Kapitel 8

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Justins Sicht:

„Fuck!", brüllte ich aufgeregt. Mein Puls war auf hundertachtzig und mein Herz schlug rasend schnell gegen meine Brust, weil ich unter Schock stand. Beinahe hätte ich ein Mädchen angefahren, aber was hatte sie auch auf dieser Straße zu suchen? Es war zwar nur eine Nebenstraße, aber sie konnte doch nicht einfach mitten im Weg sitzen. Mikey handelte als Erster, indem er aus dem Auto stieg und sich neben das Mädchen hockte. Ich folgte ihm einige Sekunden später und sah schon die Paparazzi von weitem herkommen. Sofort handelte ich, denn das Mädchen wollte bestimmt nicht in die Öffentlichkeit geraten.
Ich zog meine Jeansjacke aus und hielt sie vor das Mädchen, damit die Paparazzi, die von vorne angerannt kamen, nur mich und die Jacke auf das Foto bekamen.

„Geht es dir gut? Habe ich dir wehgetan?", fragte ich verzweifelt. Dann schaute das Mädchen mit geschwollenen Augen nach oben und meine Augen verloren sich in ihren. Sie kam mir so unglaublich bekannt vor, aber ich konnte ihr Gesicht nicht zuordnen. Mikey schien sie offensichtlich zu kennen, denn er runzelte die Stirn und starrte sie mit offenem Mund an.

„Grace, richtig?", flüsterte er leise.

Verwirrt sah ich meinen Bodyguard an.
„Du kennst sie?"
Mikey nickte nur, ohne jegliche Miene zu verziehen.

„Du kennst sie auch."

Die Fotografen kamen immer näher. Ich übergab meine Jacke an Mikey, der sie damit von den Kameras abschirmte und schlang meinen Arm um ihre Hüfte, um ihr beim Laufen zu helfen. Sie war völlig geschwächt, schien gar nicht richtig anwesend zu sein. Ihre Beine sackten immer wieder weg und ihr Schluchzen wurde nicht leiser. 

Ich öffnete die Hintertür auf der Beifahrerseite und setzte sie hinein. Was Anderes blieb mir gerade nicht übrig, denn ich konnte sie nicht mitten auf der Straße sitzen lassen. Schon gar nicht, wenn die Fotografen angelaufen kamen. Sie hätten direkt Aufnahmen von ihr gemacht und ab morgen würde sie die ganze Welt kennen. Meine Fans würden ihr Hasskommentare schreiben, einfach nur, weil ich sie angesehen hatte. 

„Hörst du mich?", flüsterte ich leise. Sie nickte stumm und ich reichte ihr wieder meine Jacke. „Halte dir die Jacke vor das Gesicht, damit du nicht auf den Fotos zu erkennen bist. Wir fahren jetzt erstmal zu mir, okay?"

Sie nickte wieder und dann vergrub sie ihr Gesicht in meiner Jacke. Ich setzte mich schnell hinter das Steuer und drehte auf der Straße um, um wieder in die Richtung meiner Villa zu fahren. Direkt nach Beverly Hills, wo wir innerhalb meiner Siedlung geschützt waren vor den Paparazzi. Ich stand immer noch ein bisschen unter Schock, weil ich mir gar nicht ausmalen wollte, was passiert wäre, wenn Mikey mich nicht rechtzeitig gewarnt hätte oder ich zu langsam reagiert hätte.

„Kannst du Florido anrufen und ihm absagen?", fragte ich meinen Bodyguard leise. Er rief meinen Kumpel sofort an und steckte das Handy dann wieder weg.

„Sie ist die Frau, die mit der kleinen Josi bei dem Make-A-Wish Treffen war", erklärte Mikey mir schließlich. Ich strengte meine Gehirnzellen an, um mich an das Treffen zu erinnern. Es war jetzt schon eine Woche her und in den vergangenen Wochen, vor dem Treffen mit Josi, hatte ich viele Fans über Make-A-Wish getroffen. Deswegen fiel es mir nicht leicht, mich an alle Gesichter zu erinnern.

„Erinnerst du dich an die Kleine, die dachte du hättest gebacken, weil du dir Koks reingezogen hattest?", fragte Mikey zickig. Ich seufzte und erinnerte mich sofort an das Lächeln des kleinen Mädchens. Sie hatte mich an Avalanna erinnert und jetzt erinnerte ich mich auch wieder an ihre Mutter. Ich hatte sie für ihre Schwester gehalten, weil sie so jung aussah und vermutlich auch jung war. Mein Herz setzte aus, wenn ich darüber nachdachte, dass ich beinahe die Mutter dieses kleinen Mädchens überfahren hatte.

Lifeline - j.b.Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora