentasche und betrachtete den fetten Riss der sich quer über dem Display schlängelte und auf die kleinen anderen Risse wollte ich gar nicht erst rauf gucken.

"Voll drauf gefallen! Hoffentlich geht es noch. Ein neues ist teuer und eine Reparatur nicht einmal wert."

Mein Finger wanderte zum kleinen schmalen Knopf an der Seite des Handys.

Bitte lieber Gott, wenn du mich noch nicht verlassen hast, lass es funktionieren!!!

Langsam drückte ich den Knopf und schloss meine Augen. Erst nach dem ich ihn nicht weiter drücken konnte wagte ich meine Augen wieder zu öffnen.

Ich sah nichts, schwarz, den Tod meines geliebten Handys.

Das war ja klar. Glück... Was ist das?!?! Egal was es ist, war oder sein wird. Es hat mich verlassen.

"Mehr Pech kann man nicht haben. Du hast heute das große los gezogen, Jonas!", sagte ich trauriger Weise zu mir selbst.

Den Blick vom kleinen Jungen will ich lieber mal nicht erwähnen aber ich kann mir vorstellen wir er auch gekrümmt den Bauch hält und sich vor Lachen nicht mehr ein kriegt.

Gucke einfach nicht hin, Jonas. Und vorallem ignoriere es einfach! Ja es war peinlich. Sehr sogar! Vielleicht war dieser Junge auch nicht der einzigste der es gesehen hat und vielleicht hat auch jemand gerade diese wundervolle Szene aufgenommen und du bist morgen vielleicht die größte Witznummer im Internet aber wenn du nicht gleich auf stehst und weiter gehst bist du definitiv jemand ohne besten Freund!

Ich klopfte mir auf die Wangen bis sie pulsierten und stand auf, steckte mein Handy zurück in die Tasche und würdigte diesen Jungen, den ich nebenbei immer noch im hintersten Teil meines Ohres lachen hörte, keines Blickes.

Man Scheiß drauf, Jonas. Es gibt schlimmeres! Und es wird nicht besser wenn du nichts unternimmst!

Ich beschloss einfach weiter zu rennen und den Ruf "Pass aber diesmal auf Opa! Sonst landest noch im Krankenhaus!" vom Jungen zu ignorieren. Ja er sagte wirklich 'Opa' und ja ich hätte ihn dafür eine klatschen können! Aber das war mir gerade egal. Ich musste jetzt unbedingt Liam finden und alles wieder gerade biegen.

Ich rannte mittlerweile weiter und ja ich passte unterbewusst auch auf und starrte jede Laterne an an der ich vorbei lief. Nach einigen Minuten sah ich schon die vielen Kirschbäume die beginnen sich über die Wiese neben der Straße zu strecken, bei der ich gerade ankam.

Meine Schritte wurden langsamer und die Bäume immer mehr und dichter. Mittlerweile war schon der ganze Boden von den Blüten der Bäume bedeckt und es duftete echt gut. Aber mit jeden Schritt wurde mir immer mehr flau im Magen. Ich wusste nicht ob Liam dort war,  bei der Brücke um der nächsten Ecke vor meinen Augen, aber irgendwie hatte ich so ein Gefühl.

Ob ich diesem Gefühl nachgehen wollte und zur Brücke lief oder jetzt in diesem Moment einfach umdrehen sollte?

Natürlich wusste ich was zu tun war.

Ich bin fast da. Jetzt gibt es kein zurück mehr!

Meine Schritte wurden zwar immer langsamer aber sie gingen nach vorne.

Zur Ecke.

Zur Brücke.

Zu Liam.

After you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt