Kapitel 43

2.8K 142 84
                                    

Grace' Sicht:

Es vergingen keine 30 Minuten, da öffnete Justin erneut die Augen und dieses Mal schien er nicht direkt wieder einzuschlafen. Er versuchte sich senkrecht hinzusetzen, doch ich drückte ihn vorsichtig an den Schultern wieder ins Kissen und schüttelte den Kopf.
„Du bist schwach, bleib liegen", murmelte ich leise. Justin starrte seine Armbeuge an und anschließend das Gerät auf dem sein Herzschlag abgebildet wurde. Er drehte seinen Kopf wieder zu mir und brachte ein leichtes Seufzen heraus.

Zärtlich umfasste er meine Hand und sein Puls beschleunigte sich, was ich anhand der Linien auf dem Bildschirm sehen konnte. Ich musste grinsen, weil ich sein Herz zum Rasen brachte, aber ich bildete mir nichts darauf ein.

„Es tut mir so leid, Grace", nuschelte Justin leicht undeutlich, da die Beruhigungsmittel immer noch zu wirken schienen. 

„Wieso hast du sowas getan, Justin?", fragte ich wütend. Denn ich brodelte innerlich vor Wut, weil Justin mit seinem Leben gespielt hatte. Er hätte dabei draufgehen können und noch dazu hatte meine kleine Tochter alles mit ansehen müssen. „Josi hat alles gesehen. Wie du zusammengebrochen bist, wie du am ganzen Körper gezittert hast..."
„Es tut mir leid."

Ich lachte und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
Justin umfasste meine Hand ein bisschen fester, aber es war keinesfalls unangenehm. Auch mein Herz drehte bei seiner Berührung durch.
„Ich kann mich nicht erinnern, wie ich hierhergekommen bin. Ich weiß, dass ich mit CJ zusammen war und... ich mir das Kokain gespritzt habe, aber mehr weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass es mir leidtut. Josi hätte sowas nicht mit ansehen dürfen. Ich wollte euch allen nicht zur Last fallen. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Es tut mir leid, Grace."


„Du brauchst Hilfe", sagte ich schließlich. Justin schwieg und starrte unsere verschränkten Hände an. Kurz bevor ich etwas sagen wollte, nickte er und eine Träne lief über seine Wange.

„Ich weiß, dass ich Hilfe brauche", murmelte er leise. „Aber ich glaube es ist schon zu spät mir zu helfen."

Ich schüttelte den Kopf und drückte seine Hand ein bisschen. Ich war immer noch unglaublich wütend auf ihn und würde ihn am liebsten anschreien, wie dumm er war eine Überdosis zu nehmen, aber das Anschreien würde auch nichts bringen und letztendlich brachte ich es nicht über das Herz laut zu werden, da ich ihn diesen Idioten verliebt war. 

„Es ist nie zu spät für Hilfe, Justin."

Justin löste seine Hand aus meiner und schaute weg. Ich hörte ein leises Schluchzen und musste mir ebenfalls die Tränen unterdrücken, denn ich ertrug es nicht, wenn Justin weinte.

„Ich brauche die Drogen, Grace", flüsterte er leise. Ich brodelte vor Wut, denn ich konnte nicht verstehen, wieso Justin sich nicht helfen lassen wollte. Hatte er denn keine Ahnung, was diese Drogen mit ihm anrichteten? Er hätte sich beinahe umgebracht und es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren.

„Nein, Justin. Du brauchst die Drogen nicht!", sagte ich wütend. Justin sah mir kurz in die Augen, bevor er sich wieder dem Fenster zuwandte.

„Doch."

„Willst du mich verarschen, Justin? Legst du es darauf an, dich kaputt zu machen? Willst du, dass die Drogen dich umbringen?! Ich... ich kann nicht glauben, wie egoistisch du bist. Es gibt Menschen denen bedeutest du etwas und dich interessiert es nicht. Entweder du suchst dir Hilfe, oder du kannst dir eine neue Tänzerin suchen. Denn ich mache so etwas nicht noch einmal mit! Du... Du warst tot! Dein Herz hat aufgehört zu schlagen und..."
Ich konnte nicht weitersprechen, weil ich sonst anfangen würde zu heulen. Justin sah mich mit großen Augen an und schluckte laut hörbar. Er schwieg weiterhin und es brach mir das Herz, dass er nichts dazu zu sagen hatte.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now