Kapitel 6

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Grace' Sicht:

Ich starrte Justin in die Augen und versuchte das Kokain unter seiner Nase zu ignorieren. Meine Befürchtung, er würde Drogen nehmen, hatte sich tatsächlich bestätigt und diese Tatsache versetzte mir einen Stich in meinen Brustkorb. Meine Kleine hatte keine Ahnung, dass gerade ein vollgedröhnter Justin vor ihr stand, der nur so gut drauf war, weil er sich Kokain reingezogen hatte.

„Ich bin zwar eine junge Mutter, aber dafür auch eine sehr gute", antwortete ich nun, da er mich immer noch so erwartungsvoll ansah. Justin leckte sich über die Lippen. Seine Pupillen waren geweitet, eindeutig ein Anzeichen dafür, dass er high war.
„Wie heißt du?", fragte er mich - genau wie vor vier Monaten im Club. Er schien sich wirklich an gar nichts mehr zu erinnern. Aber es wunderte mich nicht.
„Grace."
„Ich bin Justin", hauchte er leise.
„Ach was?", antwortete ich keck. Justin lachte und wandte sich wieder meiner Tochter zu. Ich spürte die Nervosität an meinem gesamten Körper. Mir war heiß und kalt gleichzeitig, und übel. Ich fühlte mich in Justins Nähe einfach nicht wohl.

Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Justins Bodyguard hängen, der mich eindringlich anstarrte. Er erkannte mich, schließlich war er an jenem Abend bei mir gewesen und hatte mich vermutlich ins Krankenhaus gebracht. Er musste sich fragen, warum ich mir die Nähe von Justin freiwillig antat, aber für meine Tochter würde ich alles tun.
Justin setzte sich auf den Boden und zog Josi an sich ran.
„Du bist mein größter Fan habe ich gehört?", fragte Justin leise. Ich lächelte, weil er gerade wirklich süß mit Josi umging. Er wollte sich wohl echt Zeit nehmen.
„Belieber!", antwortete sie sofort. Justin grinste breit und strich ihr über die Wange.
„Wie fandest du meine Show, Süße?"
Josi strahlte über das ganze Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. So glücklich hatte ich sie lange nicht gesehen und es machte mich ebenfalls glücklich.
„Toll! Mama sagt immer ich bin noch zu jung, aber ich glaube ich liebe dich", hauchte Josi unsicher.
Justin lächelte noch mehr - wenn das überhaupt noch möglich war - und es erfüllte mein Herz. Trotz dessen, dass er high war, merkte man es ihm kaum an. Und eine Vierjährige merkte bestimmt nicht, wenn jemand auf Droge war.
„Du erinnerst mich an Avalanna. Sie war genauso süß wie du und sie hat mich auch geliebt."
„Ich kenne Avalanna! Aus deinem Film. Seid ihr noch Mann und Frau?", fragte mein Sonnenschein schließlich. Justin schüttelte den Kopf und schaute bedrückt zu Boden.
„Sie wacht jetzt im Himmel über mich. Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten, Josi?", fragte Justin leise. Josi sah ihn mit großen Augen an. „Ich liebe dich auch, kleine Maus."

Josi schlang glücklich ihre Arme um Justins Hals und drückte ihn ganz fest an sich. Als die beiden sich wieder voneinander lösten, schaute Josi ihm tief in die Augen.
„Hast du gebacken? Du hast Mehl unter der Nase", murmelte sie plötzlich und wollte mit dem Finger unter seine Nase tatschen, aber Justin drehte sein Gesicht weg und wischte sich die Drogen mit dem Handrücken weg. Sein Blick landete währenddessen bei mir, denn er schien zu ahnen, dass ich das Pulver schon vorher gesehen hatte.
„Ich habe wohl nicht aufgepasst beim... Backen."
Er stand auf und reichte Josi die Tasche mit den Goodies. Dann hob er sie noch einmal hoch und knuddelte sie ganz fest.
„Es war sehr schön dich kennenzulernen, kleine Josi. Sei immer ganz stark und tapfer und denke immer daran, dass ich dich liebe", hauchte Justin liebevoll. Meine Tochter weinte schon wieder und es versetzte auch meine Augen wieder unter Tränen. Ich schoss noch ein paar Fotos von den Beiden, als Andenken für Josi und verabschiedete mich dann ebenfalls.
Dann kam Justin zu mir und reichte mir seine Hand.
„Pass auf deine Tochter auf."

Justins Sicht:

Ich starrte Grace tief in die Augen und spürte ein seltsames Verlangen. Das Kokain zeigte seine volle Wirkung, denn immer wenn im Rausch war, hatte ich ein gesteigertes sexuelles Verlangen.
Grinsend ließ ich ihre Hand los und verschwand aus dem Raum. Es sollte nicht rauskommen, dass ich gekokst hatte, aber leider hatte Josi mich verraten, indem sie das Pulver unter meiner Nase erwähnte. Ich hatte nur kurz Mikeys Blick gesehen und ahnte sofort, dass er Scooter erzählen würde, was ich getan hatte.
Das Versprechen, nie wieder Drogen zu nehmen, hatte ich schon längst gebrochen. Ziemlich genau eine Stunde, nachdem ich Scooter damals das Versprechen gegeben hatte.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now