Kapitel 76

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Grace' Sicht:

Nachdem Justin mich angerufen hatte, dass ich ins Krankenhaus kommen sollte, zog ich mich sofort an und schnappte mir meinen Autoschlüssel. Zum Glück war ich gestern mit meinem Auto zu Justin gefahren, denn ansonsten müsste ich jetzt von Mikey oder einem Taxi abgeholt werden.

Auf dem Weg zum Krankenhaus malte ich mir die schlimmsten Sachen in meinem Kopf aus. Irgendetwas musste es mit Aubree zu tun haben, oder mit der kleinen Belle. Auf jeden Fall hatte Justin am Telefon geweint, deswegen konnte es keine gute Nachricht sein, die mich im Krankenhaus erwartete.

Als ich im Krankenhaus eintraf, saß Justin im Foyer auf dem Boden. Ich ging zu ihm und hockte mich vor ihm hin.

„Baby... was ist los?", fragte ich ihn besorgt. Justin stand mit zittrigen Beinen auf und stützte sich an meiner Schulter ab, als würde er gleich wieder zusammenbrechen.

„Ich habe auf dich gewartet. Danke, dass du hier bist", flüsterte er leise. Das Krächzen in seiner Stimme verpasste mir einen stechenden Schmerz im Herzen. Ich ertrug es nicht ihn weinen zu sehen.

„Aubree..."

Ich starrte Justin mit hochgezogenen Augenbrauen an, weil ich immer noch nicht schlauer war. Doch bevor ich etwas sagen konnte, erklärte Justin mir in wenigen Worten, was passiert war und diese Nachricht riss mir den Boden unter den Füßen weg.

„Aubree ist tot."

Ich war geschockt, denn wir hatten uns gerade erst angefreundet. Erst vor wenigen Stunden hatten wir noch zusammen gelacht und das neue Jahr gefeiert. Und jetzt sollte sie tot sein? Das konnte nicht wahr sein.

„W-wieso? Wie?", fragte ich geschockt.

Justin nahm meine Hände in seine und holte tief Luft.

„Paparazzi haben sie bedrängt und sie ist gefallen und hat sich den Kopf aufgeschlagen und ist auf ihren Bauch gefallen. Sie mussten Belle rausholen und... Aubree hatte innere Hirnblutungen. Ihr konnte nicht mehr geholfen werden", schluchzte Justin verzweifelt.

„Das ist... grausam."

Justin presste seine Lippen auf meine. Ich zuckte zusammen, weil ich mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte, aber ich erwiderte den Kuss und genoss ihn sogar. Es lenkte uns Beide ein bisschen von dem Schock ab.

„Wir müssen stark sein und Nick beistehen", murmelte Justin leise. „Er ist Vater geworden." Justin lächelte ein kleines bisschen und auch, wenn man ihm ansah, wie schwer ihm dieses Lächeln fiel, war es wunderschön.

Hand in Hand gingen wir zurück in den dritten Stock, wo Nick im Flur hockte und ein winziges Baby auf dem Arm hielt. Er saß auf der Bank vor dem OP-Raum. Justin und ich setzten uns neben Nick und meine Hand glitt zu dem winzigen Menschen auf Nicks Arm.

„Sie ist wunderschön", hauchte ich leise. Nick sah mich mit Tränen in den Augen an.

„Sie sieht aus wie ihre Mutter."

Ich nickte und strich Nick liebevoll über den Rücken.

„Es tut mir leid."

Nick schluchzte wieder und schaute auf, als eine Krankenschwester vor ihm stand.

„Ich muss die Kleine mitnehmen. Sie muss noch unter Beobachtung bei uns bleiben."

Widerwillig gab Nick seine kleine Prinzessin aus den Händen und weinte dabei wie ein Schlosshund. Ich konnte mich kaum unter Kontrolle halten und musste immer wieder den Kloß in meinem Hals runterschlucken. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass das neue Jahr so schrecklich beginnen würde. Aber wahrscheinlich hat das niemand erwartet.

Lifeline - j.b.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt