Lifeline - j.b.

Kapitel 17

Justins Sicht:

Mein Herz setzte aus, als ich Aubree in der Tür stehen sah. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie heute nochmal hier auftauchen würde, nachdem Nick sie halb raus gezerrt hätte. Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, sie erst morgen beim Training wiederzusehen, um bis dahin darüber nachzudenken, was ich ihr sagen wollte.

Unsicher schaute ich zu Grace, die mir nur zunickte und zur Musikanlage ging.
„Ich übe so lange noch ein bisschen", flüsterte sie lächelnd. Mit einem tiefen Atemzug verschwand ich aus dem Studio und ging mit Aubree in den Flur. Mein Magen drehte sich in meinem Bauch um, weil ich nervös war, wie sich die Situation mit Aubree entwickelte. Ich war nicht fähig zu sprechen, weshalb Aubree das Gespräch anfing.

„Es tut mir leid, Justin. Ich musste ihm erzählen, dass du mich geküsst hast", hauchte sie leise. Ich schüttelte fassungslos den Kopf und fuhr mir über den Hinterkopf.
„Hätte ich gewusst, das Nick dein Freund ist, dann hätte ich dich niemals geküsst. Warum habt ihr es mir nicht erzählt, dass ihr ein Paar seid?"

Aubree wandte ihren Blick von mir ab und starrte an die kahle Wand. Für einen kurzen Moment dachte ich, sie fängt an zu weinen. Sie klimperte schnell mit den Augen und atmete schwer. Jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.

„Du weißt ganz genau, warum ich dir nicht erzählt habe, wer mein Freund ist", flüsterte Aubree verletzt. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und musste mir jetzt ebenfalls die Tränen unterdrücken. „Du hast es mir nicht erzählt, weil... lass mich raten? Du mich nicht verletzen wolltest?", fragte ich sie keck. „Glückwunsch, du hast mich aber verletzt."

Mein Sarkasmus war deutlich rauszuhören und Aubree lief eine Träne über die Wange. Es war nicht meine Absicht ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, aber irgendwie musste ich meine wahren Gefühle, die ich gerade empfand, verstecken.

„Nick und ich wollten nicht, dass eure Freundschaft gefährdet wird. Ja, und... wir wollten dir nicht wehtun."

Ich lachte laut auf und fuhr mir mit der flachen Hand über das Gesicht, weil ich einfach fassungslos war. Grace hatte mich beim Training perfekt ablenken können und jetzt kamen sämtliche Emotionen wieder hoch.

„Dachtest du wirklich es tut mir nicht weh das zu erfahren?! Aubree... sag mir nur eins... ist er der Typ mit dem du mich vor knapp einem Jahr betrogen hast?", fragte ich leise. Ich wollte die Wahrheit wissen, wollte wissen, ob mein bester Freund wirklich mit meiner damaligen Freundin ins Bett gestiegen ist – obwohl er wusste, dass wir ein Paar waren.

Aubree schwieg.

Und das reichte mir als Antwort. Ich schüttelte den Kopf und Tränen liefen mir über die Wange.

„Wie konntet ihr mir das antun? Wie konntest DU mir das antun?"

Meine Stimme klang nur noch wie ein undeutliches Krächzen.

„Es tut mir leid, Justin!", schrie Aubree verzweifelt. „Nick und ich... wir haben so viel Zeit miteinander verbracht und dann ist es einfach passiert. Wir haben uns verliebt und... verdammt, ich wollte es dir rechtzeitig erzählen, aber ich konnte nicht."

„Ich habe an diesem Tag auf dich gewartet, Aubree... Stundenlang, weil ich dich geliebt habe und ich war mir sicher, dass du noch auftauchst. Aber dann hast du mir nur diese SMS geschrieben, dass du mich betrogen und dich in einen anderen verliebt hast. Weißt du bei wem ich mich ausgeheult habe? Bei Nick! Ich bin verdammt nochmal zu Nick gefahren und habe ihm mein Herz ausgeschüttet!"

Jetzt konnte Aubree keinerlei Tränen mehr zurückhalten. Sie schluchzte laut auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

„Wir wussten nicht wie wir es dir sagen sollen! Es tut mir so so leid, Justin. Ich war feige und hätte dir die Wahrheit sagen müssen, bevor ich mit Nick schlafe."