Kapitel 12

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Justins Sicht:

Mein Kopf dröhnte so sehr, als ich aufwachte und mir war übel. Das Grummeln in meinem Magen hörte nicht auf, weshalb ich mir ein Glas Wasser holen wollte, um den Magen mit irgendetwas zu füllen. Doch sobald ich an meiner Bettkante saß, spürte ich die Übelkeit noch extremer. Ich stand auf und sprintete in mein Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig kniete ich vor der Kloschüssel, bevor ich mich übergab.

Als ich mir sicher war, dass mein Magen sich genügend geleert hatte, ließ ich mich rückwärts auf den Boden fallen und stöhnte schmerzhaft auf, weil mein Steißbein auf die Fliesen prallte. Ich zog meine Knie an meinen Körper und umklammerte meine Beine mit den Armen. Ich schloss meine Augen, weil mein Kopf so sehr wehtat und ich mir einredete, dass die Schmerzen nachließen, wenn ich meine Augen nicht anstrengen musste. Der eklige Geschmack in meinem Mund sollte mich daran erinnern, dass ich mal wieder übertrieben hatte vergangene Nacht. In meinem Kopf waren wieder nur einzelne Bruchstücke an Erinnerungen, aber an das Gespräch mit Aubree erinnerte ich mich noch ganz genau. Und dabei war genau das Gespräch eine Erinnerung, die ich lieber vergessen wollte.

Nach weiteren zehn Minuten, die ich auf dem kalten Badezimmerboden saß, versuchte ich mich aufzurichten, aber sofort musste ich wieder würgen und hing erneut über der Kloschüssel.

Ich hatte mich lange nicht mehr so grottig und ausgelaugt gefühlt. Gott, was hatte ich denn alles getrunken?

Als ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich hingestellt hatte, spülte ich meinen Mageninhalt die Toilette herunter und torkelte zum Waschbecken rüber. Ich stützte mich am Rand des Beckens ab und atmete tief ein und aus, weil ich mich zusammenreißen musste nicht noch einmal zu kotzen.

„Wow", hörte ich plötzlich eine bekannte Frauenstimme sagen. Ich zuckte zusammen, was sich als Fehler herausstellte, denn es fühlte sich an, als würde jemand mit einem Hammer gegen meinen Schädel schlagen. Was ich vermutlich auch verdient hätte.

Mit verschleiertem Blick, da meine Augen sich immer noch nicht an das grelle Badezimmerlicht gewöhnt hatten, sah ich meine Mutter in der Tür stehen. Das musste eine Halluzination sein. Wieso sollte meine Mutter nach Los Angeles gekommen sein? Ich hatte sie nicht eingeladen und sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich kniff die Augen zusammen und riss sie wenig später wieder auf, aber meine Mutter stand immer noch dort. Mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen.

„Mum?", keuchte ich verwirrt. Der Geschmack in meinem Mund ließ mich erschaudern. Ich nahm meine Zahnbürste in die Hand, drückte genügend Zahnpasta hinauf und fing an mir die Zähne zu putzen. Ich versuchte die Erinnerungen von letzter Nacht wegzuputzen, auch wenn das nicht klappte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es dir so schlecht geht", murmelte sie, wobei sie das ‚so' extra betonte, um mir zu zeigen, dass mein Zustand wirklich schrecklich war. Nachdem ich mir den Mund ausgespült hatte, fühlte ich mich ein bisschen weniger dreckig. Immer noch dreckig genug, um mich wieder ins Bett legen zu wollen, aber nicht mehr so dreckig um auf der Stelle nochmal zu kotzen.

„Was machst du hier?", fragte ich sie verwirrt. Und wie war sie überhaupt in meine Villa gekommen? Mikey musste sie reingelassen haben, denn anders konnte ich es mir nicht erklären. Oder sie war vergangene Nacht schon da gewesen und ich wusste es nur nicht mehr. Nein, wenn meine Mum bei der Party gewesen wäre, hätte ich es jetzt noch im Gedächtnis.

„Scooter hat mich angerufen", erklärte sie mir leise. Sie blieb die ganze Zeit an der Tür stehen, anstatt ins Badezimmer zu kommen und mich in den Arm zu nehmen. Aber ich hatte keine Umarmung verdient. „Er hat mir gesagt, dass es dir nicht gut geht. Aber ‚nicht gut' scheint noch ein harmloser Ausdruck zu sein."

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now