Kapitel 10

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Grace' Sicht:

Ich betrat den Raum gegenüber von unserem Umkleideraum und starrte die kahlen Wände an. Wenn man reinkam, stand links in der Ecke ein kleines Bett, auf dem sich die Männer mit ihren Frauen austoben konnten. Heute war ich an der Reihe dieses Bett zu benutzen, um meinen Körper zu verkaufen und mich zu demütigen.

Auf der anderen Seite stand eine Couch und ein Stuhl, für die Leute, die unbequemere Möglichkeiten bevorzugten. Mir wurde schlecht, als ich das alles sah. Sogar Spielzeug lag auf dem Stuhl. Handschellen, Peitsche, Augenbinde. Ich schüttelte mich und nahm auf dem Bett Platz.

Wer auch immer der erste Mann war, ich hoffte für ihn, dass er es schnell hinter sich bringen wollte und dass er keines von den eben genannten Spielzeugen einsetzte.

Nervös starrte ich zur Tür, immer noch nur in Unterwäsche, Strapse und High Heels bekleidet, denn das Kleid ist bei meiner Tanzerei an der Stange in der Ecke gelandet.

Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, als die Türklinke runtergedrückt wurde. Eine sehr bekannte Stimme sprach draußen etwas zu jemandem.

„Warte hier."

Dann betrat die Person den Raum und ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke.

Justin stand vor mir, mit einem schelmischen Grinsen und strahlend haselnussbraunen Augen. Mein Magen drehte sich um, ich musste würgen und versuchte mich nicht zu übergeben. Justin hatte so viel Geld bezahlt, um hier und jetzt mit mir zu schlafen?

Nachdem ich vor einigen Monaten abgelehnt hatte mit ihm zu schlafen und er mich dafür krankenhausreif geschlagen hatte, gab er mir jetzt die zweite Chance seinem Willen zu folgen?

„Hallo Grace, so schnell sieht man sich wieder", hauchte er leise. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und mein Herz machte einen Sprung. Ich fragte mich, ob er wieder Drogen genommen oder getrunken hatte. Aber als er mich ansah, wirkten seine Pupillen normal und sein Zustand kam mir noch genauso vor wie heute Mittag, als er mich beinahe angefahren hatte.

„Du... du hast 6000$ bezahlt, um mit mir..."

Ich konnte den Satz nicht beenden, weil Justin mir ins Wort fiel.

„Nein, ich habe 6000$ bezahlt, um alle anderen Männer davon abzuhalten mit dir zu schlafen. Dein Chef weiß nicht, wer ihm so viel Geld bezahlt hat. Ich habe Mikey bezahlen lassen und habe mich hier reingeschlichen."

Er zog sich seinen schwarzen Hoodie aus und reichte ihn mir.

„Hier, zieh den an." Seine Stimme klang so sanft und rücksichtsvoll, dass ich gar nicht so recht verstand, was hier gerade geschah. Ich nahm mit zittrigen Händen seinen Hoodie ab, um ihn anzuziehen. Selbstverständlich war er mir viel zu groß und wirkte an mir wie ein Kleid, aber ich fror nicht mehr und fühlte mich sicherer und geboren.

Unauffällig hielt ich mir den Kragen des Hoodies an die Nase. Justin roch wirklich gut und ich schloss die Augen, um den Duft seines Parfüms zu genießen.

„Rieche ich gut?", fragte er plötzlich. Ich zuckte zusammen und spürte, wie mein Gesicht errötete. Ich glich jetzt bestimmt einer Tomate.

„Du kannst den Hoodie behalten, Grace. Ich habe noch genug zuhause. Schenke ihn Josi, die freut sich bestimmt", flüsterte er lächelnd. Ich fragte mich, was er von mir wollte.

Er hatte bestimmt nicht 6000$ bezahlt, nur um die anderen Männer von mir abzuhalten.

Dann, als könnte er meine Gedanken lesen, setzte er sich neben mich auf das Bett. Er trug obenrum nur noch ein T-Shirt, sodass seine tätowierten, muskulösen Arme zur Geltung kamen.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now