Lifeline - j.b.

Kapitel 22

Grace' Sicht:

Josi und ich waren am nächsten Tag ziemlich spät dran und somit liefen wir in einen, von Tänzern gefüllten, Raum hinein, die sich schon fleißig aufwärmten.

„Tut mir leid, wir haben verschlafen", sagte ich schwer atmend.

Ich entdeckte Justin sofort, denn er kam auf Josi und mich zu und umarmte mich, ohne etwas zu sagen. Dann hockte er sich hin und strich meiner Tochter über die Wange.

Sie hatte sich hinter meinen Beinen versteckt, weil so viele Leute in dem Studio waren und uns anstarrten. Heute waren wieder alle Tänzer hier, denn Justin hatte mir schon verraten, dass wir mit einer neuen Choreografie weitermachten. Auch, wenn ich den Spagat bei No Pressure immer noch nicht beherrschte.

„Hey meine Kleine, du brauchst dich nicht verstecken. Hier beißt dich niemand", hauchte Justin mit seiner sanften Stimme. Dafür, dass er letzte Nacht wohl ziemlich betrunken war, hörte er sich relativ fit an.

„Komm her, Süße", flüsterte er schließlich. Josi ging auf Justin zu und ließ sich von ihm auf die Arme heben. Er hielt sie fest an seinen Körper gepresst, trug sie mit einer Hand und lächelte mich kurz an.

„Ich stelle dir mal meine Tänzer vor. Die sind alle ganz lieb."

Es war unglaublich süß, wie er mit meiner Tochter umging. Da ging mir mein Herz auf.

Während Justin alle Tänzer meiner Tochter vorstellte, wärmte ich mich ein bisschen auf und checkte noch einmal mein Handy, bevor das Training begann. Ich beobachtete lächelnd, wie Justin bei den letzten zwei Tänzern angekommen war und Josi beäugte sie neugierig.

„Das sind Nick und Jake", sagte Justin und grinste meine Tochter an. Diese starrte einfach nur mit offenem Mund Jake an.

Ich musste lachen, weil sie wohl gerade in eine Art Trance gefallen war. Für Josi war es schon immer ein Traum gewesen, die gesamte Crew kennenzulernen. Und dass sie jetzt die Möglichkeit hatte jeden Tag Justin und seine Leute zu sehen, war ein wahr gewordener Traum.

„Dich mag ich am liebsten von Allen!", sagte meine Tochter plötzlich zu Jake. Ich bekam mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, weil ich die süßeste Tochter auf der Welt hatte.

„Wir müssen jetzt mit dem Training beginnen, meine Süße", hauchte Justin schließlich, als er Josi wieder zu mir brachte. Er setzte sie auf einen Stuhl der am Rand von der Tanzfläche stand und strich ihr durch das blonde Haar.

Dann stellte Justin sich direkt vor mich und beugte sich leicht nach vorne, bis seine Lippen ganz nah an meinem Ohr waren.

„Wir müssen nachher reden."

Das Blut in meinen Adern pulsierte, weil ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spürte und ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekam. Justin machte mich auf eine eigenartige Art und Weise verrückt. Er trieb mich in den Wahnsinn und ich konnte nicht erklären, wieso.

„Okay?", murmelte ich, aber es klang eher wie eine Frage.

Justin legte seine linke Hand an meine Wange und strich mir zärtlich mit dem Daumen über meine Haut. Dann wandte er sich mit einem Lächeln von mir ab und fuhr sich über den Hinterkopf.

„Lasst uns starten! Nick, du hast das Wort", murmelte er stur. Dann stellte er sich neben seinen Choreografen, schaute ihn aber kein einziges Mal an. Die angespannte Stimmung zwischen ihnen war eindeutig zu spüren. Auch alle anderen Tänzer tuschelten ein wenig und spekulierten, was zwischen Nick und Justin los war.

Doch ich wollte mir da keine weiteren Gedanken zu machen, sondern konzentrierte mich voll und ganz auf die Schritte, die Nick uns zeigte. Natürlich hatte ich durch den Spiegel auch immer ein bisschen meine Tochter im Auge, die aufgeregt auf dem Stuhl saß und uns zuschaute.