Kapitel 24

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Justins Sicht:

Ich war überhaupt nicht sauer auf Grace, dass sie nun schon so früh wieder nach Hause musste und wir nicht einmal die Partie fertigspielen konnten. Die Gesundheit ihrer Tochter ging vor und offensichtlich ging es Josi schon wieder nicht gut.

Doch sobald Grace verschwunden war und wir die Partie ohne sie zu Ende spielten, fühlte ich mich leer.

Ich war zwar umgeben von vielen Menschen, von meinen Freunden, und kam mir trotzdem völlig alleine vor. Dieses Gefühl kannte ich seit Monaten. Es war mein Dauerzustand, aus dem ich nicht entkam. Und dieses Gefühl war unerträglich. Ein stechender Schmerz schoss durch meine Brust, meine Hände fingen an zu zittern und ich wusste, was das bedeutete.

Ich brauchte mein Kokain.

Inzwischen brauchte ich es nicht mehr nur beim Feiern. Nein, ich brauchte es mehrmals die Woche. Ansonsten bekam ich zitternde Hände, Schweißausbrüche oder Heulanfälle. Typische Entzugserscheinungen.

Ich war ein schlechter Mensch.

„Justin, ist alles okay?", fragte Elysandra mich auf einmal. Ich zuckte zusammen und starrte ihr in die Augen. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht mitbekommen, wie ich dem Van – in dem Mikey Grace nach Hause fuhr – hinterher starrte. Er war schon längst verschwunden.

„Ich denke schon", murmelte ich leise. Ich versuchte das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu halten, da niemand von meinen Problemen erfahren sollte.

„Das mit Aubree und Nick tut mir leid", murmelte Ely schließlich.

Schockiert schaute ich sie an. Und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Woher weißt du davon?"

Sie wusste zwar, dass Aubree und ich mal zusammen waren, aber sie hatte keine Ahnung, wie tief unsere Gefühle füreinander waren. Wir hatten es kaum jemandem erzählt, dass das zwischen uns wirklich etwas Ernstes war. Alle dachten, wir turtelten nur ein bisschen miteinander herum. Und dass sie von der Sache mit Nick wusste, verwirrte mich noch viel mehr.

„Aubree ist meine beste Freundin, Justin. Sie hat mir alles erzählt und es tut mir leid, wie es mit euch zu Ende gegangen ist. Es war scheiße von Nick, dass er dir nie erzählt hat was zwischen den Beiden läuft. So etwas machen Freunde nicht", erklärte Elysandra mir.

Ich nickte und fuhr mir durch die Haare. Meine Finger zitterten immer noch und ich hatte Angst, dass Elysandra es bemerkte.

„Nick und ich sind keine Freunde mehr."

„Ich weiß, wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich für dich da", flüsterte Elysandra leise. Sie strich mir liebevoll über die Schulter und ich lächelte sie unsicher an.

Wir spielten die Partie noch zu Ende und dann verabschiedete ich mich von den Dreien. Wir würden uns erst nach dem Wochenende, am Montag, wiedersehen. Ich freute mich schon auf das Wochenende, weil ich morgen den ganzen Tag mit Grace verbringen würde. Hoffentlich hatte ich dann die Gelegenheit sie endlich kennenzulernen.

Aber bis dahin musste ich irgendwie durchhalten. Und ich versuchte mich mit sämtlichen Dingen abzulenken. Aber die einzige Ablenkung war das Kokain, das den Weg in meinen Körper fand.

Grace' Sicht:

Am nächsten Tag brachte ich Josi nach ihrem Mittagsschlaf zu meinem Opa und ich war wirklich froh, dass es ihr wieder besserging. Heute war sie wieder ein bisschen aktiver und glücklicher und sie hatte beim Frühstück die ganze Zeit über Justin und Jake geredet. Sie hatte Jake nämlich auch ganz schön ins Herz geschlossen.

Lifeline - j.b.Kde žijí příběhy. Začni objevovat