Kapitel 86

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Justins Sicht:

Die Show verlief gut, auch wenn ich andauernd an Grace und Josi denken musste. Vor allem aber an Josi, an meine kleine Tochter.
Meine Fans hatten bemerkt, dass wir den Tanz bei No Pressure weg gelassen hatten und auch, dass keine Kids bei Children tanzten.
Ich war unglaublich froh, als die Show vorbei war und wir uns Backstage ausruhen konnten. Während die Tänzer sich feierten, setzte Nick sich neben mich und sah mich besorgt an.
„Du musst Josi helfen. Sie ist deine Tochter, Justin."
Ich dachte über seine Worte nach und auch über die Worte von Fredo, die er mir vor der Show gesagt hatte. Er hatte recht, ich würde mir nie wieder selbst verzeihen, wenn Josi starb. Ich musste wenigstens versuchen ihr zu helfen.
„Leute? Wir brechen die Tour vorerst ab", murmelte ich schließlich. Fredo lächelte mich glücklich an und nickte erfreut.
„Ich sorge dafür, dass wir noch heute Nacht zurück nach LA fliegen."
Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von meiner Crew und sorgte dafür, dass ein Flugzeug in drei Stunden bereitstand.

Zurück in LA, in den frühen Morgenstunden, ließ ich mich sofort von Mikey ins Krankenhaus fahren, in dem Josi immer untersucht wurde. Außerdem hoffte ich, dass Grace noch nicht hier war, denn ich wollte sie unter keinen Umständen sehen.
„Ich suche Josi Bennett", sagte ich zur Dame an der Rezeption.
„Gehören Sie zur Familie?", fragte sie leicht genervt, ohne mich anzusehen. Ihr PC schien wichtiger zu sein. Doch als ich mich räusperte und sie mich anstarrte, riss sie ihre Augen weit auf.
„Mr. Bieber, entschuldigen Sie bitte."
Innerhalb weniger Sekunden gab sie mir die Zimmernummer von Josi und ich lief schnurstracks den Flur entlang, um die Kleine zu besuchen.
Als ich ihren Raum betrat, sah ich sie friedlich im Bett schlafen. Sie sah so unglaublich zerbrechlich aus und ich konnte nicht glauben, dass sie meine Tochter war. Es war jetzt das erste Mal, dass ich sie sah, seit ich erfahren hatte, dass ich ihr Vater war. Diese kleine Prinzessin war mein Fleisch und Blut. Es fühlte sich so surreal an, ihre Hand zu nehmen und zu wissen, dass ich ihr Daddy war.

Ich musterte ihr Gesicht ganz genau und sah mich tatsächlich darin wieder. Jetzt, wo ich die Wahrheit kannte, erkannte ich die Ähnlichkeit.
Josi öffnete langsam die Augen, als ich ihren kleinen Handrücken küsste und ihre Hand an mein Herz drückte.
„Jussy", hauchte sie leise.
Selbstverständlich kam ich jetzt nicht mit der Wahrheit um die Ecke. Das würde Josi nur überfordern, denn offenbar wusste auch sie nichts davon, dass sie ihren Daddy schon längst gefunden hatte.
„Guten Morgen, mein Engel", hauchte ich leise.
Josi lächelte mich glücklich an, aber ich sah in ihren Augen, wie schwach und müde sie war. Sie brauchte dringend meine Hilfe.
Außerdem erkannte ich in ihren Augen mich selbst wieder. Sie hatte meine Augen und es war mir noch nie aufgefallen.
„Wie geht es dir, Süße?", fragte ich leise. Natürlich ging es ihr nicht gut, aber ich wollte es trotzdem aus ihrem Mund hören. Ich wollte die Bestätigung, dass sie mich brauchte.
„Mein Körper tut weh und ich bin ganz doll müde, Jussy."
Josi gähnte kurz und nickte dann auch schon wieder ein.
Ich presste ihren Handrücken noch einmal gegen meine Lippen und schüttelte ängstlich den Kopf.
„Ich lasse nicht zu, dass du stirbst, mein Schatz. Das lasse ich nicht zu."

Grace Sicht:

Nach einem zwanzigminütigen Fahrtweg hielt ich vor Elenas Wohnung auf dem Parkplatz und klingelte an ihrer Tür. Als ich das Summen hörte, drückte ich die Tür auf und sprintete das Treppenhaus nach oben. Elena stand schon an ihrer Wohnungstür und sah mich besorgt an. Sie hatte noch keine Ahnung, was ich in LA machte. Ich hatte ihr nur schnell eine Nachricht geschrieben, dass ich vorbeikam.

„Was machst du in LA, Süße? Was ist los?", fragte Elena mich panisch. Natürlich wusste sie, dass Josi im Sterben lag, aber ich hatte sie nicht darüber informiert, dass ich zurück nach Los Angeles gekommen war. Wahrscheinlich ahnte sie Schlimmes und letztendlich war es auch etwas Schlimmes, denn die Trennung und Josis Krankheit belasteten mich gerade enorm.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now