Kapitel 35

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Grace' Sicht:

Drei Wochen später nahm ich Josi wieder mit zum Training, denn ich war direkt um 8 Uhr morgens mit ihr beim Arzt gewesen, für die Routineuntersuchung. Endlich hatten wir in die nächste Phase gestartet, die einige Monate gehen würde und hoffentlich diese Krankheit bekämpfte. Seit einer Woche nahm sie jetzt dreimal am Tag sechs Medikamente zu sich. Es tat mir im Herzen weh, dass ich sie mit den Tabletten so quälen musste, aber meine Kleine wusste, dass es ihr irgendwann damit bessergehen würde – zumindest hoffte ich das. 

Um 10 Uhr versammelten wir uns alle im Studio und Justin begrüßte uns mit einer innigen Umarmung. Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange, aber seine Lippen waren so nahe an meinem Mund, dass er meinen Mundwinkel noch berührte. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Justin konnte sich sein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, als er sich von mir löste. Mein Bauch kribbelte wie verrückt und ich fühlte sofort wieder diese Vertrautheit zwischen uns, die ich seit unserer gemeinsamen Nacht ständig spürte.

„Ich freue mich, euch zu sehen", hauchte Justin leise. Er nahm mir Josi ab und drückte sie fest an sich. „Wie geht es meiner Großen?"

Josi strahlte über beide Ohren und klammerte ihre kleinen Hände an seinen Nacken.
„Mir geht's toll! Ich will was mit dir mache, Jussy", murmelte meine Tochter aufgeregt. „Einen ganzen Tag lang!"

Justin zog seine Augenbrauen neugierig hoch und strich ihr mit seiner rechten Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 

„Mir würde da etwas einfallen, Süße", sagte Justin glücklich. Er warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er Josi wieder in die Augen schaute. „Was hältst du von einem Kinotag bei mir zuhause?"

Josis Augen weiteten sich und ihr Mund klappte auf.
„Du hast ein Kino in deinem Haus?"

Justin nickte. Ich wandte meinen Blick von ihm ab, weil dieses verdammte Kribbeln in meinem Bauch nicht verschwand. Manchmal bildete ich mir ein, immer noch seine Hände auf meinem Körper zu spüren. Seit drei Wochen war mein Verlangen nach ihm so unglaublich groß, dass ich Angst hatte irgendwann vor Frustration zusammenzubrechen. Frustration, weil ich ihn nicht haben konnte. Ich war für ihn nur eine Frau von Vielen. Das musste ich mir endlich eingestehen.

„Du und deine Mommy könnt gerne morgen Nachmittag vorbeikommen und dann machen wir uns einen schönen Tag in meinem Kino, mit Popcorn und Nachos", murmelte Justin grinsend. „Grace, bist du dabei?"

Ich starrte ihn mit großen Augen an. Das letzte Mal, dass ich Zeit mit Justin verbracht hatte, hatte damit geendet, dass wir unsere Körper erkundet haben. Zwar wäre Josi dieses Mal dabei, aber die schlief immer relativ früh, sodass Justin und ich dann wieder alleine sein würden. Trotzdem wollte ich meiner Tochter den Wunsch nicht ausschlagen und stimmte der Einladung zu.

„Wir sind dann morgen gegen 15 Uhr bei dir", versprach ich ihm leise.

Justins Grinsen wurde noch breiter und er biss sich leicht auf die Unterlippe. Sein Blick glitt von meinen Augen meinen Körper hinab, weshalb ich mich von ihm wegdrehte und wartete, dass Nick mit dem Training begann.

Justin beschäftigte sich die ersten Stunden vom Training nur mit Josi, was mich ziemlich freute. So kam bei ihr keine Langeweile auf und ich musste nicht mit ihm sprechen.

In der Pause setzte ich mich allerdings zu den Beiden, um einen großen Schluck aus meinem Wasser zu trinken und mir anzuschauen, was sie mit Justin malte. Das Blatt Papier war vollgekritzelt, aber Josi war extrem Stolz auf ihre Zeichnung. 

„Das sieht wundervoll aus, Schatz", sagte ich lächelnd zu ihr. Josi grinste breit und zeichnete weiter wild auf dem Blatt Papier herum. Justins Blick war starr auf mich gerichtet. Er schaute nicht weg, egal wie weit ich mich von ihm wegdrehte. Immer, wenn ich ihn ansah, starrte er immer noch und mein Herz schlug rasend schnell.

Lifeline - j.b.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt