Kapitel 67

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Grace' Sicht:

Ich hatte die Worte tatsächlich ausgesprochen. Die drei Worte, die ich noch nie zu einem Mann gesagt hatte. Mein Herz sprang beinahe aus der Brust, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte. Justin starrte mich einfach nur mit großen Augen an und hielt meine Hüfte fest umklammert. Er zog mich an sich und presste seine Lippen auf meine. Ich zitterte.
Jeder Kuss von ihm brachte mich um den Verstand. Jede noch so kleine Berührung machte mich verrückt und jetzt wusste er, wie stark meine Gefühle für ihn waren.
Es war Liebe. Dieser Mann hatte mein Herz erobert.

Als Justin sich wieder von mir löste, sah ich Tränen in seinen Augen. Hoffentlich Freudentränen.
„Du solltest vorsichtig mit diesen Worten umgehen, Shawty. Ich habe keine Liebe verdient", flüsterte er leise und enttäuscht. Er glaubte mir nicht, das sah ich an seinen Augen. Dachte er wirklich ich würde diese Worte nur sagen, damit er sich besser fühlte? Ich habe diese Worte gesagt, weil ich es ernst meinte.

„Hör bitte auf solche Selbstzweifel zu haben, Justin. Ich liebe dich und ich meine das völlig ernst", antwortete ich schließlich.

Justins Lippen formten sich zu einem kleinen Lächeln und mir war klar, dass er die Worte noch nicht erwidern konnte. Er brauchte Zeit und diese Zeit würde ich ihm geben. Trotzdem sollte er wissen, was ich für ihn empfand.

Justin presste seine Lippen wieder auf meine und ich fühlte mich geborgen und sicher. Der Gedanke, dass er beinahe wieder Drogen genommen hätte, zerfraß mich. Aber ich wusste, dass wir das gemeinsam durchstehen würden. Er war stark und er schaffte den Entzug, wenn er mir endlich vertraute und sich von mir helfen ließ.

„Grace, ich würde gerne ein bisschen Zeit mit dir und Josi alleine verbringen. Wollen wir irgendwo Essen gehen?", fragte Justin mich, als er sich von mir gelöst hatte.

„Gerne", hauchte ich lächelnd. Justin küsste mich noch einmal und suchte sich neue Klamotten aus dem Schrank. Vom Training war er ziemlich durchgeschwitzt. Grinsend beobachtete ich ihn dabei, wie er seine Jogginghose durch eine hellblaue, zerrissene Jeans ersetzte und sein schwarzes T-Shirt durch ein dunkelblaues Hemd, das ihm wirklich unglaublich gut stand.
„Darf ich dir etwas zum Anziehen raussuchen?", fragte Justin mich leise. Ich nickte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich gehe mich nochmal schnell frisch machen", hauchte ich und verschwand im Badezimmer. Meine Handtasche nahm ich mir unauffällig mit. Dieser Tag hatte mich komplett fertiggemacht und ausgelaugt. Für einen kurzen Moment hatte ich wirklich Angst gehabt, dass Justin sich die Line schon reingezogen hatte und ich zu spät gekommen war. Der Streit mit meiner Mutter belastete mich ebenfalls wie verrückt, auch wenn ich es mir nicht ansehen lassen wollte. Justin hatte schon mit genügend Problemen zu kämpfen, da brachte es nichts, wenn ich wegen meiner Mutter zusammenbrach.
Ich griff in die Handtasche und zog eine Schachtel Zigaretten raus. Es war risikoreich sie einfach in meiner Tasche mitzuschleppen, weil Justin sie jederzeit entdecken konnte, aber andererseits benutzte ich sie so gut wie nie. Selbst, wenn er sie finden würde, wäre die Packung noch beinahe voll und ich könnte sagen, sie gehörten einem Crewmitglied.

Ich öffnete das Fenster im Badezimmer und schaute nach draußen. Es waren keine Paparazzi oder Fans zu sehen, sodass ich getrost die Zigarette in den Mund stecken konnte. Kurz zögerte ich, doch dann zündete ich sie an und atmete den Rauch ein.

Keine Geheimnisse mehr, hatten Justin und ich uns versprochen. Und jetzt stand ich im Badezimmer und rauchte heimlich. Das schlechte Gewissen zerfraß mich, weshalb ich nach dem zweiten Zug direkt die Zigarette ausdrückte und aus dem Fenster warf. Ich ließ das Fenster weiterhin geöffnet, während ich vor dem Spiegel stand und meine Zähne gründlich putzte.

Lifeline - j.b.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt