Kapitel 99

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Grace' Sicht:

Drei Wochen später stand ich mit meinem Koffer am Flughafen und wartete auf Justin und Josi. Auch, wenn Justin sie seit gestern Abend bei sich hatte, hatte er mir eigentlich versprochen vor dem Abflug nochmal zum Flughafen zu kommen, damit ich mich von meiner Tochter verabschieden konnte. Shawn und ich würden heute nach Paris fliegen - direkt in die Stadt, in die ich schon immer mal wollte. Die Stadt der Liebe. Doch leider würde ich diesen traumhaften Ort ohne die Liebe meines Lebens entdecken müssen.

„Wir müssen gleich los", murmelte Shawn schließlich. In zehn Minuten würde der Privatjet starten, damit wir pünktlich in Paris landen konnten. Shawn musste dort direkt zum Soundcheck und hatte anschließend die ersten Meet & Greets seiner Europa-Tournee.

„Die Beiden kommen noch, da bin ich mir sicher", sagte ich hoffnungsvoll und zum Glück sah ich in dem Moment meine Tochter nach draußen rennen. Sie kam glücklich auf mir zu und schlang ihre kleinen Arme um meine Beine. Ich hob sie sofort nach oben und küsste ihre Wange. Justin folgte ihr langsam und stellte sich neben mich.


„Sorry, Mikey hat sich verspätet, deswegen konnten wir nicht losfahren", sagte Justin leise. „Seid die Welt weiß, dass Josi meine Tochter ist, drehen die Fotografen nur noch mehr durch. Ohne Personenschutz gehe ich nirgendwo mehr hin."

Ich konnte es verstehen, denn auch ich litt unter den Fotografen. Egal wo ich hinging: Es lauerten immer Paparazzi auf mich. Sie belagerten mich mit Fragen, wurden teilweise sogar ziemlich aggressiv, wenn man sie ignorierte. Seit Tagen konnte ich Josi nicht mehr alleine in den Garten schicken, weil ich Angst hatte, dass sich in der Nähe irgendwo ein Fotograf versteckte und sie belästigen könnte. Ich hatte mich schon nach Wohnungen umgeschaut, die ein bisschen abgeschotteter waren, doch ich konnte mir keine Wohnung leisten und Justin wollte ich nicht um Geld bitten.

„Jetzt seid ihr ja hier", antwortete ich lächelnd. Justin erwiderte mein Lächeln, wenn auch zaghaft. Aber nur sein Lächeln spielte für mich gerade eine Rolle.

„Wann kommst du wieder, Mommy?", fragte Josi mich traurig. Ich strich ihr liebevoll über die Wange und gab ihr ein Küsschen auf den Mund.

„Bald. Aber vielleicht kommst du mich ja mal mit Daddy besuchen", flüsterte ich leise und sah Justin sehnsuchtsvoll an. Er fuhr sich durch die Haare und starrte auf den Boden. Das hieß dann wohl nein.

„Ich hab dich lieb, Mommy!", sagte Josi lächelnd.

„Ich dich auch mein Schatz. Sei lieb zu Justin."
Sie nickte und ich ließ sie wieder nach unten. Justin hockte sich zu ihr runter und zeigte auf Mikey.
„Kannst du zu Mikey gehen und mit ihm auf mich warten? Frag ihn mal ob du ein Eis bekommst", flüsterte Justin zwinkernd. Josis Augen wurden riesig und sie sprintete sofort zu Mikey, der Justin lachend ansah und mit dem Kopf schüttelte. Gemeinsam mit Josi auf dem Arm ging Mikey in den Flughafen rein, sodass Shawn, Justin und ich alleine auf dem Flugplatz standen.

„Grace, wir müssen los", murmelte Shawn schließlich.

Ich sah ihn kurz an, bevor ich mich wieder Justin zuwandte und ihm tief in die Augen sah. Ich wollte nicht gehen und wenn, dann wollte ich, dass Justin mich begleitete.

Justin seufzte und war schon im Begriff zu gehen, doch er drehte sich nochmal zu mir um.

„Bist du sicher, dass du nach Europa willst? Josi braucht dich", flüsterte er leise und ich glaubte einen kleinen Funken Trauer zu hören.

„Ich muss das tun, Justin."

Er biss sich leicht auf die Unterlippe und fuhr sich durch die Haare. Seine Haare waren viel zu lang geworden, aber er war trotzdem immer noch der wunderschönste Mann auf der Welt.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now