Kapitel 16

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Justins Sicht:

Freundin?

Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was hier vor sich ging. Gestern hatte ich Aubree geküsst. Aubree hatte mich gewarnt, dass ich ihr nicht nochmal zu nahekommen sollte, weil ich damit zu viel riskieren würde. Sie wollte, dass ich Abstand von ihr hielt. Sie hatte niemals den Namen von ihrem Freund genannt. 

Weil Nick ihr Freund war. 

Einer meiner besten Freunde war mit Aubree zusammen. Mit der Frau, die ich geliebt hatte und vielleicht immer noch liebte.

Jetzt ergab das Gespräch mit ihr Sinn, ihre panischen Blicke durch das Studio nach dem Kuss. Alles ergab Sinn. Sie wollte mich von sich fernhalten, damit ich meine Freundschaft mit Nick nicht aufs Spiel setzte. 

Um mich herum brach die Welt zusammen, meine Knie wurden zu Wackelpudding und ich war mir sicher, dass ich zusammengebrochen wäre, hätte Nick mich nicht weiterhin gegen die Wand gedrückt.

„Freundin?", krächzte ich schwer atmend. Nick presste mich fester gegen die Wand. Seine Hand umfasste den Kragen meines T-Shirts und drückte mir die Luft ab.

„Nick!", hörte ich Aubree brüllen. Er ignorierte sie komplett und starrte mir tief in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick, aber es blieb mir auch nichts Anderes übrig. Es war nicht möglich meinen Kopf zu bewegen, so fest hielt Nick mich am Kragen fest.

„Aubree ist meine Freundin, du Idiot! Wenn du dich noch einmal an sie ranmachst, dann schwöre ich dir..."
Er brach ab, weil er von irgendwem weggerissen wurde. Aubree stand neben ihm und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Sie fasste sich an den Bauch und fing an zu schluchzen.
„Du hast mir versprochen ihm nichts zu tun!", schrie sie aufgebracht.

Ich holte tief Luft, weil ich endlich wieder Sauerstoff bekam und mein Blick glitt zu Aubree, die ziemlich verzweifelt aussah.

Nick und Aubree.
Dieses Bild brannte sich in meinen Kopf ein und ich spürte, wie mein Herz immer weiter zerbrach. Auf einmal stand Grace neben mir und strich mir über den Rücken.

„Alles okay?", fragte sie leise. Ich schaute Grace mit offenem Mund an und brachte irgendwie ein Nicken heraus. Nichts war okay, aber ich wollte es nicht zugeben. Die Situation war für mich sowieso viel zu schockierend, um darüber zu reden.

Meine Knie zitterten, ich hatte meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Langsam ließ ich mich an der Wand hinuntergleiten, bis ich auf dem Boden saß und meine Knie an meinen Körper ziehen konnte. Ich fühlte mich von allen belogen und betrogen. Fühlte mich einsam und alleine gelassen. Aubree sah mich mit schuldbewusstem Blick an, doch ich nahm es nicht richtig wahr. Sie unterhielt sich noch eine Weile mit Nick, bis er sie vor meinen Augen küsste und zu mir kam. Er hatte sie geküsst. Er war ihr Freund. Er hatte Aubree geschwängert.

„Ich werde heute nicht trainieren, Justin. Sorry, aber ich brauche diesen Tag Ruhe von... von dir. Du kannst mit Grace alleine trainieren, damit wir keine Zeit verschwenden", murmelte Nick leise. Er schnappte Aubrees Hand und zog sie aus dem Tanzstudio raus. Dann war ich mit Grace alleine und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

„Sollen wir das Training heute ganz ausfallen lassen?", fragte Grace mich auf einmal. Ich fand es wirklich aufmerksam von ihr, dass sie mich nicht wieder ausfragen wollte, was wirklich gerade passiert war. Vielleicht konnte sie auch einfach eins und eins zusammenzählen.

Schließlich fand ich die Worte, um ihr zu antworten.

„Nein, ich... wir trainieren. Du musst die Choreo lernen, ich... ich bin zwar nicht so gut im Erklären wie Nick, aber... wir kriegen das schon hin."

Lifeline - j.b.Kde žijí příběhy. Začni objevovat