Kapitel 30

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Grace' Sicht:

Am Dienstag beim Training, versuchte ich mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, als ich Justin begegnete. Er kam als Letzter zum Training und sah ziemlich müde und kaputt aus, aber das war nichts Neues. Meine kleine Tochter rannte aufgeregt zu ihm und Justin hob sie direkt auf den Arm.

Nachdem ich Josi gestern bei meinem Opa abgeholt hatte – trotz heftigen Kater – hatte sie mir die ganze Zeit die Ohren vollgejammert, dass sie Justin wiedersehen wollte. Deshalb hatte ich sie heute wieder mit zum Training genommen.

Justin kam auf mich zu und ich wollte am liebsten im Erdboden versinken. Wieso hatte der Alkohol mir keinen Filmriss verpasst? Wieso konnte ich mich immer noch an das Gefühl seiner Lippen auf meinen erinnern?

„Guten Morgen, Grace", flüsterte er leise. Ich konnte nicht erschließen, ob er sich auch noch an unsere Knutscherei im Club erinnerte. Zum Glück hatte uns niemand auf der Tanzfläche fotografiert, denn sonst wäre ich nach Alaska ausgewandert und hätte mir eine neue Identität verschafft.

Justin hauchte mir plötzlich einen Kuss auf die Wang und lächelte mich unsicher an. Oh ja, er erinnerte sich an unseren Kuss. Definitiv.

„Jussy, kann ich heute auch mittanzen?", fragte Josi glücklich. Sie starrte Justin mit großen, erwartungsvollen Augen an.

„Da musst du deine Mommy fragen, Süße", hauchte Justin leise und küsste ihre Wange. Es war unglaublich, wie gut die Zwei sich verstanden. Justin behandelte meine Kleine, als würde sie zu seiner Familie gehören.

„Mommy, darf ich?!", fragte Josi mich aufgeregt. Eigentlich war Sport nicht gut für sie, denn sie musste jegliche Art von Anstrengung vermeiden. Die Tabletten machten sie schon träge genug und beanspruchten ihren Körper, indem sie ständig Nebenwirkungen verspürte. Trotzdem wollte ich ihr den Wunsch erfüllen.
„Na klar, wenn Justin dir die Schritte zeigt", murmelte ich und zwinkerte Justin zu. Er grinste mich an, doch sein Lächeln verschwand ziemlich schnell wieder, als er meine Lippen anstarrte. Ich kaute auf der Unterlippe herum und er beobachtete mich dabei. Ich wurde nervös, meine Hände begannen zu zittern und meine Knie wurden wackelig.

„Wollen wir mit dem Training beginnen?", fragte Nick schließlich. Erleichtert atmete ich aus und Justin löste seinen Blick von mir. Er stellte meine Tochter wieder auf den Boden und spielte ein bisschen mit ihr, während Nick uns – eher jedoch mir – die Schritte von As long as you love me zeigte. Ich liebte dieses Lied und war demnach extrem motiviert die Choreografie zu lernen.

In der Mittagspause zeigte Justin Josi die Schritte und sie versuchte ihm fröhlich nach zu tanzen. Ich bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, denn es war extrem niedlich, wie meine Tochter über ihre eigenen Füße stolperte und alles machen wollte, was Justin tat.

Hoch konzentriert starrte sie Justin auf seine Füße und Justin beobachtete sie ebenfalls, wie sie sich bewegte.

„Das machst du gut, Süße", sagte er schließlich. Ich stellte mich neben Josi und lächelte sie stolz an.

„Schaust du mir zu, Mommy?", fragte sie aufgeregt. Ich grinste und nickte ihr zu.
„Natürlich, mein Schatz. Das machst du großartig!"

„Ich will gleich mittanzen, wenn die Musik an ist!", verlangte Josi schließlich. Sie fuhr sich durch die Haare und sprang aufgeregt auf und ab. Ich hoffte wirklich, dass sie sich nicht überanstrengte.

Als die Pause vorbei war und Justin immer noch mit Josi auf der Tanzfläche stand, starrte Nick uns mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Können wir jetzt weitermachen?", zischte er wütend zu Justin.

Lifeline - j.b.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt